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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Eisblock.«
    » Genau«, sagte Rory. » Als wenn wir ihr plötzlich nicht mehr gut genug wären.«
    » Scheiße, ja«, stimmte Carson zu. » Sie tat so, als wäre nichts gewesen, und ich hab zu ihr gesagt: › He, du weißt doch bestimmt noch, was du gemacht hast, du kleine Nutte.‹«
    » Hättest ihr Geld anbieten sollen«, schlug Rory vor. » Nee, hättest Mark Geld dafür anbieten sollen.«
    » Genau«, raunte Lena. Sie versuchte sich an den Namen des dritten Burschen zu erinnern. Er war die ganze Zeit recht wortkarg gewesen und nicht so aggressiv wie die beiden anderen. » Cooper?«, riet sie. Er sah auf, und sie fragte: » Hast du dich mal gefragt, wieso ein dreizehnjähriges Mädchen diese Dinge überhaupt getan hat?«
    » Sie hatte Spaß dran«, vermutete Cooper und zuckte die Achseln, wie sie alle immer wieder die Achseln zuckten. » Wieso sollte sie sonst so was machen?« Er sah zu seinen Freunden rüber, und sein Verhalten änderte sich schlagartig. Er klang kalt und genauso hasserfüllt wie sie, als er mit Nachdruck behauptete: » Sie war eine Nutte, und es gefiel ihr.«
    » Ja«, sagte Rory voller Verachtung. » Jeder hat doch gesehen, dass sie drauf stand.«
    Lena warf ein: » Obwohl sie so betrunken war?«
    Sie antworteten nicht.
    » Woran habt ihr denn gemerkt, dass es ihr gefiel?«
    » Scheiße, Mann«, sagte Rory. » Wer weiß das schon. Ihr Gesicht war doch die ganze Zeit in der Couch vergraben.«
    » Bingo, Alter!« Carson lachte und reckte die Hand zum Abklatschen in die Höhe.
    Blitzschnell ergriff Lena sein Handgelenk und drückte so fest zu, dass sie die Knochen spürte. Vor Schmerzen verzog er das Gesicht.
    Sie sagte: » Du meinst also, ihr hat es gefallen, hm?«
    » Ey«, sagte Carson und sah sich nach Hilfe um. » Kommen Sie, wir haben doch nur Spaß gemacht.«
    » Spaß?«, fragte Lena und riss an seinem Arm, als wollte sie ihn auskugeln. » Bei mir zu Hause nennen wir das Vergewaltigung, du kleiner Wichser.« Sie ließ ihn los, was blieb ihr anderes übrig. Am liebsten hätte sie ihm ihre Waffe über den Schädel gezogen, angesichts des höhnischen Grinsens, das er aufsetzte, kaum dass er sich wieder auf seinem Stuhl flegelte.
    Es läutete zur nächsten Unterrichtsstunde, und Lena musste sich beherrschen, um bei dem lauten Geräusch nicht zusammenzuzucken. Die Jungen reagierten mit dem Pawlow’schen Reflex: Sie griffen nach den Rucksäcken mit ihren Schulbüchern und warteten gar nicht darauf, dass Lena sie entließ.
    Sie trug ihnen auf: » Gebt Officer Stephens eure Telefonnummern und Adressen für den Fall, dass wir noch Fragen haben.« Sie sah sie durchdringend an. » Ich werde dafür sorgen, dass jeder Cop im Revier eure Namen kennt.«
    » Klar«, sagte Rory. » Uns doch egal.«
    Sie schlurften davon, aber Carson hielt inne und fragte: » Werden Sie Dr. Clay auffordern, mich zu durchsuchen, oder was?«
    » Ich werde alles Menschenmögliche tun, um dich ins Gefängnis zu bringen, bevor du alt genug bist, um wählen zu dürfen.«
    » Scheiße«, murmelte er und trollte sich.
    Lena stand auf, weil sie so schnell wie möglich von dem Tisch wegwollte, an dem sie sich das abstoßende Gerede hatte anhören müssen. Sie ging hinüber zum Computerbereich und stützte sich auf einen der Monitore. Am ganzen Körper brach ihr der kalte Schweiß aus, und ihr wurde kotzübel bei dem Gedanken, dass Jungs schon in diesem Alter lernten, so über Frauen zu denken. Lena konnte sich vorstellen, dass auch er in dem Alter bereits der Meinung gewesen war, Mädchen seien so was wie Gebrauchsware– ex und hopp. Sie wollten es eben alle. Denn sie waren ja allesamt Nutten.
    » Lena?« Brad holte sie aus ihren Gedanken. Sie blickte zum Tisch zurück und sah, dass zwei ältere Frauen und ein Mann dort Platz nahmen. » Jennys Lehrer«, erläuterte Brad.
    Von Klaustrophobie erfasst griff sich Lena an die Brust. Brad stand zu dicht neben ihr, und sie hatte das Gefühl, der Raum würde schrumpfen. » Fangen Sie doch schon an«, schlug sie vor, denn sie musste hier raus, um Luft zu holen. Aber er hielt sie zurück.
    » Ich allein?«, fragte er und kam ihr schon wieder zu nahe. Sie roch sein Aftershave, und dann war da noch der Pfefferminzgeruch von irgendwelchen Atemfrischpastillen. Sie durfte hier nicht die Kontrolle verlieren. Lena war klar, wenn sie sich vor Brad übergeben würde, könnte sie nie wieder mit ihm zusammenarbeiten.
    Sie trat einen Schritt zurück und deutete auf ihr Handy: » Ich rufe im Revier an

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