Vergiss den Sommer nicht (German Edition)
besonders gute Rednerin bist«, seufzte Elliot und bedachte mich mit einem mitleidigen Blick. Das sollte mich eigentlich aufmuntern, half mir aber kein bisschen weiter. Natürlich hätte ich die Sache locker nehmen und einfach abhaken oder ihm zumindest für seinen Rettungseinsatz danken sollen. Aber ich schämte mich ganz furchtbar, und sein Hinweis darauf, wie schrecklich schief mein Auftritt gelaufen war, machte alles nur noch schlimmer.
»Danke«, murmelte ich und vermied es, ihn anzusehen. Ich wollte nur noch weg von hier und zwar schleunigst. »Ich muss nur kurz … bin gleich wieder da.«
»Taylor?«, rief Elliot mir verwundert nach, aber das war mir egal. Kopflos hastete ich vorbei an den Leuten, die sich längst über Bill Murray amüsierten, in Richtung Parkplatz. Ich wollte nur noch nach Hause, am nächsten Morgen Jillian anrufen und meinen Job hinschmeißen.
»Willst du weg?« Ich fuhr herum und sah Lucy mit einem Abfallbeutel in der Hand an den Mülltonnen stehen. Sie entsorgte den Sack und sah mich dann mit verschränkten Armen an.
»Nee nee«, stotterte ich und fragte mich, weshalb ich mich so ertappt fühlte, wo ich doch am nächsten Tag sowieso kündigen würde. »Ich wollte nur …«
»Es wäre nämlich voll Scheiße von dir, Elliot und mich einfach hängen zu lassen. Und außerdem ist deine Familie extra gekommen.« Lucy sah mir fest in die Augen. Immer wenn sie mit mir sprach, ließ sie dabei durchblicken, was für ein schrecklicher Mensch ich war. »Aber wahrscheinlich wolltest du ja nur was aus dem Auto holen«, fuhr sie fort und ließ den Deckel der Mülltonne scheppernd zufallen. »Denn dich einfach ohne Erklärung zu verpissen, obwohl andere auf dich warten, wär schon ziemlich krass.« Selbst auf dem schlecht beleuchteten Parkplatz – es war inzwischen fast dunkel – konnte ich in Lucys Gesicht sehen, dass sie stinksauer war. Und mir war schon klar, dass sie nicht nur von gerade eben redete.
»Ich …«, begann ich, wobei mir jedes Wort so schwer überdie Lippen kam, als ob ich beim Sprechen einen Hindernislauf absolvieren musste. »Ich hab das doch total vergeigt«, brachte ich nach einer Weile hervor. »Da kann ich unmöglich wieder auftauchen.«
Lucy atmete hörbar aus und schüttelte den Kopf. »Jetzt krieg dich mal ein, Taylor«, sagte sie. Dabei klang sie viel versöhnlicher, als ich sie diesen Sommer je erlebt hatte. »Ist doch echt kein Ding. Bald wird sich kein Mensch mehr daran erinnern.« Sie lächelte mich kurz an, machte kehrt und ging in aller Ruhe zurück zum Kiosk. Ich warf einen Blick zum Auto, aber an Abhauen war jetzt nicht mehr wirklich zu denken. Vermutlich würde ich mich danach noch elender fühlen als so schon.
Also machte ich ebenfalls kehrt, ging zurück zum Imbiss und schlüpfte durch den Personaleingang hinein. Elliot tippte gerade den Preis für zwei Getränke und eine Tüte Popcorn in die Kasse und grinste, als er mich sah. Geschäftig rückte ich die Becher zurecht, aber die Kunden bemerkten mich anscheinend gar nicht – geschweige denn, dass sie mich als diejenige erkannten, die vorhin die Begrüßung so vermasselt hatte.
Lucy stand an der Popcorn-Maschine und nickte mir unmerklich zu.
Eine halbe Stunde später machten wir den Kiosk zu, und alle Zuschauer am Strand schienen den Abend zu genießen. Das Bild war bisher nur zweimal unscharf geworden, was schon deutlich besser war als Lelands Bilanz vom vorigen Sommer.
Lucy war vor ein paar Minuten verschwunden und kam jetzt im knappen Jeansrock und noch mehr Eyeliner als sonst wieder aus der Toilette. »Wow«, sagte Elliot, während ich kontrollierte, ob das Vorhängeschloss wirklich zugeschnappt war. »Also ich meine … wo willst du denn … äh … noch hin?«
»Ganz heißes Date«, antwortete Lucy, als sich ihr Handy meldete. Sie zog es hervor und grinste beim Blick auf das Display so breit, dass sich die Grübchen an ihren Wangen zeigten. »Bis später dann, ihr zwei«, säuselte sie, sah mich kurz an und verschwand in Richtung Parkplatz. Es war das erste Mal, dass eine Verabschiedung von ihr auch an mich gerichtet war.
Elliot sah ihr immer noch wehmütig nach und ich zog noch mal prüfend am Schloss, obwohl ich wusste, dass es zu war. »Siehst du dir den Film noch zu Ende an?«, fragte ich, woraufhin er sich zu mir umdrehte und etwas hektisch seine Brille zurechtrückte.
»Nee«, antwortete er. »Filme guck ich lieber von Anfang an, von dem hab ich schon zu viel verpasst.«
Ich hielt ihm
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