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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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unbemerkt geblieben? wie lange hat der ORB diesem schwachkopf eine chance gegeben? ich will ja gar nicht, dass er gefeuert oder gemaßgeregelt wird, das ist mir völlig wurscht, ich denke nur, so was gehört an die öffentlichkeit.
    Ich wartete noch drei Tage und stellte die Mail am 6. November auf der »Achse des Guten« online: »ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat.« Es war ein Sonntag, in Berlin und Potsdam läuteten die Kirchenglocken, und beim RBB war business as usual angesagt. Punkt 14 Uhr fing auf »Radio Fritz« »KenFM« an, doch kaum war der Vorspann vorbei, zog jemand die Notbremse und schaltete »KenFM« ab. Ich selbst bekam davon nichts mit, weil ich gerade am Ufer des Potomac saß und überlegte, was ich zum Frühstück bestellen sollte. Sunny side up oder over easy? Derweil postete Jebsen auf seiner Facebook-Seite die Nachricht des Tages: »DIESE SENDUNG WURDE V OR WENIGEN MINUTEN AUFGRUND POLITISCHER DISKREPANZEN VON OBEN ABGESCHALTET. GRUND: WIR SIND ZU POLITISCH!!«
    Worauf sich sofort eine Gruppe bildete, die Jebsen zu Hilfe eilte. Einer seiner Fans kommentierte das Geschehen folgendermaßen:
    Na klar, der kleene zionistische Berufs-Propagandist Henryk Modest Broder hat mal wieder seine »Periode« bekommen und einen Lauten gemacht und hinterrücks Briefe mit Beleidigungen an den RBB geschieben und auf seinem Blog veröffentlicht, so im Stasi-Defamierungs-Stil »Ich bin das Mäuschen und Herr Oberlehrer ich weiß was …« – kennen wir doch, diese subversive Art …
    Jebsen selbst reagierte ebenfalls umgehend, er postete eine Stellungnahme auf YouTube:
    Ich, ein Antisemit? Meine seit zehn Jahren jeden Sonntag ausgestrahlte Radio-Sendung wurde heute kurz vor Sendebeginn abgesagt. Der Grund ist eine Mail von Henryk m. Broder an das Programm-Management des RBB, in der er mich als Irren und Antisemiten bezeichnet hat. Zur Begründung bezieht er sich auf Radio-Beiträge und einen privaten mail-Verkehr mit einem Hörer, den er am 6.11.2011 auf seinen Blog www.achgut.de online gestellt hat und in dem ich angeblich den Holocaust leugne. Ich stelle klar: Ich bin vielleicht irre, aber kein Antisemit. Dies zeigen meine zahlreichen bei Radio FRITZ und auf youtube veröffentlichten Beiträge. Dies billigen auch die vielen Reaktionen meiner Hörer auf die heutige Absetzung. Ich verstehe mich als Humanisten und Demokraten und stehe für kritischen Journalismus. Den Holocaust habe ich in zahlreichen Beiträgen thematisiert und als das schlimmste Verbrechen der Menschheit verurteilt. Seit 545 Sendungen wird bei KenFM für Menschlichkeit und Gleichberechtigung geworben. Herr Broder, Sie treffen den Falschen. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir in meiner Sendung KenFM über Rassismus und Antisemitismus zu diskutieren. Ich freu mich drauf. Ihr Ken Jebsen.
    Das war nicht ungeschickt. Indem er einen Vorwurf abwehrte, der nicht erhoben wurde, verschaffte er sich argumentativen Spielraum. Tatsächlich hatte Jebsen den Holocaust nicht geleugnet, er schrieb nur: »ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat.« Darauf, dass er Kissinger ein antisemitisches Zitat in den Mund gelegt hatte, wonach »eine Vergasung der russischen Juden höchstens ein ökonomisches Problem« wäre, ging er gar nicht ein, denn niemand nahm daran Anstoß, auch nicht daran, dass er – wie jeder in Erklärungsnot geratene Antisemit – Juden zu Zeugen anrief, nämlich die vielen Holocaust-Überlebenden, die er besucht habe und die es »widerwärtig« fänden, »was in ihrem Namen passiert«. Schließlich hat Jebsen »iranische und jüdische roots«, was ihn zu einem Experten für den Iran und gegen antisemitische Anflüge immun macht. Und indem er mich einlud, mit ihm zu diskutieren, legte er mir den Ball vor die Füße. Man kann sich doch über alles unterhalten, auch über Rassismus und Antisemitismus, es muss einen Dialog auf Augenhöhe geben, auch zwischen einem Juden und einem Antisemiten, der sich auf seine »Wurzeln« beruft. – Gut, dass wir darüber gesprochen haben.
    Drei Tage später legte der »Humanist« und »Demokrat« mit »iranischen roots« noch ein Argument drauf: »Allein meine Biographie und meine Herkunft sind mir Verpflichtung, mich mit meiner journalistischen Arbeit für Völkerverständigung, Frieden und Demokratie einzusetzen.«
    Der RBB agierte wie ein Gastgeber, der eine Party absagt, während die Gäste schon vor der Tür stehen. Der Pressesprecher des Senders erklärte, angesichts der Vorwürfe sei es

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