Vergiss nicht zu atmen
gesehen hatte.
Besser sie wusste es nicht.
Also, ich folgte nicht nur ihren Regeln, ich habe auch noch eigene aufgestellt.
Nicht flirten.
Kein intensiver Augenkontakt.
Und vor allem, nichts unternehmen, dass auch nur im Entferntesten als ein Date gedeutet werden konnte.
Ich beschützte mich selbst, aber gleichzeitig beschütze ich auch sie. Und dann, Freitagnachmittag, nachdem ich die Bibliothek verlassen hatte, fragte sie mich wegen heute Abend.
„Es ist für Kelly“, sagte sie. Kelly und ihr Freund, wie auch immer sein Name lautet, waren dabei wieder zusammen zu kommen. Heute würden sie zum ersten Mal nachdem sie sich getrennt hatten, zusammen ausgehen und Kelly brauchte einen Puffer, jemand der sie davon abhalten würde einen üblen Streit oder so was anzufangen. Aber drei ist eine schlechte Zahl und wenn zwei Paare miteinander ausgingen, wäre das weniger peinlich, sagte sie.
Ja klar, es würde sicher weniger peinlich werden.
Ich fand das Gebäude und klingelte über die Gegensprechanlage.
Sie öffnete mir.
Verdammt. Ich hatte gehofft, sie würde mich hier unten treffen. Sie in ihrem Zimmer zu sehen würde auf ganz besondere Weise unangenehm werden. Irgendwie hatte ich es bisher geschafft, dieses Level an Intimität zu vermeiden. Und ich brauchte die Distanz dringend.
Egal!
Ich erklomm also die Treppen zum vierten Stock. Das war meine persönliche Herausforderung der letzten Woche gewesen. Nimm nie den Aufzug, wenn es Treppen gibt. Nach zwei Wochen Lauftraining war mehr Kraft in mein rechtes Bein zurückgekehrt als ich seit langer Zeit gespürt hatte. Ich war weit davon entfernt gesund zu sein, aber ich war noch viel weiter von dem Punkt entfernt, an dem ich mich vor sieben Monaten befunden hatte, als sie darüber diskutiert hatten, ob sie mein Bein amputieren sollten oder nicht.
Im vierten Stock angekommen, folgte ich den Zimmernummern bis zu ihrem Zimmer und klopfte dann. Eine kleine Tafel hing an der Tür, auf der einfach stand: Kelly und Alex.
„Ich bin gleich da!“, hörte ich sie rufen. Sie öffnete die Tür, und mir stockte der Atem.
Oh mein Gott.
Ihr Haar war zu einem komplizierten Knoten in ihrem Nacken zusammengesteckt, lange Strähnen fielen daraus in losen Locken über ihre Schultern. Sie trug ein dunkelgrünes ärmelloses Kleid, das kurz über ihren Knien endete und Ihre Figur perfekt betonte. Ich atmete dürftig ein. Sie hatte etwas mit ihrem Make-Up angestellt. Ihre grünen Augen sahen sehr groß aus.
Ihre Wangen wurden rot, als sie mich ansah. Wir wandten beide unsere Augen ab.
„Komm rein, ich bin gleich fertig“, sagte sie.
Total nervös folgte ich ihr in das Zimmer.
Es war offensichtlich welche Seite Alex gehörte.
Kellys Seite des Raumes war ganz in pink getaucht, mit Band- und Filmpostern und großen aufgebauschten Kissen.
Alex Seite war dezent. Eine Weltkarte hing über ihrem Schreibtisch, und ein paar Bücher lagen lose arrangiert auf einer Seite des Tisches.
Ein Bilderrahmen mit getrockneten Blumen. Direkt unter den Blumen war ein Datum geschrieben: 19. November 2011
Das waren die Blumen, die ich ihr letztes Jahr geschickt hatte, als ich in Afghanistan war.
Auf dem Schreibtisch stand ein Bild, das mir fast das Herz aus dem Leib riss. Wir beide, aneinander gekuschelt. Ich erinnerte mich wo es gemacht wurde. Wir waren in Haifa, in einem Park in der Nähe von Central Carmel. Ich hatte fast die ganze Nacht Gitarre gespielt und danach kuschelten wir uns aneinander, lachten und unterhielten uns. Ich hatte einen Abzug des gleichen Fotos.
Ich schaute weg und versuchte weiter ruhig zu atmen.
„Ich bin fertig“, sagte sie als sie aus dem Bad kam. Sie schaute mich an und dann wanderten ihre Augen zu dem Foto, den Blumen und ihre Wangen wurden rot. Wir vermieden es, uns in die Augen zu schauen als wir das Zimmer verließen.
Sie ging in Richtung der Treppen, obwohl sie hohe Absätze trug, die aussahen, als wäre es schrecklich darin zu laufen, die aber auch unglaublich sexy waren. Das Kleid, das sie mit einer dünnen Stola über ihren Schultern trug, umschmiegte ihren Körper auf eine Art und Weise, die meinen Puls zum Rasen brachte. Ich schüttelte den Kopf. Dies war Alex’ Art sich um mich zu kümmern, denn sie wusste, dass ich den Aufzügen abgeschworen hatte. Ich konnte mir nicht helfen, wie sie so vor mir die Treppen herunterstieg, studierte ich ihren Körper mit meinen Augen. Heilige Scheiße, war sie schön. Es mag abstoßend klingen, aber
Weitere Kostenlose Bücher