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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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hinzufahren.
    Die Eingangstür fiel ins Schloss und sie kam heraus, gefolgt von meiner Mutter. Ich sah, wie meine Mutter in der Tür stehen blieb und mehr oder weniger den Rückweg versperrte, damit Gelsey nicht im letzten Moment wieder ins Haus rannte. »Na endlich«, schimpfte ich, »ich bin eh schon zu spät dran.«
    »Mach dich nicht verrückt«, beschwichtigte mich meine Mutter, während Gelsey mir wütende Blicke zuwarf, als ob ich das alles verbockt hatte. Mom strich Gelseys Haare glatt und zupfte an den Ärmeln ihres Tenniskleides, das auch mal mir gehört hatte, als ich so alt war wie sie.
    »Können wir?«, fragte Gelsey, als ob die Warterei meine Schuld wäre. Sie löste sich von meiner Mutter und stapfte zum Auto.
    Mein Vater schirmte seine Augen ab und kam ein paar Schritte aus der Garage, wo er gerade unsere Fahrräder auf Vordermann brachte, die fast alle nicht fahrtüchtig waren. »Guten Start euch beiden«, rief er. »Und wenn ihr wieder da seid, hab ich auch die Räder fertig. Morgen könnt ihr bestimmt damit fahren.«
    »Super«, antwortete ich, obwohl ich gerade ins Grübeln kam, wie lange es eigentlich her war, dass ich zum letzten Mal Rad gefahren war.
    »Viel Spaß«, rief er noch. »Vollbringt was Großes.« Ich drehte mich um und wollte ihm zuwinken, aber da war er schon wieder hinter der Werkbank verschwunden, griff nach der Luftpumpe und summte vor sich hin.
    »Geht’s mal los jetzt?«, drängelte Gelsey gereizt. Am liebsten hätte ich mich im selben Ton revanchiert und gleich noch einen Vortrag über Trödelei angeschlossen, musste aber feststellen, dass dazu keine Zeit mehr blieb.
    »Viel Glück«, rief meine Mutter von der Eingangstür und lächelte mich an. Ich wusste nicht so genau, ob sie damit meinen ersten Arbeitstag meinte oder dass ich Gelsey heil abliefern sollte. Trotzdem grinste ich halbherzig zurück, öffnete die Fahrertür und stieg ein.
    Ich ließ den Motor an und gab mir Mühe, nicht in Panik zu verfallen, als ich sah, dass ich nur noch sieben Minuten Zeit hatte, um meine Schwester am Freizeitzentrum abzuliefern und selber zum Strand zu düsen. Ganz abgesehen davon, dass ich von Jillian nur sehr grobe Hinweise bekommen hatte, an wen ich mich dort wenden sollte. Sobald ich also um die Ecke und damit außer Sichtweite meiner Eltern war, gab ich richtig Gas und fuhr deutlich schneller, als die überall aufgestellten Schilder mit spielenden Kindern empfahlen.
    Gelsey sah zu mir herüber und äugte auf den Tacho. »Na, du hast’s aber eilig«, bemerkte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Wenn du pünktlich gewesen wärst, könnte ich mir das sparen«, gab ich zurück und nahm rasant eine der Kurven kurz vor Dockside Terrace. »Das nächste Mal fahr ich ohne dich los.«
    »Wär auch besser gewesen«, zickte Gelsey und lehnte sich zurück. Ich bremste so abrupt, dass wir beide nach vorn kippten, und beschleunigte dann wieder, als wir uns der Stelle näherten, die bei uns nur Teufelssenke hieß. Das war eine steile Abfahrt, die auf der anderen Seite genauso steil wieder anstieg und damit ein riesiges U bildete. Als ich Radfahren gelernt hatte, war ich daran immer kläglich gescheitert und musste feststellen, dass sie im Laufe der Zeit nicht harmloser geworden war. »Ich hab echt gedacht, dass Mom nur blufft. Nicht zu fassen, dass sie mich zu so was zwingt.«
    »Tennis ist doch gar nicht so schlimm«, wandte ich ein, während wir bergab rasten und dann gleich wieder bergauf. Ich dachte an meine eigenen Tennisstunden zurück, die schon eine Ewigkeit her waren und denen ich nie so viel abgewinnen konnte wie mein Vater oder Warren, weswegen ich auch nie so viel Zeit auf dem Tennisplatz verbracht oder an meiner Rückhand gearbeitet hatte wie die anderen Kinder.
    »Ach, echt«, sagte Gelsey unbeeindruckt.
    »Echt«, entgegnete ich und dachte daran, wie Lucy und ich auf dem Platz meistens gequatscht hatten, statt Tennis zu spielen. »Eigentlich hängst du da vor allem mit deinen Freunden ab, und manchmal spielt ihr halt ein bisschen Tennis.«
    »Freunde«, wiederholte sie leise und sah wieder aus dem Fenster. »Alles klar.«
    Nach einem kurzen Seitenblick auf meine Schwester schaute ich wieder auf die Straße und bedauerte meine Wortwahl. Gelsey fand nicht so leicht Anschluss und hatte, soweit ich da im Bilde war, noch nie eine beste Freundin gehabt. Dass sie fast ihre komplette Freizeit im Ballettstudio verbrachte, machte es auch nicht gerade besser. Gelsey war aber auch kein sehr

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