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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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unergründlich, was Modeticks anging.
    »Es gibt noch weitere Indizien, die gegen Sie sprechen«, verkündete Ole.
    »Ach ja? Welche denn?«, fragte Jolanda trotzig.
    »Ihr Parfüm. Die Zeugin hat es am Tatort gerochen und es eindeutig als Ihres wiedererkannt.«
    »Kann gar nicht sein«, erklärte Jolanda. »Zeugin kann gar nicht wissen, wie ich riechen. Meine Parfüm steht in Bad.«
    »Doch«, sagte Ole. »Sie glauben ja gar nicht, wie schnell meine Kollegen arbeiten können. Das Parfüm ist längst sichergestellt und der Zeugin sozusagen unter die Nase gehalten worden. Sieht nicht gut aus für Sie. Zumal es noch ein weiteres Indiz gibt.«
    »Welches?«, zischte Jolanda.
    »Fingerabdrücke«, ließ Ole sie knapp wissen. »Beim ersten Mal haben wir nichts gefunden. Aber bei der zweiten Untersuchung sind wir fündig geworden. Wir haben Ihre Fingerabdrücke auf einem Glas auf dem Schiff sichergestellt.«
    »Wird jemand haben hineingestellt Glas nachträglich«, fauchte Jolanda.
    »Und wie soll derjenige, bitte schön, das Polizeisiegel durchbrochen haben?«, wollte Ole wissen.
    Darauf wusste selbst die schlagfertige Jolanda keine Antwort mehr. »Ich haben geputzt Boot in Frühjahr, wenn Herr Gruber bringen Schiff in Wasser«, sagte sie lahm.
    »Das hätten Sie doch gleich sagen können, bevor Sie diese abstruse Idee geäußert haben, jemand müsse das Glas nachträglich an Bord gebracht haben«, mischte sich Monja Grundel ein und Ole musste ihr im Stillen recht geben. »Tut mir leid, Sie bleiben vorläufig in Untersuchungshaft«, beschied er Jolanda.
    Und Gruber musste er wohl freilassen. Auch wenn ihm das ganz und gar nicht passte.

Zwanzigstes Kapitel
    Konstanz
    Beate Gruber strahlte. Dort oben auf der Bühne stand ihr Mann, ihr Wolfgang, und hielt eine Rede, die sich gewaschen hatte. Verstohlen sah sie sich im Zuschauerraum im Konstanzer Konzil um. Die Leute hingen an seinen Lippen, vor allem einige der Frauen, wie Beate missbilligend feststellen musste. Sie spürte, wie sich die altbekannte Eifersucht wie ein eiserner Stachel in ihre gute Laune bohrte. Sie wusste, dass sie mit diesen aufgedonnerten jungen Weibern nicht mithalten konnte. Der Herrgott hatte sie nicht mit sonderlich vielen Schönheitsattributen gesegnet. Sie war eine unscheinbare graue Maus. Aber sie hatte ihrem Wolfgang dazu verholfen, dass er heute Abend hier sein konnte, und darauf war sie stolz. Auch dass die Presse keinen Wind von der Sache bekommen hatte, war mit ihr Verdienst. Schließlich hatte sie den Kommissar gebeten, seine Verhaftung diskret zu behandeln. Und nicht nur das, sie hatte dem Beamten auch noch eine Tatverdächtige auf dem Silbertablett servieren und somit die Freilassung ihres Gatten erwirken können. Sie hatten nicht darüber gesprochen, aber sie wusste, dass er es wusste, und hoffte, er werde in Zukunft etwas freundlicher zu ihr sein und ihr endlich die Liebe und die Anerkennung, um die sie schon seit 25 Jahren kämpfte, geben.
    Applaus brandete auf. Sie hatte nicht zugehört, aber anscheinend hatte ihr Wolfgang gerade etwas gesagt, das die Wählerherzen erfreute. Nicht ein einziges Mal hatte sich während seiner Rede Unmut im Saal breitgemacht; das war bei den anderen Kandidaten nicht so gewesen. Das Weib, diese Pseudokandidatin, hatte unsinniges Zeug geplappert und dabei mit ihrem Busen gewackelt und der Häberle war ganz eindeutig unsicher gewesen. Klar, wahrscheinlich hatte er schon erfahren, dass seine kleine Jolanda wegen Mordverdacht einsaß. Dafür hatte schließlich sie, die graue Maus, gesorgt. Und sie würde auch dafür sorgen, dass die Presse davon Kenntnis bekam. Nicht heute Abend und nicht persönlich, sie wusste ja, dass es nicht gerade gut ankam, wenn die Gattin des einen Kandidaten den anderen Kandidaten schlechtmachte. Aber sie hatte schon ihre Mittel und Wege, um der Presse die Informationen subtil zukommen zu lassen und sie so zu instrumentalisieren. Vielleicht könnte sie ihre Freundin Maria fragen, ob sie der Presse das stecken könnte. Ihre Freundschaft war in der Öffentlichkeit nicht bekannt, also würde auch kein Verdacht entstehen. Sicher, die Journalisten prüften jede Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt, aber schließlich war es eine Tatsache, dass Häberle eine Geliebte hatte und dass die im Verdacht stand, den Mord begangen zu haben, der die ganze Region erregte. Die Presse würde sich darauf stürzen, wenn sie davon Wind bekäme, das war so gut wie sicher. Sie wusste doch, wie sie tickten, diese

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