Vergiss mein nicht
Schreibkram erledigen. Glaubst du, dass ihr mehr als zwei Stunden braucht?«
Er schüttelte den Kopf. » Ich möchte, dass du bei der Vernehmung dabei bist.«
Sara schaute ihn fragend an. » Ich bin doch kein Cop.«
» Lena aber«, sagte er. » Sie wird die Vernehmung durchführen. Ich möchte, dass du dabei bist, weil sie dich kennt.«
Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. » Lena oder Dottie?«
Frank räusperte sich. » Ich muss ein paar Anrufe erledigen«, sagte er und nickte Sara höflich zu, bevor er sich verdrückte.
Nachdem er gegangen war, fragte Jeffrey: » Ist das ein Nachthemd?«
» Was?«
» Das, was du da anhast«, sagte er und deutete auf ihr Kleid. » Sieht zumindest aus wie ein Nachthemd.«
Sara lachte verlegen, als ob er die Pointe eines Witzes einfach weggelassen hätte. » Nein«, sagte sie.
» Du hättest dich ein wenig professioneller anziehen können«, sagte er und dachte daran, was sie am Abend zuvor getragen hatte. Ihre Jogginghose und das zerschlissene alte T-Shirt waren der Situation auch nicht gerade zuträglich gewesen. Und ihre Beine waren behaarter gewesen als seine.
Er fragte: » Würde es dich umbringen, dich etwas schicker anzuziehen?«
Sara senkte die Stimme, wie immer, wenn sie sauer wurde. » Gibt es irgendeinen Grund dafür, dass du wie meine Mutter mit mir redest?«
Er war so wütend, dass er lieber den Mund hielt.
» Jeff«, sagte Sara, » was ist eigentlich los?«
Er ging an ihr vorbei und schlug die Tür zu. » Würde es dich umbringen, mir diesen kleinen Gefallen zu tun?«
» Gefallen?« Sie schüttelte den Kopf, als redete er unverständliches Zeug.
» Bei der Vernehmung dabei zu sein«, erinnerte er sie. » Mit Weaver.«
Sara seufzte. » Aber was soll ich denn sagen?«
» Schon gut«, antwortete er. Um irgendetwas zu tun, schloss er die Jalousie. » Vergiss es.«
» Sag mir einfach, was ich tun soll«, forderte sie ihn auf. Ihre Stimme klang so furchtbar vernünftig. » Möchtest du, dass ich nach Hause fahre und mich umziehe? Soll ich dich in Ruhe lassen?«
Er drehte sich um und fuhr sie an: » Ich will ja nur, dass du aufhörst, mich fertigzumachen. Mehr will ich doch gar nicht.«
Sara presste die Lippen zusammen. Jetzt schien sie an der Reihe zu sein, das runterzuschlucken, was ihr auf der Zunge lag.
Er zog die Augenbrauen in die Höhe, versuchte sie aus der Reserve zu locken. » Was?«, fragte er. Er wusste genau, dass er sie provozierte und Streit suchte, um Dampf abzulassen.
Sara atmete tief ein und langsam wieder aus. » Ich versteh einfach nicht, warum du so wütend auf mich bist.«
Jeffrey gab keine Antwort.
Sie glättete seine Krawatte mit der Oberseite ihrer Finger und legte ihm die Hand auf die Brust. » Jeff, bitte. Sag mir einfach, was ich tun soll.«
Ihm fehlten die Worte. Er wandte sich von ihr ab, und weil ihm nichts anderes einfiel, drehte er an dem Stab, um die Jalousie wieder zu öffnen. Er spürte Saras Hand auf der Schulter.
Sie sagte: » Alles wird gut.«
» Ja, ja«, fuhr er sie an. Es kam ihm vor, als stünde sein Hirn in Flammen, und wenn er blinzelte, sah er jedes Mal Jenny Weavers Kopf vor sich, wie er nach hinten gerissen wurde, als die Kugel ihren Hals durchschlug.
Sara umarmte ihn und presste die Lippen auf seinen Nacken. » Alles wird gut«, flüsterte sie an seinem Hals, und er spürte, dass ihr kühler Atem ihn beruhigte. Wieder küsste sie seinen Nacken und ließ ihre Lippen scheinbar eine Ewigkeit auf seiner Haut ruhen. Sein Körper entspannte sich langsam, und Jeffrey fragte sich, warum sie das letzte Nacht nicht getan hatte. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie es ja getan hatte.
Wieder versprach sie ihm: » Alles wird gut.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen wurde er ruhiger und glaubte, wieder atmen zu können. Das war ein so schönes Gefühl, dass er kurz davor war, eine Dummheit zu begehen, nämlich entweder loszuheulen oder, noch schlimmer, Sara zu gestehen, dass er sie liebte.
Er fragte: » Hilfst du nun bei der Vernehmung oder nicht?«
Sie ließ die Hände sinken, und er merkte, dass sie auf eine andere Reaktion gehofft hatte. Er sah sie an und überlegte, was er sagen könnte. Nichts fiel ihm ein.
Schließlich nickte sie und sagte: » Ich tue, was immer du möchtest.«
Jeffrey stand im Beobachtungsraum und sah durch das als Spiegel getarnte Fenster zu, wie Sara Dottie Weaver tröstete. Er hatte noch nie lange auf Sara wütend sein können, vor allem, weil sie es einfach nicht zuließ.
Dottie
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