Vergiss mein nicht
daran erinnern, was er dir gesagt hat.«
Jeffrey schwieg.
» Was hat er denn gesagt?«
» Dass ich mir nicht die Schuld dafür geben soll, was geschehen ist«, erklärte er ihr. » Dass ich nicht mit dieser Schuld leben soll.«
Sie griff nach seinem Arm und drückte ihn. » Er hat Recht.«
» Er hat gesagt, ich solle Dottie Weaver die Schuld geben.«
» Finde ich auch.«
» Dave Fine gibt auch Dottie die Schuld.«
» Das ist etwas anderes«, korrigierte sie ihn und kam aus ihrem Stuhl hoch. » Jeffrey, sieh mich an…« Sie wartete, bis er es tat. » Du hast nur getan, was du tun musstest.«
» Ich habe Jenny davon abgehalten, Mark zu erschießen, damit er sich dann den Strick nehmen konnte«, sagte Jeffrey. » Er hat das Bewusstsein immer noch nicht wiedererlangt. Vielleicht wird er es nie tun.«
» Und das ist deine Schuld?«, fragte sie. » Ich wusste ja gar nicht, dass du so viel Macht besitzt, Jeffrey.« Dann zählte sie auf: » Du hast bewirkt, dass Jenny Weaver eine Waffe auf Mark gerichtet hat, du hast veranlasst, dass Mark sich aufgehängt hat. Hast du auch Dottie hierher zu uns gebracht? Hast du dafür gesorgt, dass sie Lacey entführt hat? Hast du arrangiert, dass Dottie zusammen mit Grace Patterson in jenem Krankenhaus gearbeitet hat? Hast du sie dazu gebracht, Kinder zu missbrauchen?«
» Das sage ich ja gar nicht.«
» Und ob du das tust«, beharrte sie. » Wenn du unbedingt jemandem die Schuld geben willst, dann gib sie mir.«
Er schüttelte den Kopf und sagte: » Auf keinen Fall.«
» Sie waren alle in meiner Sprechstunde«, erklärte Sara. » Ich habe Mark und Lacey praktisch von ihrer Geburt an betreut, und Jenny war ebenfalls meine Patientin. Ist es also meine Schuld?«
» Natürlich nicht.«
» Und wieso soll es deine sein?«
Jeffrey stützte das Kinn in die Hand. Er wollte nicht, dass Sara merkte, wie durcheinander er war. » Du hast doch nicht abgedrückt«, sagte er. » Du hast sie nicht getötet.«
Sara kniete sich vor Jeffrey. Sie nahm seine Hände in die ihren und sagte: » Du weißt, dass ich dir gesagt habe, wie sehr ich mich um dich sorge, wenn ich nicht weiß, wo du bist, und das Telefon klingelt?«
Er nickte.
» Ich mache mir Sorgen, weil ich dich kenne«, sagte sie und drückte seine Hände ganz fest, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. » Ich weiß, was für ein Cop du bist, und ich weiß auch, was für ein Mann du bist.«
» Und was für ein Mann bin ich?«
Sie sprach leiser und sanfter. » Ein Mann, der jeden Tag sein Leben riskiert, damit andere Menschen in Sicherheit leben können. Das liebe ich an dir«, betonte sie. » Ich liebe es, dass du stark bist und die Dinge zu Ende denkst, und dass du nicht nur spontan reagierst.« Sara legte eine Hand auf seine Wange. » Ich liebe es, dass du zärtlich bist und dir Sorgen um Lena machst, und dass du dich für alles, was in der Stadt geschieht, verantwortlich fühlst.«
Er wollte etwas sagen, aber sie drückte einen Finger an seine Lippen, damit er sie nicht unterbrach. » Ich liebe dich, weil du weißt, wie du mich trösten kannst, und wie du mich auf die Palme bringen kannst, und wie du meinen Vater so reizen kannst, dass er dich am liebsten zu Brei schlagen würde.« Sie senkte die Stimme. » Ich liebe es, wie du mich berührst und wie sicher ich mich fühle, wenn du bei mir bist.« Sie küsste seine Hände. » Du bist ein guter Mensch, Jeffrey«, versicherte sie ihm. » Hör auf Paul Jennings. Hör auf mich. Du hast das Richtige getan.« Sie küsste seine Fingerspitzen.
Sie sagte: » Es ist ja okay, die eigenen Handlungen infrage zu stellen, Jeffrey. Das hast du getan, und jetzt ist es Zeit, wieder nach vorn zu schauen.«
Er sah auf die Felsen im See und fragte sich, ob wohl je in seinem Leben ein Tag kommen würde, an dem er nicht an Jenny Weaver und seine Schuld an ihrem Tod denken müsste.
Sara sagte nochmals: » Du bist ein guter Mensch, Jeffrey.«
Er glaubte ihr nicht. Wenn er nicht noch immer von seinem Hechtsprung auf Dave Fine Schmerzen im Knie hätte, wäre es vielleicht ein wenig leichter, oder wenn er sich nicht daran erinnern würde, wie gut es getan hatte, Arthur Prynne zwischen die Beine zu treten. Vielleicht auch, wenn er nicht mehr das angstvolle Augenpaar hinten im Wandschrank in Macon vor sich sehen würde.
» Jeffrey«, wiederholte Sara. » Du bist ein guter Mensch.«
» Ich weiß«, log er.
» Du musst es da drinnen wissen«, sagte sie und legte die Hand auf seine Brust.
Jeffrey
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