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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Weg, um der Gefahr zu entrinnen, dass ihnen in einem schwachen Moment Artikel aufgedrängt wurden. Oder weil alle, vom Sunday-Times -Lokalredakteur abwärts, abergläubisch fürchteten, die armseligen Karriereaussichten wären ansteckend.
    Bei dieser Reise erlebte ich keine unwürdigen Szenen. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht nur wie angekündigt mit dem Auto abgeholt, sondern von einem Auto, das von einem uniformierten Chauffeur mit einer Schirmmütze gefahren wurde. Während der Wagen fast lautlos über die Landstraßen in Richtung Seaton Hall rollte, fühlte ich mich wie die Heldin eines Romans aus den dreißiger Jahren. Meine eigenen Vorfahrinnen hatten damals allerdings eher Töpfe in Spülküchen geschrubbt, statt sich in Automobilen herumkutschieren zu lassen, nahm ich an. Wir passierten das Tor des Landguts, und ich sah auf der anderen Seite des Parks das Delaval Arms, wo ich übernachten würde. Es war die frühere Jagdhütte, ein niedriger Steinbau. Volle fünf Minuten lang fuhren wir durch einen Wald, bevor das Haupthaus in Sicht kam. Aber das Warten hatte sich gelohnt.
    Wie alle echten englischen Landhäuser blickte Seaton Hall auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück, die Eleganz und Exzentrizität vereinte. Als angelsächsische Burg eher zu Verteidigungszwecken erbaut, nicht aus ästhetischem Bestreben, ragte das Gebäude stolz empor. Schlitze hoch oben in den dicken Steinmauern waren die einzigen Fenster.
    Das Haus wirkte abschreckend und trotzdem schön. In das Derbyshire-Gestein der Mauern war ein wuchtiges, mit Nägeln beschlagenes Holztor eingelassen. Ich wusste, dass sich hinter diesem alten Teil von Seaton Hall einige Anbauten befanden: ein georgianischer Gebäudeflügel, einer im Stil viktorianischer Gotik und sogar der misslungene Versuch eines palladianischen Säulengangs, der von dem Kunst- und Architekturhistoriker Nikolaus Pevsner verspottet worden war. Immerhin wurde der stilistische Mischmasch durch das verbindende Element des heimischen Kalksteins gemildert, der dem Bauwerk – wie dem Dossier zu entnehmen war – eine gewisse Harmonie verlieh. Von der Zufahrt aus sah ich nur die Fassade, die sich im Lauf der Jahrhunderte wohl kaum verändert haben dürfte. Ich stellte mir vor, hinter dem Tor würde eine große, mit Binsen ausgestreute Halle liegen, und der Duke und sein Gefolge würden im Lichte eines lodernden Feuers von Holzbrettern speisen und die abgenagten Knochen einem Wolfshunderudel zuwerfen.
    Aber als ich aus dem Auto stieg, wurde die Tür von jemandem geöffnet, der nur Lance Garcia sein konnte. Aufgeregt rannte er auf mich zu, eindeutig im Stil des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
    »Aurora Carmichael?«, fragte er und umarmte mich stürmisch, während ich verblüfft und stocksteif dastand. »Oh, mein Gott, bin ich froh, Sie zu sehen! Bibi wollte Sie damit beeindrucken, dass Ihnen ein altes Faktotum die Tür öffnet. Aber ich sagte: ›Bibi, sie ist Britin , und ein Butler wird ihr nicht so imponieren wie uns armseligen Amerikanern. Und da sie für Country House arbeitet, hat sie wahrscheinlich schon eine Million Butler gesehen.‹ Stimmt’s?«
    »Hallo, Sie müssen Lance sein«, sagte ich und trat zurück, um ihn zu mustern. Ich war mir nicht sicher, wie ich die Butler-Frage beantworten sollte. Denn heutzutage beschäftigten nur reiche Amerikaner und Investmentbanker Dienstboten. Der großenteils verarmte britische Adel konnte sich kein Personal leisten.
    »Derselbe.« Er beugte sich ins Auto und beauftragte den Chauffeur, meine Reisetasche ins Delaval Arms zu bringen. Auf knirschendem Kies fuhr der stumme Mann davon.
    Als ich Lance die breiten Steinstufen zum offenen Tor hinauffolgte, konnte ich sein kalifornisches Outfit bewundern. Es wirkte so exotisch und absurd in dieser Umgebung wie ein Paradiesvogel im Hühnerstall. Die langen, schlanken Beine steckten in zitronengelben Jeans und hüpften in grünen Converse Chucks die Treppe hinauf. Aus dem lindgrünen Pullover mit V-Ausschnitt lugte ein karierter Hemdkragen. Und am kleinen Finger der linken Hand funkelten die Diamantaugen eines silbernen Totenkopfringes. Vielleicht hatte Ticky den Neffen der Duchess aus San Francisco richtig eingeschätzt.
    »Sind Sie bereit?«, fragte er und zögerte kurz, um die Spannung zu steigern. Ich nickte. Freudestrahlend stieß er das Tor zu einer riesigen Halle weiter auf. Die unebenen Steinplatten des Bodens waren nicht mit Binsen bedeckt. Von den Schritten zahlreicher

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