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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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aufrappeln und einen zweiten Versuch wagen sollen. Hatte ich aber nicht – ich war einfach weggelaufen. Während ich auf den Strand zufuhr, versuchte ich diesen Gedanken zu verdrängen. Doch im Gegensatz zu sonst klappte das nicht so leicht.
    Da Lucy mich lediglich an den Strand beordert hatte, wusste ich natürlich nicht, was mich erwartete oder ob es leicht sein würde sie zu finden. Aber diese Sorge stellte sich als völlig überflüssig heraus, denn schon im Näherkommen sah ich sie am Straßenrand stehen und in ihr Handy schreien.
    »Es ist ja so was von vorbei«, zeterte sie. »Und eins solltest du wissen, Stephen. Du hast gerade das Beste verloren, was du jemals …« Sie unterbrach sich und während sie offenbar Stephen zuhörte, wechselte ihr Gesichtsausdruck von stinkwütend zu ungläubig. »Ach ja? Tatsächlich? Und wieso hast du dann nicht den Arsch in der Hose, hier rauszukommen und mir das zu erklären?«
    Ich verringerte mein Tempo und kam mir vor wie ein Eindringling, obwohl sich die Szene ja mitten auf der Straße abspielte. Mir fiel auf, dass die Einfahrt eines nahe gelegenen Hauses mit Autos vollgestellt war, und undeutlich hörte ich die Bässe irgendwelcher Musik hämmern, unterlegt mit den üblichen Partygeräuschen – Geschrei und Gelächter.
    »Außerdem solltest du wissen …« Doch in dem Moment hatte sie mich gesehen. Mit gefurchter Stirn ließ sie das Handy sinken und starrte entgeistert auf mein Fahrrad. »Was ist das denn?«
    »Was ist was?«, fragte ich zurück.
    »Wo ist dein Auto?«, wollte sie wissen. Leicht schwankend schaute sie an mir vorbei, als ob es sich vielleicht hinter mir versteckt hatte.
    »Hab ich nicht mit«, erklärte ich ihr.
    Lucy stierte mich an. »Und wie willst du mich dann nach Hause fahren?«
    An der Stelle versuchte offenbar Stephen seinen Senf dazuzugeben, denn ich hörte deutlich seine etwas weinerliche Stimme durchs Telefon. »Die Sache ist für mich erledigt, du Arschloch«, keifte Lucy, obwohl sie nicht auflegte, sondern ihm weiter zuhörte.
    Ich kam mir unendlich blöd vor, wie ich da mit meinem Fahrrad morgens um halb drei mitten auf der Straße stand. Und zum ersten Mal seit Langem wurde ich langsam sauer auf Lucy. Seit wir uns wiedergesehen hatten, war mir pausenlos bewusst gewesen, was ich getan hatte und warum sie wütend auf mich war. Aber jetzt hatte sie mich einfach so aus dem Bett geholt, damit ich sie nach Hause chauffierte, obwohl sie während der Arbeit so gut wie kein Wort mit mir sprach? Und war noch nicht mal in der Lage gewesen zu erwähnen, dass ich mit dem Auto kommen sollte?
    Obwohl Lucy noch am Telefon war, hatte ich das Bedürfnis, mich zu verteidigen. »Nur um das mal festzuhalten«, sagte ich laut genug, um Lucys telefonische Auseinandersetzung zu übertönen, »du hast mir überhaupt nicht gesagt, dass ich dich fahren soll – oder darum gebeten, dich zu fahren, mal ganz am Rande erwähnt. Du hast nur gesagt: ›Komm zum Strand.‹ Also hab ich mein Rad genommen und bin hergekommen.«
    »Ja, ich hätte mich ja auch genauer ausgedrückt«, regte Lucy sich auf. »Aber ich bin grad mitten beim Schlussmachen mitdiesem Vollidioten hier.« Die letzten beiden Worte brüllte sie ins Telefon und wahrscheinlich hatte Stephen dann doch genug, denn einen Moment später ließ sie das Handy sinken. »Der hat einfach aufgelegt«, sagte sie ungläubig. »Kannst du dir das vorstellen?«
    Das konnte ich sehr gut, aber es war sicher nicht der richtige Moment, ihr das zu sagen. »Ist er da drin?«, fragte ich und zeigte auf das Haus mit den Partygeräuschen.
    »Ja«, stöhnte Lucy beleidigt, hob ihre Handtasche vom Boden auf, ließ das Handy hineinfallen und wühlte darin herum. Sie brachte eine Tüte Skittles zum Vorschein, riss sie auf und warf sich eine Handvoll davon ein, als ob es Tabletten und keine Kaubonbons wären. Dann behielt sie die Tüte in der Hand, während sie ihre Handtasche zumachte und etwas zu energisch über die Schulter warf. »Da renne ich aus dem Haus und der hat nicht mal so viel Anstand, mir hinterherzukommen. Bleibt in aller Arschruhe, wo er ist, und ruft an . So ein Versager.« Aber bei diesem letzten Wort geriet ihre großspurige Fassade schon ein bisschen ins Wanken. Sie biss sich auf die Lippe und sah nach unten auf die Fahrbahn. »Verdammt«, murmelte sie mit zittriger Stimme. »Dabei hab ich ihn echt gerne gehabt. Ich dachte, wir schaffen es wenigstens bis Ende Juni.« Seufzend sah sie erst mich an und dann mein

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