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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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in deinem Zimmer ist sowieso ein Ungetüm. Ich kann es verkaufen, verschenken oder in der Garage unterbringen, damit ich etwas habe, was ich zurückstellen kann, wenn du genug davon hast, mit mir zusammenzuleben, und wieder allein sein willst.« Er warf ihr einen nervösen, beklommenen Blick zu, er brauchte Bestätigung.
    Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das nun nicht mehr strubbelig war, sondern stachelig hochstand. »Ich glaube, das wird nicht geschehen.« Doch auch ihr Lächeln wirkte unsicher. »Wir haben über die Jahre sehr kleine Schritte aufeinander zu getan. Wir tun nie etwas hinsichtlich unserer Beziehung, wenn wir nicht das Gefühl haben, doppelt abgesichert zu sein. Ich kann nicht glauben, dass es in die Katastrophe führen wird.«
    Er erhob sich und ging um den Schreibtisch herum, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. »Wir werden es nicht zulassen. Ich werde mich an einen Antiquitätenhändler wenden, der das Bett schätzen kann. Und jetzt geh ich nach Haus. Es ist zehn, und ich bin total geschafft. Wir sprechen uns morgen. Okay?«
    Sie legte ihre Hand auf seine. »Okay.«
    »Ich weiß, dass du meinst, ich reagiere übertrieben«, sagte er, trat zurück und ging zur Tür. »Aber ich weiß, wozu Männer wie Vance fähig sind. Und wir haben so lange gebraucht, an diesen Punkt zu kommen, ich könnte es nicht ertragen, dich jetzt zu verlieren.«
    Dann war er fort.

    Vance erwachte und fuhr hoch, sein Herz raste, alle Sinne waren auf Alarm geschaltet. Einen Augenblick hatte er keine Ahnung, wo er war, warf sich in dem großen Bett herum und verhedderte sich in dem ihm unvertrauten Bettzeug. Dann wurde ihm die Stille bewusst, und es fiel ihm wieder ein. Er war nicht an dem Ort, den er erwartet hatte, sondern meilenweit entfernt von seiner engen Zelle im Gefängnis von Oakworth. Er befand sich in Vinton Woods, in einem Haus, das einer Gesellschaft auf den Kaimaninseln gehörte. Deren alleiniger Direktor war Patrick Gordon, und dieser Name stand in einem der Pässe im Aktenkoffer, den Terry ihm gegeben hatte.
    Er drehte sich auf die andere Seite und schaltete die Nachttischlampe an. Der weiße Glasschirm warf ein weiches Licht auf einen Teil des Zimmers. Schon das allein war neu. Das Licht in seiner Zelle in Oakworth hatte jeden Winkel ausgeleuchtet und die Grenzen und Einschränkungen aufgezeigt. Aber dieser sanfte Schein überließ die Dinge der Phantasie des Betrachters. Vance mochte das.
    Das Bettzeug jedoch war inakzeptabel. Das musste raus. Terry war bis in die Knochen ein Kind der Arbeiterklasse gewesen. Und so glaubte er wirklich, dass schwarze Satinbettwäsche hieß, man hätte es geschafft.
    Vance schaute auf seine Uhr und war überrascht, dass es noch nicht einmal zehn Uhr war. Er hatte sechs Stunden geschlafen, war aber jetzt in einem merkwürdigen Zustand, müde und doch aufgekratzt. Etwas hatte ihn aufgeweckt, eine Angst, die sich in seine Träume gedrängt hatte, und jetzt bekam er sie nicht recht zu fassen. Er stieg aus dem Bett und genoss den weichen, dicken Teppich unter den Füßen. Nachdem er gepinkelt hatte, merkte er, dass er hungrig war, und tapste hinunter zur Küche.
    Noch eine Freiheit, in der er schwelgen konnte.
    Er schaltete das Licht an und war froh, dass kein offensichtliches Anzeichen seiner Gewalttat zu bemerken war. So naiv war er nicht zu glauben, er hätte alle forensischen Spuren der Tat beseitigt, aber er erwartete nicht, dass Kriminaltechniker das Haus untersuchen würden. Wenn jemand das Haus ohne tieferes Misstrauen und unmethodisch betrachtete, wie zum Beispiel der Immobilienmakler, der es bald verkaufen sollte, dann würde ihm nichts auffallen.
    Vance öffnete den Kühlschrank und lachte schallend. Terry hatte eindeutig einen überfallartigen Beutezug bei Marks & Spencer durchgeführt. Fertiggerichte, frisches Fleisch und Gemüse, Obst, Milch, Champagner und frisch gepresster Orangensaft. Er zog den Schampus heraus und ließ mit dem Griff einer Hand den Korken knallen, während er sich überlegte, was er essen wollte. Er entschied sich für chinesische Vorspeisen, musste sich aber anstrengen, um die Funktion der Schalter am Herd zu verstehen. Schließlich hatte er es herausgefunden, aber seine gute Laune war jetzt getrübt.
    Während er sein zweites Glas Champagner eingoss, fiel ihm ein, was hinter dem Stachel der Angst lag, der ihn geweckt hatte. Er hatte die Kameraübertragungen nicht gecheckt. Der hauptsächliche Grund war, dass er das Haus nicht

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