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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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die da herumstanden, stießen sich sofort gegenseitig an und schielten in ihre Richtung. Sie bekam absolut nichts davon mit und konzentrierte sich nur auf ihre (zugegebenermaßen sehr wichtige) zu erledigende Aufgabe. Während der Barkeeper sich um unsere Drinks kümmerte, schob sich einer der Typen an Sal ran. Sein Kumpel nippte an seinem Pint und versuchte, möglichst nicht hinzusehen. Ich sah, wie sich die Lippen von Typ 1 bewegten, als er Sal ansprach.
    Er war ganz niedlich, auf die offensichtliche Art. Ein bisschen eingebildet. Er trug eins von diesen albernen »kaputten« T-Shirts. Fünfzig Pfund für einen Stofffetzen mit Farbklecksen und kleinen Löchern? Geschenkt . Seine Jeans waren genauso bewusst zerrissen und abgetragen, aber dieser Look hörte bei den Schuhen auf. Sie waren schwarz und glänzend und ein bisschen spitz. Insgesamt nicht der beste Look auf der Welt. Ich wusste, dass Sal genauso darüber dachte. Sie sah ihn nicht mal an, als er mit ihr sprach. Sie musste aber etwas gesagt haben, weil er immer noch mit ihr sprach, sich weiter an der Bar vorbeugte und alles gab, um Augenkontakt herzustellen. Sal warf ihm einen kurzen Blick zu, starrte dann aber weiter unbeirrt auf den Rücken des Barkeepers. Als sie endlich die Drinks hatte, ging sie von der Bar weg, ohne sich noch mal umzudrehen, und ließ den armen Kerl einfach stehen. Er zuckte die Schultern so lässig wie möglich und ging wieder zu seinem Kumpel zurück, der den Kopf schüttelte und breit grinste.
    »Und, was hat er so gesagt?« Ich lächelte Sal an, als sie die Drinks vorsichtig auf den Tisch stellte, um auch ja keinen wertvollen Tropfen zu verschütten.
    Sal sah verwirrt aus. »Was hat wer gesagt?«
    »Äh … nee, ne? Mr. Geschmeidig an der Bar. Ich hab’s gesehen.«
    Sie setzte sich und trank einen großen Schluck. »Der? Nicht viel, weißt schon.«
    »Er hat’s aber versucht, oder? Hast du seine Schuhe gesehen? Trotzdem, der war eigentlich ganz hübsch.«
    »Findest du?« Sal drehte sich zur Bar um, wo die zwei Typen standen und lachten. Der verzweifelte Junge sah nach seiner Abfuhr nicht allzu verzweifelt aus.
    »Ja. Guter Body, ganz hübsches Gesicht, schade mit den Klamotten, aber ich bin mir sicher, die hättest du ihm nach ein paar Minuten schon ausgezogen …«
    »Grace!« Sal tat entsetzt.
    »Ich mein ja nur! Du könntest wahrscheinlich jeden Typen hier drin haben, wenn du nur wolltest. Und ich bin mir sicher, dass wenigstens ein paar von denen einen halbwegs vernünftigen Geschmack haben müssen , was Schuhe angeht.«
    Wir lachten beide.
    »Also, was sagst du? Willst du einen von denen ausprobieren?«
    Sal warf mir einen »Vergiss es«-Blick zu, aber ich hatte nicht vor, es zu vergessen.
    »Du darfst ruhig ein bisschen Spaß haben, weißt du? Und ich weiß, dass du eine Menge durchgemacht hast, aber vielleicht ist es genau das, was du brauchst. Ein bisschen Spaß mit einem netten, oder vielleicht doch-nicht-so-netten Typen. Es ist gut fürs Ego. Du musst ja mit niemandem schlafen – nur ein bisschen Spaß haben.«
    »Du hast leicht reden. Du hast Nat.« Ich konnte Sals Gesicht nicht lesen. Ich war mir nicht sicher, ob sie genervt war oder ob es okay war, wenn ich weitermachte.
    »Ich hätte vorher genau dasselbe gesagt, und das weißt du.« Ich nahm Sals Hand in meine. »Schau mal, alles, was ich damit sagen will, ist doch, dass du diesen Jungsquatsch nicht zu ernst nehmen sollst. Du hattest eine schreckliche Erfahrung, und ich weiß nicht, was da passiert ist … Sagte ich schon, dass ich das ganz gerne wissen würde?« Ich warf ihr einen frechen Blick zu, um zu zeigen, dass ich nur einen Witz machte. »Aber so muss es nicht laufen. Wenn du irgendeinen dahergelaufenen Typen küssen willst, dann geh und küss einen dahergelaufenen Typen. Er muss nicht der einzig Wahre sein, oder auch nur halbwegs in Richtung von dem einzig Wahren . Mach einfach, worauf du Lust hast. Lass dir von dem, was passiert ist, nicht alles versauen. Das ist Vergangenheit.«
    Sal sagte nichts.
    »Äh … Lektion vorbei. Sorry. Ich will nur, dass du glücklich bist. Das weißt du doch, oder?«
    Sal seufzte. »Ich weiß das, und es bedeutet mir viel. Ich wünschte nur, es wäre so einfach. Wir können aber nicht immer haben, was wir wollen – so ist das Leben nicht.«
    »Was willst du denn?«
    »Weiß nich. Die Zeit zurückdrehen wäre schon mal ein guter Anfang.« Sal grinste.
    »Darauf trinken wir!« Und das taten wir. Ich war erleichtert. Ich

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