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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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auf dem Schoß auf dem Sofa, einigermaßen geschützt vor weiteren Anschleichversuchen.
    »Wahrheit«, sagte Lucy. Ich warf ihr einen leicht warnenden Blick zu, aber sie erwiderte diesen mit der unausgesprochenen Botschaft Keine Angst, geht schon klar, und ich war erstaunt, dass ich nach dieser langen Zeit der Trennung immer noch ihre Gedanken lesen konnte. Was fast genauso überraschend war wie die Tatsache, dass sie wiederum meine Gedanken noch deuten konnte. Und sie hatte auch verstanden, dass meine Sorge der Frage galt, wie eng sie sich an die Wahrheit halten wollte. Gelsey hatte Lucy schon immer gemocht, denn Lucy war Einzelkind und hatte daher bereitwillig stundenlang mit meiner Schwester gespielt, und das offenbar auch noch gern. Aber seit sie ihr Schmink-Repertoire gesehen und obendrein herausgefunden hatte, dass Lucy zu Hause in New Jersey Kapitän ihrer Turnmannschaft war – was ich auch zum ersten Mal hörte –, befanden sich die beiden Mädchen im Zustand haltloser Bewunderung, und ich wollte nicht, dass sie die volle Wahrheit über Lucys romantische Eroberungen erfuhren. Seit ich gesehen hatte, wie sie mit nahezu jedem männlichen Kunden am Strandimbiss flirtete, hegte ich den Verdacht, dass es da so einige gab.
    »Okay«, nickte Nora. Gelsey winkte sie zu sich und im Flüsterton berieten sie sich, ehe Nora auf ihren Platz zurückkehrte und Lucy ganz ernsthaft ansah. »Wann hast du zum ersten Mal jemanden geküsst? Und wer war das?«
    In Gedanken driftete ich sofort zu meiner Antwort, die ich schon so oft bei diesem Spiel gegeben hatte: Als ich zwölf war. Henry Crosby.
    »Als ich dreizehn war«, sagte Lucy gerade. » Henry Crosby.«
    Ich starrte sie an und hielt das für einen schlechten Scherz. Lucy nahm sich eine Handvoll Chili-Popcorn. »Wie meinst du das?«, fragte ich sie, während ich gegen einen schlimmen Anfall von Eifersucht ankämpfte.
    »Taylor, tut mir leid, aber als Nächste ist Gelsey dran«, rief Nora, die streng über die Einhaltung der Spielregeln wachte.
    Lucy sah mich fragend an. »Was denn? Hast du gedacht, er guckt nie wieder ’ne andere an?«
    »Nee«, stammelte ich, wobei mich meine eigene Verteidigungshaltung nervte. »Ich hatte nur … keine Ahnung.«
    Lucy warf sich eine weitere Handvoll Popcorn ein. »Wart ihr mal zusammen, oder was?«
    Nora und Gelsey starrten uns wie gebannt an und ich hatte so das Gefühl, dass dieses Drama noch zum Höhepunkt der Party avancieren könnte.
    Lucy zuckte die Schultern. »Vielleicht für einen Monat. Und wir waren dreizehn. Das hatte nichts zu bedeuten.«
    Diesen Tonfall kannte ich – so hörte ich mich auch immer an, wenn ich meine Beziehung mit Henry mit einem Lachen abtun wollte. Erst als ich es von jemand anders hörte, merkte ich, wie gelogen es war, wenn ich das so sagte. Denn obwohl ich versuchte, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen, war Henry nicht nur ein x-beliebiger, unwichtiger Typ gewesen, über den ich belanglose Storys von meinen ersten Beziehungsversuchen erzählte. Er war mir wichtig gewesen und er war mir immer noch wichtig – was auch erklärte, warum alle unsere letzten Begegnungen so emotionsgeladen waren. Und deshalb war ich plötzlich auch so unglaublich eifersüchtig auf Lucy, die in Gedanken schon längst wieder bei dem Spiel war.
    Ich hingegen hing meinen Gedanken nach, bis ich Gelsey etwas von Stufe eins sagen hörte. Da war ich auf einen Schlag zurück in der Realität.
    »Wie bitte?«, fragte ich meine Schwester und starrte sie an. Sie starrte zurück, während durch die Schichten von Abdeckcremes und Grundierung, die Lucy aufgetragen hatte, ihre Sommersprossen leuchteten. Nicht dass wir uns ungeheuer nahestanden oder sie mir je ihre größten Geheimnisse anvertraut hätte, aber trotzdem hatte ich gedacht, dass ich es irgendwie mitgekriegt hätte, wenn solche Sachen bei ihr abgingen. »Wann war das denn?«
    »Beim Schulball letztes Jahr«, sagte Gelsey schulterzuckend. »Mit so ’n paar Jungs.«
    »Was?« Meine Stimme schnellte auf Kreischstufe hoch, sodass Lucy mir schon einen beunruhigten Blick zuwarf. Aufder Stelle bereute ich, dass ich Gelsey je an mein Schminkzeug gelassen hatte, und ging in Gedanken durch, was ich sofort mit meiner Mutter besprechen musste, sobald sie wieder zu Hause war.
    »Nur noch mal zur Erläuterung«, warf Lucy sachlich ein. »Was war Stufe eins doch gleich?«
    Als Nora und Gelsey synchron »Händchenhalten« antworteten, ging es mir wieder besser. Ich war unendlich

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