Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
Vom Netzwerk:
Herzen, meines Verstands und meiner Seele heilen?
    Ja, klar. Sicherlich nicht.
    Hoffentlich würde ich nicht lange hier sein. So verrückt es auch klingt, ich hatte etwa dreißigtausend Dollar auf der Bank. Ein Jahr steuerfreier Sold mit Gefahrenzulage, plus den Bonus für die Infanterie, das ganze Geld eines Jahres, lag fast unberührt auf der Bank. In Afghanistan brauchte ich nichts, im Krankenhaus brauchte ich auch nichts. Als ich nach Hause kam hatte meine Mutter darauf bestanden, dass ich das Geld nicht anrührte, obwohl ich ernsthaft versucht gewesen war, ein Auto zu kaufen. Nicht, dass ich hier eines hätte brauchen können. Also brachte das Geld Zinsen und jetzt würde ich es dazu verwenden, dass ich auf Kaution aus dem Gefängnis kam. Wenn sie eine Kaution zulassen würden. Wenn ich irgendwie die Möglichkeit bekommen würde, an das Geld zu kommen.
    Das Traurige war, falls sie mir, wie es immer heißt, die Möglichkeit zum Telefonieren eingeräumt hätten, hätte ich niemanden zum Anrufen gehabt. Sherman, vermute ich mal, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn erreichen sollte. Und falls ich ihn anrief wäre er wahrscheinlich mit Carrie und Alex zusammen. Ich wollte sie alle nicht in diese Sache hineinziehen. Nicht noch mehr, als ich es ohnehin schon getan hatte.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen, und ich drehte mich von den anderen Männern in der Zelle weg.
    Tränen, weil ich sie vermissen würde. Tränen, weil es mir, obwohl ich wusste, dass ich das Richtige tat, erneut das Herz brach. Und ich wusste, dass es ihr genauso ergehen würde. 
    Es wäre besser gewesen, wenn Roberts überlebt hätte. Ich hätte sterben sollen.
    Ich schloss meine Augen und stellte mir ihr langes üppiges braunes Haar, ihre tiefgrünen Augen, die Form ihrer Lippen, ihre Wangen und ihren Hals, ihren wunderschönen Geist und ihr lautes, freies Lachen vor. Und ich dachte, wenn ich ohne das Alles leben sollte, wollte ich lieber gar nicht leben.

Jetzt bin ich an der Reihe (Alex)

    „Wir gehen mit ihr“, sagte Carrie der Polizei. „Sie wird nicht alleine mit Ihnen ins Krankenhaus fahren. Ich bin ihre Schwester und Kelly ist ihre beste Freundin.“
    Der Polizist sah nicht glücklich aus, stimmte aber schließlich zu.
    Carrie drehte sich zu Sherman um. 
    „Ray, du gehst mit Joel zur Polizeistation und versuchst etwas über Dylan herauszufinden. Ruf mich an, sobald Ihr etwas wisst, okay?“
    Sherman nickte und holte sein Telefon raus. „Gib mir deine Nummer“, sagte er.
    Sie gab sie ihm und Sherman kam zu uns rüber und drückte meinen Arm.
    „Wir reden später, okay. Ich weiß du bist völlig durcheinander, aber denke immer daran, er liebt dich. Das tun wir alle… wir sind jetzt eine Art Familie, okay?“
    Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Ich kannte Sherman noch nicht mal einen ganzen Tag, aber er war unheimlich nett zu mir. Einem Impuls folgend, streckte ich meine Arme aus und umarmte ihn.
    Dann sagte ich: „Kümmere dich um Dylan, okay? Gib uns Bescheid, sobald Ihr etwas wisst.“
    „Das werde ich“, sagte er und tätschelte meinen Rücken.
    Joel drückte meine Schulter und küsste dann Kelly auf die Wange. Die Zwei drehten sich um und verließen das Gebäude.
    Eine halbe Stunde später war ich im Krankenhaus. Carrie hielt meine Hand während die Ärzte mich untersuchten. Die Vergewaltigungsuntersuchung. Ich hatte deutlich gesagt, dass er keinen Erfolg gehabt hatte, aber die Polizei bestand darauf. Während der Arzt dabei war mich zu untersuchen, starrte ich die Wand an, Tränen rannen über mein Gesicht. Es war schrecklich unangenehm und außerdem so beschämend, wie ich es mir niemals hätte vorstellen können. 
    Aber das war noch gar nichts gegen die Befragung der Polizei.
    Sie fand in einem vom Krankenhaus zur Verfügung gestellten Büro statt, und weil Carrie und Kelly beide Zeuginnen waren, durfte keine der Beiden bei der Befragung anwesend sein. Im Gegenteil, sie wurden zur gleichen Zeit auch befragt.
    Das Büro war überfüllt und ich stand, mit einer Tasse abgestandenen verbrannt schmeckenden Kaffee in der Hand, erschöpft da. 
    „Setzen Sie sich, Miss Thompson“, sagte einer der Polizisten, ein ziemlich rotgesichtiger, übergewichtiger Mann, der sich als Sergeant Campbell vorgestellt hatte.
    „Wir versuchen Klarheit in diese ganze Sache zu bringen und möchten Sie bitten, uns so genau wie möglich zu berichten, was heute Nacht passiert ist.“
    Das tat ich, beginnend mit den zwei Dates,

Weitere Kostenlose Bücher