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Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Vergiss den Sommer nicht (German Edition)

Titel: Vergiss den Sommer nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Matson
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erleichtert, dass meine Schwester nicht zu einem frühreifen Flittchen mutiert war. Lucy biss sich auf die Lippe – sichtlich bemüht, nicht loszulachen.
    Nora schien das allerdings aufgefallen zu sein, denn sie bedachte Lucy mit einem vernichtenden Blick. »Weißt du, Händchenhalten ist echt was Ernstes«, erklärte sie, und Gelsey nickte dazu. »Es hat nämlich was zu bedeuten. Und Händchenhalten macht man auch nicht einfach so mit jedem. Das macht man nur mit jemandem, der einem wirklich was bedeutet.«
    Nora und Gelsey vertieften sich weiter in die tiefere Bedeutung des Händchenhaltens, aber ich blendete es aus, weil mir war, als hätte ich das Knirschen von Autoreifen auf Kies wahrgenommen. Und richtig, im nächsten Moment ging eine Tür auf und wieder zu – und dann rief Dad: »Kinder? Wir sind wieder zu Hause!«
    Meine Mutter klopfte in der altbewährten Weise zweimal schnell hintereinander an die Tür, bevor sie sie öffnete, ohne wirklich abzuwarten, ob jemand »Komm rein« oder »Bleib draußen« sagte, was vermutlich beabsichtigt war. »Hi«, begrüßte sie uns. Ihr Blick schweifte durchs Zimmer, und sie bekam ziemlich große Augen, als sie sah, welche gewaltigen Mengen von Make-up meine Schwester im Gesicht hatte. Doch dann entdeckte sie Lucy. »Ach du meine Güte«, rief sie. »Lucy, bist du das?«
    »Hallo, Mrs Edwards«, sagte Lucy und stand auf. Während Mom und Lucy anfingen, miteinander zu plaudern und die letzten fünf Jahre zu rekapitulieren, schob Gelsey das nunmehr eselsohrige Seventeen- Heft zu Nora und sie steckten ihre Köpfe hinein. Einen Moment später prustete Gelsey vor Lachen über irgendwas, das Nora ihr zeigte, los und als ich ihnen so zusah, musste ich unwillkürlich lächeln. Unsere Aufgabe hier war erledigt.
    Nachdem wir die Mädels mit dem restlichen Knabberkram und der Anweisung, um Mitternacht Plätzchen zu backen, sich selbst überlassen hatten, packte Lucy ihr Zeug ein und wir gingen zusammen durch den Flur zur Tür, wobei Lucy und meine Mutter immer noch am Reden waren.
    »Es ist so schön, dich wiederzusehen«, sagte Mom an der Tür. »Bitte grüß unbedingt deine Mutter ganz lieb von mir.«
    »Mach ich«, versprach Lucy, als mein Vater gerade aus dem Wohnzimmer kam – wie immer mit dem Hund auf dem Arm.
    »Das ist doch nicht etwa Miss Marino?«, sagte er mit breitem Lächeln und gab vor, völlig baff zu sein. »Die erwachsene Miss Marino?«
    »Hallo, Mr Edwards«, begrüßte sie ihn, und ich bemerkte, wie ihr Lächeln ein bisschen erstarrte, als sie ihn ansah. Obwohl er lachte und dem Hund die Ohren kraulte, wusste ich, wie er auf Lucy wirken musste: viel zu dünn für seine eigentliche Statur, und zwar die Art von dünn, die eine Krankheit verriet –nicht einfach nur das Ergebnis einer Abmagerungskur. Der gelbliche Farbton seiner Haut. Wie viel älter er aussah, als er eigentlich war.
    Wir gingen über die Veranda nach draußen, jede trug eine von Lucys Taschen. Ich war die drei Stufen nach unten vorgegangen und spürte das feuchte Gras kühl unter meinen Füßen. Die Nacht war klar, der Mond hing riesig über dem See. Am Himmel waren so viele Sterne, wie ich es noch nie gesehen hatte. Aber all das nahm ich kaum richtig wahr, als wir zusammen in Richtung Steg gingen. Ich hatte das Gefühl, dass Lucy etwas sagen wollte, und so sprach ich sie zuerst an. Ich stellte ihr die Frage, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. »Was war da mit dir und Henry?«
    Lucy blieb stehen und rückte die Tasche auf ihrer Schulter zurecht. »Was willst du denn jetzt von mir hören?«, fragte sie. »Wir sind miteinander gegangen, und es hat nicht funktioniert, also haben wir uns wieder getrennt und jetzt sind wir Freunde. Gewissermaßen.«
    »Und wessen Idee war es, miteinander zu gehen?« wollte ich wissen. »Deine oder seine?«
    »Meine«, sagte Lucy ruhig und sah mich offen an. »Ich hab ihn gemocht, und ich dachte, das wusstest du.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde, aber gleichzeitig war es auch ein befreiendes Gefühl, offen über das zu sprechen, was uns schon den ganzen Sommer lang auf der Seele gelegen hatte und das wir nie beim Namen genannt hatten. »Ich weiß«, sagte ich. »Aber nur der Vollständigkeit halber – Henry und ich hatten schon was miteinander, als du mir gesagt hast, dass du ihn magst. Das konnte ich dir bloß nicht sagen, weil ich nicht wollte, dass …«
    »Dass was?«, fragte sie.
    Ich zuckte die Schultern. Inzwischen kam es mir so dumm vor, und es

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