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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gearbeitet hat.«
    Tonys Lächeln verriet seine Nervosität. Er wusste, er hätte den Mund halten sollen. »Ich vermute, ich werde langsam besser darin, meine Reaktionen zu verbergen.«
    »Oder du hast alles schon gewusst.«
    Er zuckte mit den Schultern und versuchte, locker zu wirken. »Die meisten dieser Ermittlungen laufen ja nach dem gleichen Muster ab. Du weißt das besser als ich.«
    »Wahrscheinlich«, sagte sie, klang aber nicht überzeugt. Eine Bewegung in der Einsatzzentrale fiel ihr auf, und sie sagte: »Oh Mist. Das ist Blake. Und du sollst doch nicht hier sein.«
    »Ich bin hier, um über Vance zu sprechen«, sagte Tony ungehalten. »Es geht um Angelegenheiten des Innenministeriums. Es hat nichts mit ihm zu tun.« Aber er wusste, dass das für Carols Chef, der gekommen war, um einen Streit vom Zaun zu brechen, keinen Unterschied machen würde.
    Blake kam mit ernstem Gesichtsausdruck geradewegs auf sie beide zu; seine rosaweiße Haut war um die Augen herum gerötet. Carol erhob sich, als er auf der Schwelle stand. Der Chief Constable nickte Tony zu. »Dr. Hill. Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.« In seiner Haltung war überraschend wenig Feindseligkeit zu spüren.
    »Ich arbeite mit dem Innenministerium am Fall des entkommenen Jacko Vance. Deshalb musste ich mit DCI Jordan sprechen. Aber ich gehe jetzt«, sagte Tony, sich an Blake vorbeidrückend, in der Hoffnung weg zu sein, bevor die Bombe platzte.
    Der gequälte Ausdruck auf Blakes Gesicht ließ Fältchen um seine Augen erscheinen. »Eigentlich wäre es mir lieber, wenn Sie bleiben würden, Dr. Hill.«
    Tony und Carol tauschten schnell einen verblüfften Blick. Tony konnte sich nicht daran erinnern, dass Blake jemals seine Anwesenheit willkommen gewesen wäre, selbst wenn er zweifelsfrei auf der Seite der Engel gestanden hatte. Tony kam zögernd in den Raum zurück.
    »Könnten Sie bitte die Tür schließen?«
    Jetzt war Tony wirklich besorgt. Blake benahm sich wie jemand mit einem wichtigen Anliegen. Wenn diese Mission sowohl Tony als auch Carol betraf, war die Wahrscheinlichkeit erdrückend groß, dass jemand zu Tode gekommen war. Er schloss die Tür und ging zur Seite, um sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den Aktenschrank zu lehnen.
    Blake glättete mit einer nervösen Geste sein perfekt gekämmtes Haar. »Leider habe ich eine ziemlich schlimme Nachricht«, sagte er, und das Nuscheln seines West Country Dialekts kam mehr heraus als sonst.
    Carols Blick huschte ins Großraumbüro. Tony sah, dass sie schnell kontrollierte. Alle waren anwesend außer Kevin, und alles war in Ordnung. »Ist DS Matthews etwas zugestoßen?« Sie verbarg ihre Angst hinter der Förmlichkeit der Frage.
    Blake schien einen Moment auf dem falschen Fuß erwischt. »DS Matthews?« Offenbar hatte er keine Ahnung, von wem sie sprach. »Nein, es hat nichts mit Ihren Leuten zu tun. Carol, leider hat es einen … Vorfall gegeben.«
    »Was meinen Sie damit, einen Vorfall? Wo? Was ist passiert?« Jetzt verriet sich Carols Erregung trotz ihrer professionellen Maske. Tony richtete sich auf. Auf Blakes Oberlippe sah er Schweißperlen glänzen, die nichts Gutes verhießen.
    »Ihr Bruder und seine Partnerin … es hat einen Einbruch in ihr Haus gegeben. Jemand ist gewalttätig eingedrungen.«
    Tony spürte den Schock in der Brust und wusste, für Carol musste es noch schlimmer sein. Sie war jetzt aufgesprungen, die Augen aufgerissen, der Mund bewegte sich, ohne dass Laute herauskamen.
    »Sind sie am Leben?«, fragte Tony und trat zu Carol, um ihr seinen Arm um die Schultern zu legen. Es war für ihn kein natürlicher Impuls, aber er wusste, dass von Menschen erwartet wurde, sich in einer Krise so zu benehmen. Er hatte tiefere Gefühle für Carol als für sonst irgendein menschliches Wesen; da war es das Mindeste, dass er das tat, was man von einem Freund erwartete.
    Blake sah niedergeschlagen aus. Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir entsetzlich leid, Carol. Sie sind beide tot.«
    Carol sank in sich zusammen und lehnte sich zitternd an Tony. »Nein«, sagte sie. »Nein, nein, nein.« Die Tonhöhe und Lautstärke nahm mit jedem Wort ab, bis sie das letzte Nein nur noch murmelte. Er spürte die schreckliche, bebende Anspannung in ihr, als er sie an sich drückte. Sie schnappte nach Luft, setzte zu einem Schluchzen an, fasste sich aber noch vor dem Ausbruch.
    »Was ist geschehen?«, fragte Tony, den es wie immer nach den Details des Hergangs verlangte.
    Blake ließ

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