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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wie gelähmt gefühlt. Als er in die Küche kam, um sich einen Kaffee zu machen, saß seine Mutter am Tisch und heulte sich die Augen aus.
    »Dein Vater wäre heute achtzig geworden«, sagte sie ihm mit zitternder Stimme. »Wenn er noch lebte, würden wir seinen Geburtstag feiern. Doch stattdessen verkrieche ich mich allein in der
    Wohnung
    und
    schäme
    mich,
    den
    Nachbarn
    gegenüberzutreten.«
    Jed versuchte ihre Sorgen zu zerstreuen und beteuerte wieder einmal seine Unschuld. Aber sie hörte einfach nicht auf und jammerte immer weiter.
    »Erinnerst du dich noch an die alten Filme mit Edward G.
    Robinson?«, fragte sie. »Als seine Frau starb, hinterließ sie ihrem Sohn lediglich sein Kinderstühlchen. Sie meinte, nur als er darin saß, hätte er ihr Freude gemacht.«
    Dann drohte Mrs. Kaplan ihrem Sohn mit der Faust. »Dasselbe könnte ich von dir behaupten, Jed. Dein Benehmen ist eine Schande, und du ziehst das Andenken deines Vaters in den Schmutz.«
    Er hatte ihre Tirade eine Weile über sich ergehen lassen und sich dann rasch verdrückt. In der Wohnung fühlte er sich wie eingesperrt. Er musste weg. Doch dazu brauchte er seinen Pass.
    Die Polizei wusste genau, dass sie mit ihrer an den Haaren herbeigezogenen Anklage wegen Drogenbesitzes vor Gericht nicht durchkommen würde. Und deshalb hatten sie ihm den Pass abgenommen, damit er nicht verschwinden konnte.
    Ich habe nie zugegeben, dass das Gras mir gehört, dachte Jed und beglückwünschte sich zu seiner Schlauheit. Es ist die Wahrheit, dass ich die Tasche seit fünf Jahren nicht angerührt habe.
    Allerdings würden die Bullen ihn auch dann weiter behelligen, wenn das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. Sie würden sich schon etwas einfallen lassen, damit er in der Stadt blieb.
    Das Problem ist, überlegte Jed, als er sich in einem Imbissladen am Broadway einen Kaffee holte, dass ich der Polizei, was die Explosion angeht, einen Tipp geben könnte. Doch den würden sie wahrscheinlich dazu benutzen, um mir die Tat anzuhängen.

44
T
    ut mir leid, dass ich so spät komme«, entschuldigte sich Lisa Ryan, als Nell sie hereinbat. »Ich hätte wissen sollen, dass man hier keinen Parkplatz findet. Schließlich musste ich doch ins Parkhaus.«
    Sie hoffte, dass man ihr ihre Nervosität und Unruhe nicht anmerkte. Der Verkehr in New York setzte ihr immer ziemlich zu. Und dazu noch das sündhaft teure Parkhaus: Mindestgebühr fündundzwanzig Dollar! Sie war gereizt und durcheinander.
    Fünfundzwanzig Dollar war viel Geld für Lisa. Das bekam sie normalerweise als Trinkgeld für fünf bis acht Maniküren. Und nun hatte sie eine solche Unsumme verschwendet, nur um ein zehn Jahre altes Auto abzustellen. Wenn das Gespräch mit Nel MacDermott nicht so wichtig gewesen wäre, wäre sie sofort umgekehrt und wieder nach Queens gefahren.
    Auf dem Weg vom Parkhaus zu dem Gebäude, wo Nell wohnte, waren ihr die Wuttränen in die Augen gestiegen. Lisa hatte stehen bleiben und ein Taschentuch hervorkramen müssen, um sie wegzuwischen. Schließlich wollte sie sich nicht mitten in Manhattan auf offener Straße lächerlich machen.
    Bis jetzt hatte sich Lisa in ihrem marineblauen Hosenanzug immer gut gekleidet gefühlt. Doch beim Anblick von Nell MacDermotts maßgeschneiderter brauner Hose und der cremefarbenen Bluse kam sie sich plötzlich vor, als stammten ihre Sachen vom Wühltisch.
    Die Fotos werden ihr nicht gerecht, dachte Lisa. Sie ist so hübsch. Und heute sieht sie noch besser aus als bei unserer Begegnung nach dem Trauergottesdienst, aber das ist ja nicht weiter erstaunlich.
    Nel MacDermott hatte sie herzlich und freundschaftlich begrüßt. Sie bot Lisa an, sie Nell zu nennen. Sofort fasste Lisa Vertrauen zu ihr, was unter den gegebenen Umständen sehr wichtig war.
    Auch die Ruhe und Gelassenheit, die Nell MacDermott ausstrahlte, trugen dazu bei, dass Lisas Nervosität sich legte.
    Außerdem wirkte Nell auf sie wie eine Frau, die von klein auf an eine so elegante Umgebung gewöhnt war.
    Als sie Nel ins Wohnzimmer folgte, dachte sie wieder einmal an Jimmy. Wie oft hatte er sie wegen ihrer Schwäche für Wohnzeitschriften gehänselt. Lisa erinnerte sich an die vielen Stunden, in denen sie im Geiste ihr Traumhaus eingerichtet hatte.
    Manchmal bevorzugte sie einen formelleren Stil mit antiken Möbeln und Perserteppichen. Dann wieder den englischen Landhausstil und hin und wieder sogar Art déco oder moderne Möbel, obwohl sie wusste, dass Jimmy mit Letzterem niemals einverstanden

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