Vergeltung
schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Es bringt uns also überhaupt nicht weiter.«
»Aber wir wissen, dass der Mann in dem Wagen mit ziemlicher Sicherheit der Mörder ist«, warf Tony ein. »Wenn er nur ein Freier war, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, falsche Nummernschilder an seinem Wagen anzubringen. Das spricht für vorausschauende Planung.«
Stacey drehte sich zu Sam um und schenkte ihm ein Lächeln, was generell selten war. »Tatsächlich glaube ich nicht, dass es eine Sackgasse ist, Sam. Wir müssen uns einfach von der Seite nähern. Wie überall im Vereinigten Königreich gibt es in Bradfield ein extensives Netz von Überwachungskameras mit automatischer Nummernerkennung. Heutzutage verfolgen Verkehrspolizisten und Sicherheitsdienste die Wege der Fahrzeuge auf den wichtigeren Straßen im ganzen Land. Auf Nationalstraßen können sie sich an jedes Fahrzeug anhängen und es in Echtzeit verfolgen. Oder so gut wie. Und der Hammer ist: All diese detaillierten Bewegungen der Fahrzeuge sind im Nationalen ANPR-Datenzentrum für fünf Jahre gespeichert, damit sie zur Nachrichtengewinnung ausgewertet oder als Beweise benutzt werden können. Wir müssen nur um Belege bitten für diese Nummer, und zwar nach dem Datum, als der Nissan verschrottet wurde. Das könnte uns praktisch direkt zu seiner Tür führen. Oder zumindest können wir uns so ein annäherndes Bild von ihm machen, mit Hilfe dessen jemand, der ihn kennt, ihn identifizieren und sich melden könnte.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Ist das nicht schön?«
»Schön? Es ist besser als schön«, sagte Carol. »Können Sie Kontakt mit dem Datenzentrum aufnehmen, Stacey? Betonen Sie, wie dringend es ist. Ein Leben steht auf dem Spiel, das Übliche eben. Wir brauchen die Daten vorgestern.« Die Kopfschmerzen legten sich bereits. Wie immer bei dieser Arbeit hatte die kleinste gute Neuigkeit große Wirkung. »Wir haben eine Spur, Leute! Und diesmal bleibt sie unter uns.«
29
N ach der Suppe kam Käse mit Kräckern und Obst. Es war Zeitverschwendung, diese ganze gesunde Ernährung, dachte Vance. Sie würden sowieso bald tot sein, egal wie sie sich ernährten. Er rutschte auf seinem Platz herum, um sich bequemer zurechtzusetzen. Wenn sie wieder an ihre Arbeit gingen, würde es eine Weile dauern, bevor er erneut die Gelegenheit hätte, sie zu überraschen. Es konnte Stunden dauern. Aber das war in Ordnung. Er gehörte noch zur Generation, die an die hinausgezögerte Lust glaubte. Er wusste, dem Geduldigen fallen alle guten Dinge zu. Es klang wie eine dieser Eselsbrücken, die man als Schulkinder lernte – »Fritz Aß Citronen-Eis« oder »Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten«. Es war für ihn zu einem Mantra geworden.
Aber diesmal hatte er sich getäuscht. Als sie mit dem Essen fertig waren, stellten sie die Teller in die Geschirrspülmaschine. Dann wandte sich die Frau dem Mann zu, strich mit der Hand vorn über seine Cargohose und trat dabei ganz nah an ihn heran. Er neigte den Kopf nach hinten, und seine Hände fanden ihre Brüste, sanft fuhr er mit den Handflächen darüber wie ein Pantomime, der auf eine Fensterfläche trifft. Sie küsste seinen Hals, und er umschlang sie, zog dabei ihre Bluse aus dem Rock und schob eine Hand darunter, um über ihre nackte Haut zu streichen; mit der anderen umfing er ihren Po. Sie machte zwei Schritte nach vorn, so dass er sich rückwärts der Treppe näherte.
Sie lösten sich voneinander. Sie zog ihm das T-Shirt über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Er zog ihren Reißverschluss herunter, und sie stieg über den zu Boden gleitenden Rock weg. »O Gott!«, seufzte Jacko, als er ihre Strümpfe und Strapse sah. An Sex hatte er nun gar nicht gedacht, aber er wurde bereits steif bei der unabsichtlichen Vorführung des Paares.
Schnell richtete er sich auf seinem Sitz auf, denn es wurde ihm klar, dass dies seine beste Gelegenheit sein könnte. Wenn sie in wilden Sex vertieft waren, würden sie kaum auf etwas anderes achten. Er schnappte sich eine kleine Reisetasche aus dem Fußraum vor dem Beifahrersitz und stieg aus, hielt dabei immer noch den Tablet-Computer in der Hand und lief auf die Scheune zu. Von der Straße zur Haustür gab es einen Pfad, den er auf Google Earth gesehen hatte. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit war auf den Bildschirm gerichtet, der andere auf das Terrain.
Bis er den Pfad gefunden hatte, hatte Vance auf eine andere Bildschirmansicht umschalten müssen, denn
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