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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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lassen.«
    Franklin war bei ihnen angelangt. »DCI Jordan«, sagte er verlegen. Er sprach einen Yorkshire-Dialekt, bei dem jedes Wort einem das Gefühl gab, als schlage einem jemand mit einem Knüppel auf den Kopf. Wie sehr er sich auch bemühte, Anteilnahme würde er einfach nicht hinbekommen. »Mein herzliches Beileid.« Er musterte Tony von oben bis unten. »Wir kennen uns nicht«, sagte er.
    »Ich bin Dr. Tony Hill. Vom Innenministerium.«
    Franklins buschige Augenbrauen hoben sich. »Der Profiler. Wessen Idee war es, Sie zuzuziehen?«
    »Ich bin nicht in offizieller Funktion hier«, antwortete Tony. »Sondern als ein persönlicher Freund von DCI Jordan. Ich habe auch die Opfer gekannt. Wenn es also etwas gibt, womit ich helfen kann …«
    Franklin schaute skeptisch drein. Ein paar Regentropfen wurden über das kahle Grasstück geweht, das die Scheune umgab, und Carol fröstelte.
    »Wir haben eine mobile Einsatzzentrale angefordert, aber im Moment … Wir können in meinem Wagen sprechen.«
    »Ich will sie sehen«, sagte Carol.
    Franklin schien besorgt. »Ich halte das für keine sehr gute Idee. So möchten Sie jemanden nicht in Erinnerung behalten, der Ihnen wichtig war.«
    Sie schien sich körperlich zu sammeln. »Ich bin kein Kind, Mr. Franklin. Ich habe Tatorte gesehen, die den meisten von Ihren Mitarbeitern für Tage den Appetit verderben würden. Ich habe die fachliche Kompetenz. Und ich kenne das Gelände. Es ist wahrscheinlicher, dass ich etwas Verdächtiges entdecke als alle Ihre Leute.« Sie wies mit einer Kopfbewegung auf Tony. »Und er liest einen Tatort, wie Sie eine Zeitung lesen.«
    Franklin rieb sich das Kinn. »Aber Sie sind eine Beteiligte. Die Verteidigung würde das ausschlachten.«
    »Wissen Sie denn, was hier passiert ist?«, fragte Tony unvermittelt.
    Franklin stutzte. »Ein Einbrecher überraschte das Paar. Sie waren im Bett, hatten offenbar Sex …«
    »Sie liebten sich«, warf Carol ein. »Bei diesen beiden ging es darum, dass sie sich liebten. Sie haben keine Ahnung, wie sehr sie aneinander hingen.« Ihr Gesichtsausdruck war leidenschaftlich.
    Franklin hielt einen Moment inne und nahm sich zurück. »Wie Sie sagen. Er überfiel sie von hinten und schnitt beiden die Kehle durch.« Er hob den Blick und schaute in Richtung der Berge. Tony vermutete, dass er irgendwohin sah, um nicht Carol anschauen zu müssen. »Es ist sehr viel Blut da. Sie sind praktisch verblutet.«
    Carol wandte sich zu Tony um und fasste ihn am Arm. »Das war er, nicht wahr?«
    »Ich glaube, ja«, sagte er. »Ich denke das schon, seit Blake uns die Nachricht brachte. Aber ich hatte die Hoffnung, mich zu irren.«
    »Aber du irrst dich nicht. Du bist zu verdammt spät dran, aber du irrst dich nicht.«
    Franklin stieß einen genervten Seufzer aus. »Würden Sie mir bitte sagen, wovon Sie beide sprechen?«
    »Jacko Vance«, sagte Carol. »Den müssen Sie suchen.«
    Franklin versuchte, seine Skepsis nicht zu zeigen. »Jacko Vance? Der ist doch erst gestern unten in den Midlands aus dem Gefängnis getürmt. Wie soll der hier oben sein? Und warum sollte Jacko Vance Ihren Bruder und seine Freundin ermorden?«
    »Weil er denkt, dass wir der Grund dafür sind, dass er zwölf Jahre im Knast gesessen hat«, erwiderte Tony. »Es ist nicht gerade seine Stärke, für seine Verbrechen Verantwortung zu übernehmen. Ich ging davon aus, dass er gegen das Team, das ihn hinter Gitter gebracht hat, und gegen seine Ex-Frau Vergeltungsschläge führen würde.« Er blickte Carol flehentlich an. »Ich hätte nicht gedacht, dass er auf diese Weise Rache nimmt.«
    Franklin zog ein Päckchen Zigaretten heraus und gewann etwas Zeit, indem er sich eine anzündete. »Sie haben also eigentlich keine Beweise?«
    »Höchstwahrscheinlich wird die Spurensicherung etwas finden«, antwortete Carol. »Also, lassen Sie mich jetzt den Tatort sehen?«
    Franklin zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, Sie sind auf dem Holzweg. Vermutlich ist es einfach ein schrecklicher Zufall.« Er stellte seinen Kragen hoch, um sich vor dem heftiger werdenden Regen zu schützen. »Kommen Sie ins Zelt, wir werden Ihnen Anzüge geben.« Er scheuchte sie vor sich her und rief an ihnen vorbei: »Sucht mal Anzüge für DCI Jordan und den Profiler.«
    Während sie sich unbeholfen die weißen Papieranzüge überzogen, versuchte Tony mit Carol zu sprechen. »Bist du sicher, dass du dem gewachsen bist?«, fragte er.
    »Ich will nicht darüber sprechen.« Sie drehte ihm den

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