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Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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morgen passieren wird. Schon in der DDR hat man darüber gewitzelt, dass man die Vergangenheit viel leichter vorhersagen kann als die Zukunft. Aber das wäre eine zu harmlose Erklärung für eine solche Fehlleistung wie die Parallelisierung von Antisemitismus und »Islamophobie«.
    Das »Es« denkt auch in Antisemitismusforschern. Und es hat von dem ewigen Holocaust-Gejammer der Juden die Nase ebenso voll wie der Rest der Gesellschaft. Inzwischen hat sich der Holocaust von einem Fluch in ein Privileg verwandelt, um das die Juden beneidet werden. Andere Opfer der Geschichte wollen nicht auf die hinteren Plätze verwiesen werden. Die Deutschen hatten den Bombenholocaust, die Palästinenser die »Nakba«, die Afrikaner den Sklavenhandel. Aber die Juden tun immer so, als wären sie etwas Besonderes, weswegen etwa 36 Prozent der Deutschen der Ansicht sind, dass die Juden aus der Vergangenheit und dem Holocaust »ihren Vorteil ziehen« (Wilhelm Heitmeyer: »Deutsche Zustände«, Band 10).
    Auch wenn Benz und seine Kollegen bestreiten, den Holocaust zu banalisieren und zu relativieren – genau das tun sie. Man kann mit guten Gründen die Singularität des Holocaust in Frage stellen und auf Armenien, Kambodscha, Ruanda und andere Völkermorde verweisen. Aber den Antisemitismus mit der »Islamophobie« auf eine Stufe zu stellen und sich dabei auf »strukturelle Ähnlichkeiten« zu berufen, ist so frivol, als würde man die Zahl der Verkehrstoten mit den Opfern von Terroranschlägen verrechnen – was in der Tat immer wieder geschieht.
    Inzwischen findet beinahe jede Woche irgendwo eine Tagung, ein Seminar oder eine Diskussion über »Antisemitismus und Islamophobie« statt. Das Thema verdankt seine Popularität nicht den Nöten der Muslime, sondern dem Bedürfnis der Gesellschaft, historischen Ballast abzuwerfen. Wird der Antisemitismus auf das Ausmaß der »Islamophobie« abgespeckt, dann ist eigentlich nichts passiert, dessen man sich lange schämen müsste. Andererseits: Wenn die Moslems die Juden von heute sind, so gibt uns das die Chance, die Geschichte zu korrigieren, ein zweites Auschwitz zu verhindern. So hat sich der Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung mit seinen Beiträgen zur »Islamophobie« um die Antisemitismusverharmlosung verdient gemacht. Gegen Ende seiner Amtszeit gab er sogar einer antisemitisch-islamistischen Webseite ein Interview, in dem er sich über die »Rufmordkampagnen« beklagte, die gegen ihn »losgetreten wurden«. Dabei kam Benz seinem Interviewer weit entgegen: »Antisemitismus ist grundsätzlich etwas anderes als Antizionismus.« Und: »Man muss eine Feindschaft gegen den Staat Israel, gegen die Existenz des Staates Israel und eine Feindschaft gegen Juden unterscheiden.«
    Respekt! Um derart distanziert und ungerührt zwischen der Feindschaft gegen den Staat der Juden und der Feindschaft gegen Juden unterscheiden zu können, muss man wohl 21 Jahre lang ein Institut zur Erforschung der Judenfeindschaft geleitet haben.

Abbildung 13
    Hakenkreuz und Davidstern
    Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Sie leben in einem Mehrfamilienhaus, zwei-, dreimal im Jahr treffen sich die Besitzer und Mieter der Wohnungen, um über Fragen von allgemeinem Interesse zu beraten: Reparaturen, Rücklagen, Einkauf von Heizöl, Probleme mit der Müllabfuhr und was sonst noch so anfällt, wenn man Tür an Tür wohnt und sich das Treppenhaus teilt.
    Außerdem steht noch ein Punkt auf der Tagesordnung: Ob Sie Ihre Wohnung räumen und wegziehen sollten oder ob man den Status quo im Hause akzeptieren und Ihr »Wohnrecht« anerkennen sollte. Da die Meinungen geteilt sind, kommt keine klare Mehrheit zustande. Auch der Kompromissvorschlag – Sie könnten bleiben, wenn Sie noch eine bis zwei Familien in ihre Wohnung aufnähmen – führt zu keiner Entscheidung. Bei der nächsten Hausversammlung soll der Punkt wieder auf die Tagesordnung kommen.
    Was würden Sie in einem solchen Fall tun? Sich bewaffnen und verbarrikadieren? Oder packen und flüchten? Nein, es ist keine hypothetische Frage, und je eher Sie sich eine Antwort überlegen, umso besser für Sie.
    Ende November 2010 fand in Stuttgart eine dreitägige »Palästina-Solidaritätskonferenz« statt, organisiert vom »Palästinakomitee Stuttgart«. Schirmfrau der Konferenz war die Rechtsanwältin Felicia Langer, die viele Jahre Palästinenser vor israelischen Gerichten verteidigt hatte, bis sie zeitgleich mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in

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