vergissdeinnicht

Höschen … Bitte schön.« Ich hielt ihr das zusammengehörige Set hin und hob auffordernd die Augenbrauen. Das Höschen war winzig.
    Sal schüttelte den Kopf. »Ich glaub nicht …«
    Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Und warum hast du sie dir dann überhaupt angesehen? Das ist wahre Abschleppunterwäsche. Hey, du hattest doch nicht vor, ohne mich auf Abschlepptour zu gehen, oder? Das geht nämlich gar nicht!«
    »Sei nicht albern. Es ist nur … ich hatte mir schon alles hier im Laden ungefähr viermal angesehen, weil du so scheiße spät bist. Ich kaufe nichts davon … ich meine, das passt doch gar nicht zu mir, oder?« Sie sah so verschämt aus, dass ich sie am liebsten umarmt hätte.
    »Okay, wenn du meinst. Tut mir leid, dass ich spät bin, aber ich habe einen echt guten Grund. Du wirst es nicht glauben ! Aber alles der Reihe nach, du solltest absolut diese Unterwäsche kaufen. Auch, wenn du sie jetzt nicht tragen willst, wirst du mir noch dafür danken, wenn Mr. Wunderbar an deine Tür klopft. Glaub mir einfach mal.«
    Sal schüttelte wieder den Kopf, aber ich wusste, dass ihr Widerstand langsam bröckelte.
    »Du weißt, dass ich recht habe. Jedes Mädchen sollte ein Set Wahnsinnswäsche ganz hinten in ihrer Wäscheschublade haben – nur für besondere Anlässe … Und man weiß nie, wann diesebesonderen Anlässe sind. Tu’s. Kraft des mir verliehenen Amtes als allerbeste Freundin BEFEHLE ich dir, sie zu kaufen.«
    Sal verdrehte die Augen, riss mir die Bügel aus den Händen und verzog sich zur Kasse. Erfolg .
    * * *
    Wir verließen den Laden, nachdem Sal noch ewig rumgejammert hatte, dass sie sich eigentlich ihren Kauf gar nicht leisten konnte.
    »Aaalso … willst du mich nicht fragen, warum ich zu spät war?«
    Sal gehorchte. »Warum warst du zu spät?«
    »Ah, alles zu seiner Zeit, meine Liebe. Ich denke, dieser Tratsch schreit nach einem Getränk. Was meinst du? Könnte gegen den Kater helfen. Katerbier?«
    Sal war sich nicht sicher. Sie sah auf die Uhr und wand sich ein bisschen.
    »Komm schon … du weißt, dass du es willst. Wir könnten deinen ersten Vorstoß in die Welt der Oh-là-là-Dessous feiern.« Dieser Kommentar brachte mir den vernichtenden Blick ein, den er verdient hatte, also versuchte ich eine letzte Kriegslist. »Ich zahle?« Das entschied die Schlacht.
    * * *
    Ein paar Minuten später saßen wir auf einem Sofa in einer Bar, in der ich noch nie gewesen war. Ich zog meine Schuhe aus und setzte mich auf meine Füße, trank von meinem blödsinnig großen Glas Rotwein und genoss den Moment. Nichts ließ sich damit vergleichen, ein süßes Häppchen Tratsch zu teilen. Ich wusste, dass Sals Geduld langsam zu Ende ging, aber gerade das machte mir nur noch mehr Spaß.
    Als ich es nicht mehr länger ertragen konnte, tauchte ich indie Geschichte ein. »Rate, wer einen heimlichen Verehrer hat?« Guter Anfang. Ausreichend spannungserzeugend.
    Sal hörte still zu, während ich meine Geschichte erzählte. Gelegentlich unterbrach sie mich mit den üblichen ein oder zwei Kommentaren, wie zum Beispiel: »Aber du fandest doch immer, dass Devon ein Loser ist, oder?« Guter Punkt .
    Ich war fast zu hundert Prozent ehrlich mit allem, was passiert war. Und wenn ich zufällig den Umstand ausgelassen habe, dass ich irgendwie mit ihm geflirtet habe, wer konnte mir das übelnehmen? Ich hatte einfach noch nicht so richtig verdaut, dass ich Nats kleinen Bruder immer attraktiver fand, je näher ich ihn kennenlernte. Ächz . Das war einfach nur falsch. Jedenfalls war ich mir ziemlich sicher, dass diese Gefühle weggehen würden, wenn ich sie nur lange genug ignorierte … Als ich schließlich zum besten Teil kam, enttäuschte mich Sals Reaktion nicht.
    »Er hat WAS gesagt?«
    »Ich weiß! Scheißwitzig, was? Wie in so einer echt kitschigen Soap. ›Er hat dich nicht verdient!‹ Ich hab ihm fast ins Gesicht gelacht!« Nicht ganz die Wahrheit.
    »Warum sagt er so was? Was hat das denn mit ihm zu tun?« Sals Ärger war deutlich.
    »Weiß nich. Ich denke mal …«
    »Es geht ihn doch gar nichts an! Warum kann er nicht einfach seine Nase da raushalten? Das ist ja lächerlich.«
    »Schon gut, beruhig dich wieder.« Ich lachte. Ich hatte nicht erwartet, dass Sal deshalb so sauer werden würde. Also, ich hatte eigentlich überhaupt nicht damit gerechnet, dass sie sauer werden würde. »Kein Grund, sich vor Aufregung in die Hose zu machen. Oooh … wo wir gerade bei Hosen sind … lass uns doch mal anschauen,