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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sich sofort ans Telefon gehängt, um alle in der Gegend anzurufen, die möglicherweise Boxen frei hatten, um ihren geliebten Pferden Unterschlupf zu bieten. »Es tut mir leid, ich hätte Ihnen diese Angaben gleich zukommen lassen sollen. Ich wollte mich nur so dringend von diesem Rauchgestank befreien.«
    »Das kann ich verstehen«, entgegnete er.
    Betsy war schon dabei, in ihrer kleinen, sauberen Handschrift eine Reihe von Namen auf einem Blatt Papier zu notieren. Sie reichte dem Polizisten den Zettel und legte Micky beruhigend die Hand auf die Schulter. »Wenn das alles war, dann hätten wir jetzt gerne ein bisschen Ruhe«, bat sie den Beamten charmant und doch bestimmt. Als sie alleine waren, zog sie Micky an sich und drückte sanft ihren Kopf an ihren Busen, der unter dem äußerst schicklichen Morgenmantel mit Schottenkaro verborgen lag. »Einen solchen Abend will ich wirklich nicht so bald wieder erleben«, stellte sie fest.
    »Ich auch nicht!«, seufzte Micky. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er versucht hat, die Pferde zu töten. Was wollte er damit erreichen?«
    »Es geht darum, uns weh zu tun, denke ich«, vermutete Betsy vernünftig. Sie ließ Micky los und goss sich einen Scotch ein. »Möchtest du auch einen?«
    Micky schüttelte den Kopf. »Wenn das wirklich so ist, dann bin ich froh, dass er sich die Pferde ausgesucht und nicht dich zum Ziel genommen hat.«
    »Oh, Liebling, sag das nicht. Vergiss nicht, dass es Johnny das Leben gekostet hat. Und die armen Pferde. Sie müssen panische Angst gehabt haben und unter großen Qualen gestorben sein. Es macht mich so wütend. Arme alte Midnight Dancer und Trotters Bar. Unschuldige Tiere! Ich würde ja Jacko so ziemlich alles zutrauen, aber diese wunderschönen, unschuldigen Tiere zu verletzen, das zeigt, dass er tiefer gesunken ist, als ich gedacht hatte.«
    Micky schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts, was Jacko nicht tun würde, wenn es seinen Zwecken dient. Wir hätten uns das klarmachen müssen, bevor wir uns an ihn gebunden haben.«
    Betsy machte es sich auf dem Sessel gegenüber von Micky bequem. »Wir konnten über die Einzelheiten seines geheimen Doppellebens nicht Bescheid wissen.«
    »Vielleicht nicht. Aber wir wussten immer, dass er eins hatte.« Micky spielte nervös mit ihrem Haar und wickelte sich eine Locke um den Finger. »Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.«
    Betsy kicherte. »Ich auch. Das war ein schrecklicher Moment, als ich dachte: ›Das war’s, Betsy. Vorhang für dich.‹ Und dann hat Johnny mich gerettet.« Ihr Gesicht wurde ernst.
    Micky zitterte. »Lass uns nicht darüber reden.« Während sie sprach, hörten sie Stimmen in der Eingangshalle. Man konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber es klang nach einem Mann und einer Frau.
    Die Tür öffnete sich, und eine Frau trat ein. Sie kam ihnen bekannt vor – kurzes blondes Haar, mittlere Größe, graublaue Augen, gutaussehend, jedoch gezeichnet von Müdigkeit und Jahren harter Arbeit – Micky wusste nicht, wo sie sie hinstecken sollte. Auch ihre Kleidung bot keinen Anhaltspunkt – ein dunkelblaues Kostüm, geschmackvoll, jedoch nicht extravagant, hellblaue Bluse mit offenem Kragen und eine leichte Lederjacke, die bis auf die Oberschenkel reichte. Sie hätte alles sein können, von einer Anwältin bis  zur Journalistin. Ihre Lippen wurden schmaler, als sie Micky und Betsy betrachtete, die anscheinend entspannt zusammen in ihrer Farmhausküche saßen. »Sie erinnern sich nicht an mich, oder?«, fragte sie, während sie die beiden kalt musterte.
    »Ich schon«, antwortete Betsy. »Sie sind die Polizeibeamtin, die Jacko verhaftet hat. Ich erinnere mich daran, dass Sie im Old Bailey ausgesagt haben.«
    »Jacko ist er also für Sie? Der Mann versucht, Ihre Lebensgrundlage niederzubrennen, aber er ist immer noch Jacko für Sie?«
    Micky schaute hilfesuchend zu Betsy. Der Gesichtsausdruck ihrer Geliebten war härter geworden, und eine neue Wachsamkeit sprach aus ihrem Blick. »Er war jahrelang Jacko für uns. Es ist Gewohnheitssache, das ist alles.«
    »Ist das so? Ist das wirklich alles? Oder verrät es Ihre wahre Einstellung zu ihm, Ms. Thorne?« Die Stimme der Frau klang gepresst, so als könne sie sich nur mühsam beherrschen.
    »Ich kann Sie leider nicht mit Namen ansprechen. Es tut mir leid, ich erinnere mich einfach nicht an Ihren Namen.«
    »Das sollten Sie aber. Er war diese Woche schließlich ständig in den Nachrichten. Mein Name ist Jordan.

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