Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)
»unausweichlich« gewesen, »die Sendung KenFM auszusetzen«. Denn:
Es ging darum, den rbb, sein Radioprogramm Fritz und auch den Moderator Ken Jebsen vor Schaden zu bewahren und eine Eskalation zu vermeiden. Der rbb arbeitet seit vielen Jahren mit Ken Jebsen zusammen, gerade junge Hörerinnen und Hörer schätzen seine pointierte, oft auch eigenwillige Art. Über seine jüngsten Äußerungen und die daraus abgeleiteten Vorwürfe sind nun die Programmverantwortlichen im Gespräch mit dem Moderator. Danach wird über das weitere Vorgehen entschieden.
Diese – nicht besonders kluge – Erklärung des RBB war noch nicht verhallt, da trat der ehemalige »taz«-Redakteur Mathias Bröckers – der wie Jebsen überzeugt ist, dass 9/11 ein Insider-Job war – zur Ehrenrettung seines Freundes an:
Die Broder-Brigaden haben mal wieder zugeschlagen, dieses Mal aber nicht in Form eines islamophoben Killers wie dem bekennenden Broder-Fan Anders Breivik, sondern in Form der Senderverantwortlichen des RBB. Die nämlich stellten ihrem Moderator Ken Jebsen, der seit zehn Jahren jeden Sonntag die Sendung KenFM auf Radio Fritz moderiert, gestern nach einigen Minuten das Mikrophon ab. Der Grund: Henryk Broder hatte sich telefonisch und per Blog beschwert, dass es sich bei Ken Jebsen um einen Antisemiten und Holocaustleugner handelt … Hallo RBB – noch ganz dicht ? Reicht es nicht, das diese rassistischen Wirrköpfe und Ideologen die Stichworte für Massenmörder wie Breivik liefern ? – oder stehen jetzt hier schon gebührenbezahlte Radiobeamte stramm, nur weil kleines dickes Broder mal wieder »Antisemitismus« in’s Phone furzt ? Das kann doch wohl nicht wahr sein!
Auch die »Märkische Allgemeine« stellte sich hinter den Moderator, als wäre der in einem Planschbecken von einem Hai angefallen worden. Broder habe, schrieb die MAZ, »es sich zu einfach gemacht und wegen eines uneindeutigen Satzes, der nie über den Äther lief, voreilig mehr als 500 Sendungen und einen Menschen verteufelt«. Denn: »Jebsen passte zu gut in sein Beuteschema. Als eifernder Konservativer stellt Broder am liebsten jede israelkritische Äußerung unter Antisemitismusverdacht.«
Am 12. November, sechs Tage nach dem Eklat, gab Claudia Nothelle, die Programmdirektorin des RBB, der »Berliner Morgenpost« ein Interview, in dem sie unter anderem über Jebsen und sein »KenFM«-Programm sagte:
Die politischen Aussagen, die er da teilweise in fast 15 Minuten ausgeführt hat, sind oftmals ziemlich wirr, auf jeden Fall absolut missverständlich. So, dass ich der A uffassung bin: So etwas hat im RBB keinen Platz, das hätte so nicht gesendet werden dürfen. Das heißt natürlich nicht, dass bei uns keine ungewöhnlichen Meinungen vorgetragen werden dürfen. Aber diese müssen auch als Meinung klar gekennzeichnet sein.
Die Programmdirektorin gab auch ein »redaktionelles Versäumnis« zu:
Mein Problem ist, dass dies offenkundig einige Wochen lang geschehen konnte, ohne dass die Programmverantwortlichen eingeschritten sind – jenseits des Antisemitismus-Vorwurfs, der auf einer ganz anderen Ebene liegt.
Zu der Mail, die der Auslöser der Lawine war, sagte die Programmdirektorin:
Er hat sie ernst gemeint, sie ist nicht als Satire geschrieben. Aber er hat sie unter hohem Druck geschrieben. Allerdings: Den Gedanken, dass man gewisse Dinge noch mal liegen lässt, bevor man sie losschickt, haben wir ihm sehr nahe gebracht. Wir haben mit ihm darüber geredet, dass man nicht aus einer aufgeheizten Stimmung heraus eine Mail schreibt und sie losschickt.
Offenbar hatte ein therapeutisches Gespräch zwischen den Programmverantwortlichen und Ken Jebsen stattgefunden, in dessen Verlauf einiges geklärt wurde. »Lieber Ken«, könnte einer der Hierarchen gesagt haben, »demnächst gehst du bitte zuerst aufs Klo, bevor du wieder eine Hörermail beantwortest, es ist nicht gut, unter Druck zu schreiben. Auch eine aufgeheizte Stimmung tut dir nicht gut, also mach ab und zu ein Fenster auf und kühl dich ab.« »KenFM«, so die Programmdirektorin zur »Morgenpost«, werde »wieder deutlich stärker eine Unterhaltungssendung …, der Politikanteil deutlich reduziert sein«, und: »Die politischen Themen, die er setzt, sind künftig abgesprochen.«
Am folgenden Sonntag durfte Jebsen wieder ans Mikrofon. Wie von der Programmdirektorin verlangt, entschuldigte er sich für Äußerungen, die er nicht gemacht hatte. »Es tut mir leid, dies war nie meine Absicht«, wer seine
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