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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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Hand über das untere Ende des Hörers. »Ich telefoniere gerade«, raunte ich ihm zu. »Ferngespräch.« Am anderen Ende hörte ich Lucy kichern.
    »New Jersey ist doch kein Ferngespräch«, spottete Warren. »Das ist praktisch um die Ecke, nur einen Bundestaat entfernt.«
    »Lass mich doch in Ruhe«, schimpfte ich und versuchte ihn durch die Tür zurück ins Haus zu drängen.
    Mein Bruder schüttelte nur den Kopf und bedachte mich mit einem seiner ach-so-überlegenen Blicke. »In fünf Minuten geht’s los, wenn du bis dahin nicht da bist, verlierst du deine Truppen.« Aber wenigstens verschwand er endlich von der Veranda, und ich nahm den Hörer wieder ans Ohr.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Warren ist wieder mal in Bestform.«
    »Geht schon klar«, antwortete Lucy. »Ihr wollt Risiko spielen? Echt, alle zusammen?«
    »Hm«, machte ich und bemühte mich, Lucys wehmütigenUnterton zu überhören. »Also, es gibt Neuigkeiten bei uns beiden …«
    »Genau!«, rief Lucy jetzt wieder ganz aufgeregt. »Halt dich fest: Ich bin in einen Typen verknallt.«
    »Ich auch!«, platzte ich heraus und konnte es gar nicht glauben, dass so was bei uns zur gleichen Zeit passierte. Das war nämlich der einzige Grund, weshalb ich gezögert hatte, Lucy von Henry zu erzählen. In einer so wichtigen Sache wollte ich eigentlich nicht ohne sie vorpreschen. Aber wenn sie zur gleichen Zeit wie ich verliebt war, dann passte ja alles. Denn wenn wir manchmal Zukunftspläne machten, war immer klar, dass wir die entscheidenden Dinge zusammen erleben würden. Dazu gehörten Jungsgeschichten genauso wie das legendäre Date zum Abschlussball und natürlich eine Doppelhochzeit.
    »Ist nicht wahr«, kicherte sie. »Okay, ich zuerst. Pass auf: Ich steh total auf Henry Crosby.«
    Ich öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber da ich kein Wort hervorbrachte, schloss ich ihn wieder. Da Lucy das natürlich nicht mitbekam, plauderte sie munter weiter.
    »Seit ich ihn diesen Sommer zum ersten Mal wiedergesehen habe, bin ich total verliebt in ihn – der ist ja so was von süß geworden im letzten Jahr. Er weiß noch von nix, aber seit ich zu Hause bin, muss ich dauernd an ihn denken. Und weil ihr zwei doch befreundet seid, dachte ich, du könntest vielleicht versuchen rauszukriegen, ob er mich auch mag. Also, natürlich ein bisschen geschickt, du verstehst schon.«
    Ich machte den Mund wieder auf, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Aber ich musste ihr alles erzählen – über das Date, das Kino, das Händchenhalten. »Du, Luce …«
    »Taylor?« Ich drehte mich um. In der Tür stand Dad, und über seiner Schulter hing Gelsey als Kartoffelsack – so nannte er das immer. Dad hielt sie an den Füßen fest und ihr Kopf baumelte seitlich nach unten. Die verkehrt herum hängende Gelsey kicherte wie verrückt. »Wir wollen anfangen, Kleines. Mach dich auf einen kurzen, aber heftigen Schlagabtausch gefasst.«
    »Komme sofort«, antwortete ich. Eine Minute zuvor hätte ich gejammert und gebettelt, noch ein bisschen länger mit Lucy telefonieren zu dürfen. Aber jetzt war ich plötzlich erleichtert über diesen Vorwand, das Gespräch zu beenden.
    »Ach so, noch was«, sagte Dad und tat so, als ob er etwas suchte. Übertrieben sorgfältig drehte er sich in alle Richtungen und schwang Gelsey mit sich. »Hast du deine Schwester irgendwo gesehen? Ich kann sie nämlich nirgends finden.« Als Gelsey in kreischendes Gelächter ausbrach, wirbelte er sie herum, warf sie in die Luft, fing sie wieder auf und stellte sie zurück auf den Boden. Sie lachten zusammen und dann ging er hinein.
    »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte ich zu Lucy und konnte es kaum erwarten, endlich aufzulegen.
    »Aber du redest mit ihm, ja?«, drängelte Lucy. »Und kriegst raus, ob er mich mag?« Ich schluckte und horchte in mich hinein, ob ich den Mut hatte, ihr jetzt zu sagen, dass ich Henry gern hatte. Aber dann würde sie mir bestimmt wieder vorwerfen, dass ich ihr alles nachmachte. Denn seit wir klein waren, behauptete sie ständig, ich würde alles toll finden, was sie toll fand. Und wenn ich so an meinen Fransenpony dachte, lag sie damit wohl auch nicht ganz daneben.
    »Geht klar«, antwortete ich und bereute meine Worte sofort, konnte sie aber nicht mehr zurücknehmen. »Bis bald dann.«
    »Auf jeden Fall. Ich vermiss dich!«
    Lucy legte auf, und ich ging hinein zu den anderen, die sich um den Couchtisch versammelt hatten. Warren zitierte gerade aus Kunst des

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