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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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Spielerberater hatte. Er hatte nie einen gebraucht, und war sogar ein wenig stolz, bislang ohne deren angeblich so professionelle Hilfe ausgekommen zu sein.
    Vor zwei Jahren, als er den Entschluss gefasst hatte, Kairat Almaty in Richtung Europa zu verlassen, hatte Alibek, der damals längst in Deutschland lebte, ihm geholfen. Sein Trainer aus Jugendtagen hatte ihm ein Probetraining beim bayrischen Zweitligisten Wacker Burghausen vermittelt. Der Rest war dann seine Sache gewesen.
    »Ich denkte nicht. Sonst hätte ich es nicht gemacht. Ganz einfach.« Wie immer, wenn Valentin übermüdet war, schlichen sich Grammatikfehler in sein sonst perfektes Deutsch, und auch seine sorgsam antrainierte Aussprache litt.
    »Interessant. Du bist doch sonst immer so besonnen.«
    Das stimmte. Impulsivität gehörte normalerweise nicht zu Valentins vorherrschenden Charaktereigenschaften. Aber auf dem Platz ist eben alles anders.
    »Im Morgenmagazin läuft die Szene des Tages rauf und runter«, informierte Alibek ihn. »Der Moderator hat den Mahler-Welfert geladen, der als Sportexperte an irgendeiner Schautafel Beckers Verletzung bis ins kleinste Detail schildert.«
    Valentin konnte es kaum glauben. Er fingerte nach der Fernbedienung,
die auf dem flachen Couchtisch in Reichweite lag.
    »Stell dir mal vor, was los ist, sollte Becker nicht rechtzeitig zum Start der EM wieder fit sein«, fuhr Alibek fort. Daran mochte Valentin gar nicht erst denken. Natürlich würde man ihm die Schuld geben.
    »Das muss ich mir ansehen.« Er drehte den Fernseher lauter. Gerade hielt ein Reporter dem Trainer der Nationalmannschaft ein Mikro vor die Nase. Valentin hatte den coolen, immer etwas distanziert wirkenden Martin Löwe noch nie so aufgeregt gesehen. Aber wer verlor schon gerne seinen Stürmerstar so kurz vor der Europameisterschaft! Dabei sollten die Nationalspieler ihm dankbar sein. Sollte ihnen im Laufe des Turniers entfallen, wo genau auf dem grünen Geläuf das gegnerische Tor stand, hätten sie wenigstens einen Schuldigen.
    »Ein Jahr muss er mindestens pausieren«, fuhr Alibek fort.
    Gerade wiederholte die Zeitlupe seine vermeintliche Regelwidrigkeit aus jedem nur erdenklichen Kamerawinkel. Anschließend wurde die Frage ob Foul oder kein Foul diskutiert. Der Experte schien sich, sehr zum Missfallen des Moderators, nicht festlegen zu wollen. Das brauchte er auch gar nicht. Die Sache war längst geklärt. Das Fußballvolk hatte gerichtet und zeigte mit dem Daumen nach unten. Gerne hätte es den Schuldigen an die Löwen verfüttert, doch musste es sich mit seiner Auslieferung an die Presse begnügen. Aber das war fast so unterhaltsam wie ein Besuch im Circus Maximus. Und um das viele Blut brauchte man sich anschließend auch nicht zu kümmern. Auf dem Boulevard gab es immer jemanden, der bereit war, es aufzuwischen.

    »Mit einem Bänderriss ist eben nicht zu spaßen«, schloss Alibek seine Analyse der Ereignisse.
    »Danke, dass du mich noch einmal darauf hingewiesen hast.« Valentin sah wieder das Gesicht Beckers vor sich, als er mit zusammengebissenen Zähnen vom Platz humpelte.
    »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Was wirst du jetzt machen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Wie es aussah, stand er nicht nur ohne Job, sondern auch ohne Zukunft da. Die Andeutungen des HSV-Managers gleich nach dem Abpfiff gaben ihm allen Grund zu der Befürchtung, dass sein Vertrag eher früher als später gelöst werden würde. Ganz abgesehen davon, stand ihm eine saftige Vertragsstrafe ins Haus. Zwar war noch nichts entschieden, aber es sah alles andere als gut für ihn aus.
    »Sicher ist nur eins: Ich gehe nicht zurück. Niemals. Nicht in mein Dorf und nicht in unsere Hauptstadt. Das habe ich mir geschworen.«
    Valentin war einer der wenigen, die es in seiner Heimat mit Fußball, der in Kasachstan nicht gerade zu den populärsten Sportarten gehört, zu etwas gebracht hatten. Wie glücklich war er gewesen, als er damals zum FC Kairat Almaty wechselte, ein Verein, der sich gerade zum ersten Mal in seiner Geschichte an der UEFA-Qualifikation versuchte. International hatte er kaum etwas zu melden. Valentin kapierte schnell, dass seine fußballerische Laufbahn zu Ende war, noch bevor sie richtig begonnen hatte, wenn er es nicht schaffte, Kasachstan den Rücken zu kehren.

    »Das kann ich gut verstehen. Aber es gibt doch Alternativen. Profikarriere hin oder her. Warum nimmst du dein Studium nicht wieder

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