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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Brief gelesen, was für ein netter Kerl Adam war und wie sehr man ihn vermissen wird?
    Warum fühle ich mich wie benommen und kann nicht weinen?
    Nel lief schneller, doch die Fragen ließen sie einfach nicht los.
    Sie überlegte, wo sie gelesen hatte, dass man den eigenen Gedanken nicht entfliehen kann.
    Dan Minor joggte den Central Park South entlang und lief dann durch die Grünanlagen nach Norden. Ein ausgezeichneter Tag für einen Dauerlauf, sagte er sich. Jetzt, am späten Nachmittag, war die Sonne angenehm warm, und es wehte ein erfrischender Wind. Im Park wimmelte es von Joggern, Rollschuhfahrern und Spaziergängern. Die meisten Bänke waren von Leuten besetzt, die die Aussicht genossen oder lasen.
    Dan wurde von Mitgefühl ergriffen, als er an einer ungepflegten jungen Frau vorbeikam, die ein zerschlissenes Kleid trug. Neben ihr sitzt niemand, dachte er, als er die überquellenden Plastiktüten zu ihren Füßen bemerkte.
    Hat Quinny so den Großteil ihres Lebens verbracht?, fragte er sich. Machten die Leute ebenfalls einen Bogen um sie oder behandelten sie wie Luft?
    Seltsam, dass er sie in seinen Gedanken immer Quinny nannte.
    »Mutter«, das war eine andere. Seine Mutter war eine hübsche, dunkelhaarige Frau, die ihn liebevoll in den Arm nahm und Danny-Boy zu ihm sagte.
    Aber sie hat jeden Abend, wenn ich schon im Bett lag, zu trinken angefangen, überlegte er weiter. Manchmal bin ich aufgewacht und habe sie zugedeckt, wenn sie wieder einmal bewusstlos war.
    Er joggte weiter und bemerkte aus dem Augenwinkel eine hoch gewachsene Frau mit kastanienbraunem Haar, die an ihm vorbeilief.
    Ich kenne sie, dachte er.
    Es war ein Reflex, ein Gefühl, das sich häufig einstellt, wenn etwas in einem eine Erinnerung auslöst. Dan blieb stehen und drehte sich um. Wer war diese Frau, und warum erschien sie ihm so vertraut?
    Dieses Gesicht hatte er doch innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden schon einmal gesehen.
    Natürlich. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Das war Nel MacDermott. Gestern wurde in den Zehn-Uhr-Nachrichten über sie berichtet. In dem Beitrag stand sie nach dem Trauergottesdienst für ihren Mann vor der Kirche.
    Dan wusste nicht, warum er kehrtmachte und zurück in Richtung Central Park South lief, immer Nell MacDermotts kastanienbraunem Haarschopf hinterher.
    Als Nell sich dem Broadway näherte, verlangsamte sie ihr Tempo. An der Ecke Broadway und 57. Straße befand sich der Buchladen Coliseum. Sie hatte Geld und Kreditkarte mitgenommen, um hier auf dem Heimweg vielleicht ein Buch zu kaufen. Nun musste sie sich entscheiden.
    Wenn ich wirklich mit Bonnie Wilson sprechen und ihre Behauptung nachprüfen will, sie stehe mit Adam in Verbindung, muss ich zuerst mehr über übernatürliche Phänomene erfahren, beschloss sie. Ich weiß, Mac würde mich deswegen auslachen. Er würde sagen, nur Idioten und übergeschnappte alte Weiber –
    womit er selbstverständlich Tante Gerti meint – glaubten an das Geschwätz von Hellsehern. Eigentlich liegt es nur an ihm, dass ich Gertis Vorschlag abgelehnt habe. Doch falls Bonnie Wilson in dieser Fernsehsendung keine faulen Tricks angewandt hat, hat sie vielleicht tatsächlich Kontakt mit Adam. Und wenn ich mich wirklich mit ihr treffe, muss ich vorbereitet sein. Ich will wissen, worauf ich achten und was ich sie fragen soll.
    Dan folgte Nell den Broadway hinunter und sah sie im Buchladen verschwinden. Unschlüssig blieb er stehen, blickte ins Schaufenster, tat, als interessierte er sich für die Auslage, und überlegte, ob er ebenfalls hineingehen sollte. Aber da er keinen Cent bei sich hatte, konnte er sich schlecht als Kunde ausgeben.
    Außerdem war er ziemlich schnell gelaufen, bevor er ihr begegnete, und brauchte vermutlich dringend eine Dusche und saubere Sachen. Ein Bummel durch einen Buchladen kam also nicht infrage.
    Mit einem Zipfel seines Sweatshirts wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Vielleicht sollte ich ihr einfach schreiben, dachte er.
    Aber eigentlich würde ich lieber gleich mit ihr sprechen.
    Bestimmt hat sie eine Geheimnummer, und sie bekommt wahrscheinlich zurzeit jede Menge Post, die sie gar nicht mehr beantworten kann. Er beschloss, doch in den Laden zu gehen.
    Durch das Fenster sah er, wie sie zwischen den Bücherregalen umherschlenderte. Dann bemerkte er, gleichzeitig erleichtert und aufgeregt, dass sie sich der Kasse näherte.
    Sie kam aus dem Laden, eilte zur nächsten Straßenecke und streckte die Hand aus, um ein Taxi

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