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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Augen weiteten und sie die Lippen verunsichert zusammenkniffen, wenn ihnen endlich dämmerte, dass sie es hier mit einem Mann zu tun hatten, der keine Grenzen kannte. Auf jeden Fall nicht solche Grenzen, wie diese Leute sie sich vorstellten. Oh ja, das Gefängnis war ein guter Ort für einen Mann mit seinen Fähigkeiten gewesen.
    Aber jetzt war es an der Zeit, all das hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen, in dem er sich auf die schönen Dinge konzentrieren konnte. Während er durch die Dunkelheit fuhr, schaltete er im Radio auf den Nachrichtenkanal, um die neuen Meldungen zur vollen Stunde zu hören. Sein Angriff auf Mickys Rennstall müsste mittlerweile eine Schlagzeile wert sein. Die allgemeinen Nachrichten rauschten als störender Lärm an ihm vorbei. Straßenunruhen in Saudi-Arabien, Kostenkürzungen bei der Koalition, ein Prostituiertenmord in Bradfield und dann die Meldung, auf die er gewartet hatte.
    »Das Gestüt des ehemaligen Fernsehstars Micky Morgan war heute Abend Ziel eines Brandanschlags. Ein Stallbursche starb beim Versuch, Pferde aus dem Flammeninferno zu retten. Des Weiteren kamen durch das Feuer, das sich von einem Heuschober aus verbreitet hatte, zwei Pferde ums Leben. Durch das schnelle Eingreifen des Personals konnten die fünfzehn weiteren reinrassigen Rennpferde gerettet werden. Das Stallgebäude wurde stark beschädigt. Zu einem eventuellen Zusammenhang des Angriffs mit dem Gefängnisausbruch von Ms. Morgans Ex-Mann, dem ehemaligen Sportler und Fernsehmoderator Jacko Vance, wollte sich die Polizei nicht äußern. Doch eine Quelle aus dem Umfeld von Ms. Morgan gab an: ›Wir hatten bereits damit gerechnet, dass dieser bösartige Mensch es auf Micky abgesehen hat. Ein Angriff auf wehrlose Pferde, niederträchtiger geht es nicht.‹ Weitere Informationen zu diesem Vorfall bringen wir in unserer nächsten Nachrichtensendung in einer halben Stunde.«
    Wütend schlug Vance auf das Lenkrad, brachte dadurch den Wagen kurz zum Schleudern und provozierte wütendes Protestgehupe hinter sich. »Zwei Pferde und ein Stallbursche?«, schrie er. »Zwei Scheiß-Pferde und ein lausiger Stallbursche? Dieses Wahnsinnsrisiko und all die Vorbereitungen für zwei gottverdammte Pferde und einen Stallburschen?« Das war nicht genug. Das war nicht annähernd genug. Micky war ja nicht mal die Pferdeliebhaberin, sondern Betsy. Er hatte die Stallungen komplett vernichten und Betsys neues Leben zerstören wollen. Micky sollte unfähig sein, ihren Schmerz zu lindern. Der Brandstifter, auf dessen Informationen er sich hatte verlassen müssen, hatte sich wohl geirrt. Entweder das, oder der aalglatte, geldgierige Bastard hatte ihn absichtlich angelogen.
    Blinde Wut erfasste ihn, ließ seine Temperatur ansteigen und verursachte ihm Beklemmungsgefühle. Vance nahm die erste Ausfahrt und parkte in einer Haltebucht. Er stieg aus, trat wütend nach einem Plastikmülleimer und brüllte wüste Beschimpfungen in die Nacht hinaus. All die Spannung, die ihn bei den Vorbereitungen auf den Brandanschlag bei der Stange gehalten hatte, löste sich nun in einem explosionsartigen Wutausbruch. »Elendes Weibsstück«, schrie er in den Nachthimmel.
    Schließlich hatte er sich abreagiert und taumelte zurück zum Auto. Vor lauter hilfloser Wut fühlte er sich ganz elend. Was er sich ausgemalt hatte, wäre eine ausreichende Strafe gewesen. Damit hätte er sich zufriedengeben können. Aber sie hatte es erneut geschafft, ihn auszutricksen. Das konnte er nicht zulassen. Er musste drastischere Maßnahmen ergreifen. Er würde die Mission des nächsten Tages schon heute hinter sich bringen. Dank seiner geradezu krankhaften Neigung zu detaillierten Notfallplanungen hatte er alles, was er brauchte, bereits dabei. Danach konnte er nach Vinton Woods zurückkehren und sich ein paar Tage lang ausruhen. Er würde die übrigen Kamerasysteme aktivieren und sich überlegen, wie er die anderen Cops erledigen konnte. Dann würde er hierher zurückkommen und nachlegen. Er würde Micky ernsthaft leiden lassen.
    Nichts anderes kam in Frage.

    Trotz der Jahre, die seit ihrem letzten Fernsehauftritt vergangen waren, hätten ihre Heerscharen von Fans Micky Morgan noch immer problemlos erkannt. Die paar Silbersträhnen in ihrem blonden Haar und die feinen Fältchen in ihren Augenwinkeln waren nicht wirklich bemerkenswert. Es handelte sich eindeutig noch um dieselbe attraktive Frau mit Traumfigur, die über so lange Jahre vier Tage pro Woche zur

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