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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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aus dem Krankenhaus zurück.« Mehr traute ich mich nicht zu sagen. Dad hatte fast den ganzen Morgen geschlafen, sogar inmitten des Bettaufbaus, der so laut gewesen war, dass Murphy sich schleunigst verkrümelt hatte. Mein Großvater nickte nur und schaute aus dem Fenster. Ich versuchte mich an die Zeit zu erinnern, als ich meinen Vater das letzte Mal gesund, kräftig und normal gesehen hatte. Das dürfte inzwischen Monate her sein. Ich hatte keine Ahnung, wie ich meinen Großvater auf Dads Zustand vorbereiten konnte. Ich kam ja selbst kaum mit. »Es geht ihm nicht gut«, sagte ich, während ich unverwandt geradeaus schaute und mich ganz auf die Intensität des roten Lichts vor mir konzentrierte. »Du wirst sicher etwas überrascht sein, wenn du ihn siehst.«
    Mein Großvater nickte wieder und straffte seine Schultern ein wenig, als ob er sich innerlich für die Begegnung wappnete. Nachdem wir einige Minuten schweigend gefahren waren, zog er etwas aus seiner Tasche. »Das hab ich für deine Schwester gemacht«, sagte er. »Ist im Bus fertig geworden.« Er hielt es mir hin, als ich an der nächsten Ampel bei Gelb anhielt. »Was denkst du, ob ihr das gefällt?«
    Ich schaute auf den Gegenstand, der auf seiner ausgestreckten Handfläche lag. Es war ein kleiner, aus Holz geschnitzter Hund, erstaunlich detailgetreu. »Den hast du gemacht?«, fragte ich verblüfft. Das Auto hinter mir hupte, um mich daran zu erinnern, dass die Ampel längst umgeschaltet hatte. Ich fuhr an, und mein Großvater drehte den Hund in den Händen.
    »Das Schnitzen habe ich auf dem ersten Schiff gelernt, auf dem ich gedient habe. Beim Küchendienst. Ich konnte jeden in einer Kartoffel verewigen.« Etwas verblüfft musste ich grinsen. Das klang ja fast danach, als ob mein Großvater Humor hatte. »Deine Mutter hat mir erzählt, dass ihr jetzt einen Hund habt, aber welche Rasse, hat sie mir nicht gesagt. Also ist es eine Art Promenadenmischung geworden.«
    »Das ist der Hund auch«, versicherte ich ihm, während ich noch mal einen Blick auf die kleine Figur warf. »Den findet Gelsey ganz bestimmt toll.« Als ich ihn mir vorstellte, wie er das Hündchen für meine Schwester geschnitzt hatte, kam ich mir ganz mies vor, weil mein erster Gedanke bei seinem Anblick die Frage gewesen war, wie lange er wohl bleiben würde. Davon abgesehen war ich froh, dass er nicht geflogen war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Sicherheitsbehörden mit dem Schnitzen ein Problem gehabt hätten.
    »Gut«, sagte mein Großvater und steckte die Figur wieder in seine Reisetasche. »Das ist sicher sehr schwer für sie. Und für euch alle.« Ich nickte, hielt das Lenkrad noch ein bisschen fester und bemühte mich krampfhaft, noch ein bisschen Haltung zu bewahren. Vor meinem Großvater wollte ich ganz bestimmt nicht losheulen.
    Als wir in unsere Einfahrt einbogen, war der Transporter des Pflegedienstes verschwunden, aber es stand immer noch ein fremdes Auto neben dem meiner Mutter. Wahrscheinlich gehörte es der Krankenschwester, die die erste Schicht übernahm. »So, da wären wir«, vermeldete ich, obwohl sich das natürlich unschwer daran erkennen ließ, dass ich eingeparkt und den Motor abgestellt hatte. Mein Großvater nahm seine Sachen, wobei er abwinkte, als ich ihm helfen wollte. Ich führte ihn ins Haus.
    Mein Vater lag auf dem Sofa und hörte mit einem schwachen Lächeln zu, wie die neben ihm sitzende Gelsey offenbar in allen Einzelheiten vom Jahrmarkt berichtete. Als sie uns in der Tür stehen sah, verstummte sie. Auch mein Vater wandte langsam den Kopf, aber ich hatte nur das Gesicht meines Großvaters im Blick, als er meinen Vater zum ersten Mal sah.
    Ich hatte meinen Großvater noch niemals weinen sehen. Er gehörte nicht zu den Leuten, die viel Aufhebens um ihre Zuneigung machen, und bisher hatten mein Vater und er sich immer mit einem Händedruck und einem burschikosen Schlag auf den Rücken begrüßt. Noch nie hatte ich ihn auch nur ein bisschen gerührt gesehen. Aber beim Anblick meines Vaters fiel sein Gesicht regelrecht in sich zusammen, und es kam mir vor, als ob er in diesem Moment um mindestens fünf Jahre alterte. Aber dann straffte er sich und ging zum Sofa. Dabei nickte er Gelsey kurz zu.
    Vor meinen überraschten Augen setzte er sich zu meinem Vater, nahm ihn zärtlich in die Arme, wiegte ihn hin und her, und mein Vater griff nach seinen Händen. Auf ein verstohlenes Zeichen von mir stand Gelsey auf und kam zu mir. »Ist mit Großvater alles in

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