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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sechs Minuten gebraucht, um eine aktuelle Adresse und Telefonnummer von Geoff Whittle herauszubekommen, zusammen mit der Information, dass er zurzeit sein Häuschen in Derbyshire nur selten verließ, weil er auf den Termin für ein künstliches Hüftgelenk wartete. Chris vermutete, dass Stacey, hätte sie lange genug Zeit gehabt, irgendwo im Internet eine Version des Textes gefunden hätte. Aber die Zeit hatte sie nicht.
    Es war jetzt so viele Jahre her, und doch hatte die Jagd auf Vance für sie noch etwas Persönliches. Shaz Bowmans Tod hatte Chris’ Selbstbild völlig verändert. Es hatte ihr die Leichtigkeit genommen und sie zu einem nüchterneren und ernsthafteren Menschen gemacht. Sie hatte aufgehört, an den falschen Orten nach der Liebe zu suchen, und sich bewusst entschieden, wie sie leben wollte, statt sich jeder zufällig auftauchenden, halbwegs interessanten Sache zu widmen. Die Arbeit mit der Sondereinsatzgruppe in Bradfield hatte ihr die Gelegenheit geboten, die Art von Polizistin zu werden, die ihr schon immer vorgeschwebt hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie dem jetzt gerecht werden konnte.
    Die stumpfen Braun- und Grüntöne des Dark Peak gingen in das gebrochene helle Grau und Silber des White Peak über. Spät geborene Lämmer staksten herum und kamen direkt bis an den Rand der Straße heran, die sich vom Winnats Pass herunterschlängelte, sprangen aber davon, wenn ein Fahrzeug sich näherte. Wenn hier draußen die Sonne schien, kam es einem wie ein Gottesgeschenk vor.
    Castleton war ein Dorf für Touristen und Wanderer. Chris und ihre Partnerin kamen im Winter gelegentlich mit den Hunden in diese Gegend und genossen die Landschaft, wenn nicht so viel los war. Schon im späten Frühling waren die Straßen so voller Spaziergänger, dass sie von den schmalen Gehwegen auf die Straße ausweichen mussten. Chris bog in der Mitte des Dorfes rechts ab und fuhr am Berghang entlang, bis sie zu vier zusammengedrängt stehenden Häusern kam, die sich an den Hang schmiegten. Laut Stacey wohnte Whittle in dem letzten.
    Chris stellte den Wagen auf dem Grasstreifen ab, der bereits deutliche Reifenspuren erkennen ließ, und ging zu dem Haus zurück. Es war ein einstöckiges Häuschen aus dem hier vorkommenden Kalkstein. Sie tippte auf drei Zimmer, Küche und Bad und nicht viel Licht. Hier draußen konnte man ein kleines Vermögen damit verdienen, wenn man so etwas als Ferienhaus vermietete. Aber als permanentes Heim hatte es beträchtliche Nachteile, vermutete Chris, besonders wenn man nicht mobil war. Offensichtlich war Geoff Whittles Ausflug in die Gefilde des authentischen Verbrechens nicht so lukrativ gewesen, wie er gehofft hatte.
    Bei näherem Hinsehen war das Haus weniger einnehmend. Die Farbe an den Fensterrahmen blätterte ab, zwischen den Steinplatten des Weges wuchs Unkraut, und die Scheibengardinen hingen bedenklich durch. Chris hob den schweren schwarzen Eisentürklopfer und ließ ihn zurückfallen.
    »Komme«, rief eine Stimme von drinnen. Nach einer langen Pause, in der Schlurfen und Rumoren zu hören waren, öffnete sich die Tür, die durch eine schwere Kette gehalten wurde, einen Spalt. Ein Kopf mit drahtigem weißem Haar, dessen Augen durch eine schmuddelige Brille schauten, erschien in der Öffnung. »Wer sind Sie?«, fragte der Mann mit überraschend kräftiger Stimme.
    Chris klappte ihren Ausweis auf. »Detective Sergeant Devine. Mr. Whittle, sind Sie das?«
    »Sind Sie mein Polizeischutz?« Er schien empört. »Wieso kommen Sie jetzt erst? Er ist seit gestern auf den Straßen da draußen, und ich habe keinen Moment Ruhe, seit ich es in den Nachrichten gesehen habe. Und wieso habe ich es in den Nachrichten gehört und nicht von einem von euch?«
    »Sie glauben, dass Vance Sie verfolgt?« Chris gab sich Mühe, ihre Verwirrung zu unterdrücken.
    »Na, er ist natürlich hinter mir her. In meinem Buch stand zum ersten Mal die Wahrheit über ihn. Er hat es geschafft, es nachträglich zu verbieten, aber er hat damals geschworen, er werde sich an mir rächen.« Er schob die Tür fast ganz zu, um die Kette auszuhängen. »Kommen Sie doch rein.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie zu schützen«, erklärte Chris, während sie ihm in eine dunkle, unaufgeräumte Küche folgte, die auch als Büro zu dienen schien.
    Er unterbrach sein langsames Schlurfen und drehte sich um. »Was meinen Sie damit? Wenn Sie nicht hier sind, um mich zu schützen, warum zum Teufel sind Sie dann gekommen?«
    »Um Informationen

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