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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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verfolgen.
    Dylans rechter Arm lag um meine Taille, sein linker um meinen Hals, und er begann mich nach hinten zu ziehen. Ich entspannte mich für eine Sekunde und trat direkt nach hinten, in die gleiche Richtung, in die er mich zog. 
    Er wippte für den Bruchteil einer Sekunde und verlor die Balance. Ich trat nach hinten in sein Knie und wir gingen gemeinsam zu Boden, Dylan lockerte seinen Griff und schrie auf. 
    Ich war frei! Ich kroch weg, außerhalb seiner Reichweite. 
    „Super!“, rief Sherman.
    Dylan lag auf dem Boden, seine Augen vor Schmerz geschlossen. Als er sie öffnete und mich ansah, formte sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Du hast es geschafft“, sagte er.
    Ich stand auf und lächelte zurück. „Ja, nicht wahr? Geht es dir gut?“
    „Ja, das wird schon wieder“, sagte er. „Glaub mir, es ist nicht annähernd so schlimm wie neulich.“
    Ich wurde ein bisschen rot, schaute weg und sagte wieder: „Das tut mir immer noch Leid.“
    Ich hatte ihn neulich so hart zwischen die Beine getreten, dass er sich für den Rest des Trainings kaum hatte rühren können. Daraufhin hatten sie die Polsterungen gekauft. 
    Dylan lachte. „Ist schon okay. Dafür sind wir ja hier.“ Er hielt inne und holte Luft, dann sagte er: „Ich wette, das hattest du sowieso schon eine Weile machen wollen.“
    Ich zog meine Augenbraue hoch und schüttelte meinen Kopf, dann begann ich zu kichern. „Vielleicht hast du damit Recht.“
    Ich ließ mich auf den eiskalten Boden fallen und sagte: „Die nächsten zwei Wochen gibt es kein Training und kein Laufen für mich. Ich fliege über die Ferien nach Hause.“
    Dylan nickte und Sherman sagte: „Ja, der Urlaub ist für mich auch beendet. Ich fliege nach Hause. Eventuell kann ich über die Weihnachtszeit noch mal zu einem kurzen Besuch vorbei kommen. Und Dylan… gib mir Bescheid, wann die Gerichtsverhandlung ist, ich werde da sein. Verstanden? Ruf mich an.“
    Dylan nickte. „Ja, das werde ich, Mann. Danke.“
    Ich sah ihn an. Wir hatten nicht ein einziges Mal über die Ereignisse bei der Party in jener Nacht gesprochen. Mein Wissen beschränkte sich auf diverse Befragungen der Polizei und ein Gespräch mit Dylans Anwalt. Sie hatten mich als Zeugin der Verteidigung geladen, aber das war alles, was ich zu diesem Zeitpunkt wusste.
    „Wie geht diese Sache jetzt weiter?“
    Dylan zuckte mit den Schultern. „Der Anwalt sagt ich habe eine gute Chance frei gesprochen zu werden. Das Gesetz ist ziemlich klar, man darf tödliche Gewalt zur Verteidigung gegen Vergewaltigung und sexuelle Nötigung anwenden.“
    Er sah zu Boden und ich konnte sehen, wie schwer es ihm fiel und wie sehr er sich schämte. „Das Problem ist, dass ich weiter auf ihn eingeschlagen habe, nachdem er schon am Boden lag.“
    Ich nickte. Dazu gab es nicht viel zu sagen, denn es war die Wahrheit. Obwohl einfache Tatsachen nicht alles erklärten.
    Leise sagte er: „Er sagt, sie werden uns vermutlich eine Art Vergleich anbieten. Ich soll eine Verurteilung wegen Körperverletzung akzeptieren und im Gegenzug lassen sie alle anderen Anklagen gegen mich fallen. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin darauf einzugehen. Ich mag die Idee nicht, vorbestraft zu sein. Ich würde alle Vergünstigungen für Veteranen verlieren… Ich müsste die Uni abbrechen… Ich würde… alles verlieren.“
    Ich sah ihn, wie er da saß und sich ganz offensichtlich schrecklich fühlte und ich wollte nach seiner Hand greifen. Ich wollte meine Arme um ihn legen. Aber ich konnte es nicht.
    Sherman sprach: „Kumpel, wir werden dich unterstützen, egal wie du dich entscheiden wirst. Ruft mich in den Zeugenstand, ich habe das Meiste mit angesehen. Ja, ich stimme zu, dass du zu weit gegangen bist. Aber du hast sie auch gerettet. Vergiss dass nicht und zerfleische dich nicht mit Schuldgefühlen. 
    Dylan nickte. Er sah unheimlich unglücklich aus und es machte mich verrückt, dass ich nichts dagegen tun konnte. Ich lehnte mich vor und sagte: „Können wir es noch mal versuchen?“
    „Ja“, sagte Dylan.
    „Diesmal bin ich dran“, sagte Sherman. „Du hast schon genug Prügel abbekommen.“
    Also standen wir auf und Dylan coachte. Sherman war schwieriger zu besiegen als Dylan. Ich denke Dylan hielt sich etwas zurück. Die emotionale Verbindung zwischen uns, unsere Vergangenheit, machte es unmöglich für ihn, mich wirklich aggressiv anzugreifen. Sherman hatte keine solchen Gewissensbisse und er kam unglaublich schnell auf mich zu,

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