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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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begehen man Sie gezwungen hat.«
    Sie musterte die Detectives und erkannte die Anteilnahme in ihrem Blick. Lisa hoffte, dass sie ehrlich gemeint und nicht nur dazu gedacht war, Verständnis für Jimmy vorzuspiegeln.
    »Ich sage Ihnen alles, was ich weiß«, fuhr sie fort. »Aber ich flehe Sie an, Jimmys Namen aus dieser Untersuchung herauszuhalten. Die Schachteln mit dem Geld waren versiegelt.
    Vielleicht hat ihn ja jemand gebeten, sie für ihn aufzubewahren, ohne dass er ahnte, was sich darin befand.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht, Lisa«, entgegnete Jack Sclafani.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Aber ich bin sicher, dass Jimmy jeden Pfusch am Bau, der zu einem tragischen Unfall führen könnte, früher oder später gemeldet hätte. Und da er sich nicht mehr verteidigen kann, müssen die Karten jetzt auf den Tisch.«
    »Sie haben Ms. MacDermott erzählt, Sie hätten die versiegelten Päckchen im Aktenschrank Ihres Mannes gefunden«, stellte Brennan fest.
    »Ja. Der Aktenschrank steht in seiner Werkstatt. Ich habe dort nach wichtigen Unterlagen gesucht. Steuererklärungen zum Beispiel.« Der Anflug eines Lächelns huschte über Lisas Lippen.
    »In meiner Kindheit habe ich ständig die Geschichte gehört, wie meine Großtante eine Versicherungspolice, von der sie gar nichts wusste, im Schreibtisch meines Großonkels entdeckt hat. Sie war fünfundzwanzigtausend Dollar wert, 1947 eine Menge Geld.« Sie hielt inne und betrachtete nervös ihre Hände. »Unten im Keller bin ich zwar nicht auf eine Versicherungspolice gestoßen, dafür aber auf die Päckchen.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, woher sie stammen?«

    »Nein. Doch ich glaube, ich kenne den Tag, an dem er sie sich verdient hat. Es war am 9. September vergangenen Jahres.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Das Tagebuch meiner Tochter.« Lisas Stimme erstarb. Sie krampfte die Hände ineinander. »Mein Gott, was habe ich getan?«, rief sie aus. »Ich habe Kel y geschworen, niemals ihr Tagebuch zu lesen.«
    Jetzt wird sie nicht mehr weiterreden, dachte Jack Sclafani.
    »Lisa«, sagte er. »Sie haben Recht, wir sind beide Väter und wollen einem Kind genauso wenig schaden wie Sie. Aber bitte erzählen Sie uns, was Kelly über den 9. September geschrieben hat und warum Sie das für so wichtig halten. Dann sind wir sofort verschwunden. Ehrenwort.«
    Zumindest für heute, dachte Brennan und sah seinen Partner an. Jack macht seine Sache wirklich gut. Er benimmt sich, als wäre er Lisa Ryans großer Bruder, und das Beste ist, dass er es ehrlich meint.
    Mit gesenktem Kopf begann Lisa zu sprechen. »Nachdem ich das Tagebuch gelesen hatte, fiel mir ein, dass Jimmy am Donnerstag, dem 9. September, spät nach Hause gekommen ist.
    Er arbeitete auf einer Baustelle an der Westseite von Manhattan, auf Höhe der 100. Straße. Ich glaube, es ging um die Renovierung eines Mietshauses. Er war noch nicht zurück, als jemand anrief und ihn verlangte. Es sei dringend. Ob Jimmy ein Mobiltelefon habe? Doch Jimmy hielt nicht viel von diesen Dingern. Ich fragte, ob ich etwas ausrichten könnte.«
    »War es ein Mann oder eine Frau?«
    »Ein Mann. Er sprach sehr leise und hastig.«
    Lisa stand auf und ging zum Fenster. »Die Nachricht an Jimmy lautete folgendermaßen: ›Der Auftrag ist storniert.‹ Ich hatte solche Angst, das könnte heißen, dass Jimmy wieder arbeitslos werden würde. Endlich, so gegen halb zehn, kam er nach Hause.

    Als ich ihm von dem Anruf erzählte, war er außer sich.«
    »Was meinen Sie mit außer sich?«
    »Er wurde kreidebleich, der Schweiß brach ihm aus, und er griff sich an die Brust. Ich dachte schon, er hätte einen Herzinfarkt. Doch dann fasste er sich wieder und sagte, der Bauherr fordere nachträgliche Veränderungen, die nun nicht mehr möglich seien.«
    »Warum erinnern Sie sich noch so gut an diesen Tag?«
    »Wegen einer Eintragung in Kellys Tagebuch. Damals glaubte ich, Jimmy hätte Angst, etwas sei geschehen, das ihn den Job kosten könnte. Aber nach diesem Abend vergaß ich die Sache wieder. Ich weiß noch, dass ich ungefähr eine Stunde später ins Bett gegangen bin. Er meinte, er werde noch ein Bier trinken, sich ein wenig erholen und dann nachkommen. Kel y schreibt in ihrem Tagebuch, sie sei aufgewacht und habe gehört, dass der Fernseher lief. Sie sei hinuntergegangen, denn sie hatte bei Jimmys Rückkehr schon geschlafen und wollte ihm nun gute Nacht sagen.«
    Lisa holte ein Blatt Papier aus der

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