Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Roth. Littman war beim College geblieben. Den Wagen am gegenüberliegenden Straßenrand geparkt, beobachtete er, ob Robey das Gelände verließ.
Lassiter hielt Hof. Er stellte Fragen, wiederholte sie so oft, bis er das Gefühl hatte, den letzten Tropfen Saft aus den Antworten gequetscht zu haben. Er wollte alles über den Dekan Edgewood wissen, und was die kleine Bishop gesagt hatte, und er bekam von einem nach dem anderen bestätigt, dass dieser Robey ein Einzelgänger war, ein Mann weniger Worte.
»So sind diese Typen«, sagte er, »die stillen Wasser, die großen Einzelgänger.«
Er wollte genau und in allen Einzelheiten wissen, in welchem Ton Miller das Gespräch in dem Diner geführt hatte. Nach jeder Antwort machte er eine Pause, notierte ein paar Dinge, um dann mit anderen Worten dieselbe Frage noch mal zu stellen, und nach einer Stunde, vielleicht etwas später, erhob er sich aus seinem Sessel und ging im Raum auf und ab.
»Sie haben recht«, sagte Lassiter zu Miller. »Wir verhaften ihn noch nicht. Littman ist drüben beim Mount Vernon und gibt Bescheid, sobald Robey sich blicken lässt. Er hat im College zu Mittag gegessen, richtig?«
Riehl nickte. »Ich bin ein paarmal rein, die Flure abgegangen. Der Dekan war sehr nervös. Es hat ihm nicht gepasst, die Cops auf dem Campus zu haben. Robey gab seinen Unterricht, und wie Sie richtig sagten, ist er mittags nicht aus dem Haus gegangen. Die haben da drin eine Kantine für die Studenten und Lehrkräfte. Wahrscheinlich hat er dort gegessen.«
»Oder er hat gar nicht gegessen«, warf Metz ein.
»Sein Alibi für die Zeit, in der die Sheridan ermordet wurde, ist also Makulatur. Das heißt, er will uns nicht verraten, wo er am Samstagnachmittag gewesen ist.«
»In der Columbia Street ist er gewesen und hat das arme Mädchen zu Tode geprügelt«, sagte Oliver. »Er ist unser Mann … der Kerl ist unser Mann, das sag ich euch. Irgendetwas an dem Arschloch konnte ich gleich nicht ausstehen.«
»Das ist lustig«, sagte Roth, »genau das hat er nämlich über dich auch gesagt.«
»Okay, okay«, unterbrach Lassiter. »Wir vermuten gar nichts. Wir ziehen keine voreiligen Schlüsse. Nur weil der Mann uns nicht verraten will, wo er Samstagnachmittag gewesen ist, ist er noch lange kein Hannibal Lecter.«
»Aber er mag kleine Eisprinzessinnen«, sagte Metz.
»Zeig mir den, der keine kleinen Eisprinzessinnen mag«, erwiderte Oliver.
»Schluss jetzt mit der Klugscheißerei«, sagte Lassiter. »Wir haben einen Versuch bei dem Kerl. Vielleicht ist er’s, vielleicht auch nicht, aber wenn wir Scheiße bauen, haben wir nicht nur unseren einzigen Versuch verballert, dann steigt uns der Staatsanwalt mit einer Belästigungsklage aufs Dach. Wenn wir auf ihn losgehen, ohne etwas in der Hand zu haben, sind wir in den Arsch gekniffen.« Lassiter schwieg einen Augenblick. »Die Frage ist doch die: Miller … meinen Sie, dass Sie ihn dazu kriegen, noch einmal mit Ihnen zu reden? Könnten Sie nicht andeuten, dass es eine Unklarheit darüber gibt, wo er an dem betreffenden Nachmittag gewesen ist?«
»Sicher, kann ich versuchen.«
»Okay, dann machen wir’s so. Miller und Roth, ihr beiden geht rüber und versucht ihn abzufangen, wenn der Unterricht beendet ist. Geht mit ihm an einen geselligen Ort, in ein Café oder so was. Fragt ihn, ob er so freundlich wäre, euch noch ein paar Fragen zu beantworten. Ihr könnt ja andeuten, dass es Probleme mit der Überprüfung seines Alibis gegeben hat, dass Brentwood am Samstag geschlossen war, und wenn er euch wieder mit irgendwelchem Quatsch kommt, könnt ihr ihm sagen, dass wir mehr als ein Foto haben, auf dem er mit der Sheridan zu sehen ist. Testet erst mal seine Reaktion auf die Alibigeschichte, bevor ihr ihm die zweite Sache um die Ohren haut. Ich will Schritt für Schritt vorgehen. Wir dürfen ihm nicht das Blatt zeigen, bevor er seinen Einsatz gemacht hat, okay? Wenn wir ihn wegen nichts verhaften, holt sein Anwalt ihn binnen zwölf Stunden wieder raus, und wir sitzen oben beim Staatsanwalt und fragen uns, wie wir zu der Anklage kommen. Beim ersten Mal war er ja auch bereit zu reden. Wenn es zum Showdown kommt, dann muss seine Verhaftung so wasserdicht sein, dass
kein Clarence Darrow ihn da wieder rauskriegt, verstanden?«
Zustimmendes Murmeln von Miller und den anderen.
»Littman soll draußen beim Campus bleiben. Miller, Roth, ihr fahrt rüber und wartet auf Robey. Und ihr beiden« - er nickte Metz und Oliver zu -, »ihr geht
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