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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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will doch nur für dich da sein«, sagte er leise und gequält. »Ich begreife nicht, was sich zwischen uns geändert hat.«
    Und plötzlich wollte ich ihm nur noch alles erzählen, über die Klinik, über meinen Großvater, über alles. Ich wollte seine Arme um mich spüren – das Einzige, was noch einen Sinn ergab, während alles andere um mich herum auseinanderfiel. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich ihm – und mir – wehtun würde, wenn ich das tat, und nach diesem Sommer noch viel mehr als jetzt. »Ich kann’s dir nicht erklären«, sagte ich und versuchte meine Stimme so kalt klingen zu lassen, wie ich konnte, um ihn so heftig von mir wegzustoßen, dass er gehen und nicht wiederkommen würde. »Es tut mir leid.«
    Henry sah mich an und für einen Moment sah ich all den Schmerz – all den Schmerz, den ich ihm zufügte – in seinem Gesicht. Dann nickte er und im nächsten Augenblick war er wieder ganz so, wie er zu Beginn des Sommers zu mir gewesen war: distanziert und unterkühlt. »Wenn es das ist, was du willst.« Ich nickte und drückte mir ganz fest die Fingernägel in die Handfläche, damit ich ihm nicht doch noch etwas anderes sagte. Er schaute mich noch einen kurzen Moment an, dann drehte er sich um, schob die Hände in die Hosentaschen und ging.
    Als ich ihm nachschaute, spürte ich eine Träne auf meiner Wange, dann noch eine, und ich ließ sie einfach laufen. Als ich mir sicher war, dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging ich sehr langsam zurück. Ganz bewusst drehte ich mich nicht um, damit ich nicht sehen musste, was wir vor so langer Zeit gemeinsam ins Holz geschnitzt hatten – das Pluszeichen und das Herz, das jetzt wieder eine Lüge war.

Kapitel 33
    Sieben Sommer zuvor
    Ich hatte mich total verlaufen.
    Ich war schon einmal im Kreis gelaufen, aber überall waren nur Bäume, die alle gleich aussahen. Keine Spur mehr von dem Weg, den ich gekommen war. Die Bäume ließen kaum Licht durch, sodass es hier mitten im Wald viel dunkler war, als ich das erwartet hatte. Ich spürte, wie mein Herz anfing zu hämmern, schloss kurz die Augen und holte tief Luft, so wie ich es bei meinem Vater vor Gerichtsverhandlungen oft gesehen hatte oder das eine Mal, als er sein Auto begutachtete, das meine Mutter gegen einen wie aus dem Nichts aufgetauchten Baum gesetzt hatte.
    Doch als ich meine Augen wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Ich wusste immer noch nicht, wo ich war, und es wurde schon langsam dunkel. Eigentlich wollte ich ja gar nicht in den Wald. Aber ich war schrecklich wütend auf Warren, weil er mich bei diesem doofen Spiel nicht mitmachen ließ. Als ich mich deswegen bei meiner Mutter beschweren wollte, half sie gerade Gelsey mit ihren neuen Ballettschuhen und meinte, sie hätte gerade überhaupt keine Zeit für so was. Da bin ich einfach rausgerannt und wollte eigentlich nur mit dem Fahrrad an den See oder vielleicht bei Lucy vorbeischauen und fragen, ob sie Zeit hatte. Aber je länger ich darüber nachdachte, wie unfair das alles war, desto wütender wurde ich und wollte eigentlich nur noch allein sein. Anfangs war ich ganz fasziniert von allem, was ich sah: zum Beispiel einen riesigen Ameisenhaufen, von dem ich Warren bestimmt erzählt hätte, wenn ich noch mit ihm reden würde. Oder das weiche Moos, das rings um die Bäume wuchs. Oder die unzähligen Farnbüsche. Es gab so viel zu sehen, dass ich keinen Schimmer hatte, wo ich eigentlich gelandet war, als ich nach einer Weile das erste Mal stehen blieb und mich umschaute. Da ich ja eigentlich nicht so weit gelaufen sein konnte, machte ich einfach kehrt und lief zurück in Richtung des Weges, der meiner Meinung nach zu unserem Haus führte. Aber ich sah überall nur noch Wald und immer mehr Wald. Also ging ich in die andere Richtung, aber das half auch nichts, sondern brachte mich noch viel mehr durcheinander. Außerdem wurde es immer dunkler, und in mir machte sich Panik breit, so oft ich auch versuchte tief durchzuatmen. In Lake Phoenix durfte ich mich frei bewegen und im Prinzip machen, was ich wollte, solange ich zum Abendessen wieder zu Hause war. Manchmal aß ich auch bei Lucy mit und vergaß, vorher anzurufen, obwohl Mom dann immer sauer war. Es konnte also Stunden dauern, bis überhaupt jemand mitbekam, dass ich fehlte und mir was passiert sein könnte. Bis dahin wäre es auf jeden Fall stockfinster. Und im Wald gab es Bären. Ich merkte, wie mir langsam die Tränen in die Augen stiegen. Aber ich blinzelte sie

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