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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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Alexandra das Schweigen, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Ja«, antwortete Ole nur.
    Und dann verfielen sie wieder in Schweigen und gingen lange stumm nebeneinander her. »Da vorne ist die Therme«, sagte Alexandra, als die Stille zwischen ihnen zu brennen begann, und deutete auf ein flaches Gebäude.
    »Welche gefällt dir besser, die Meersburger oder die Überlinger Therme?«, fiel Ole in den Small Talk ein und trug mit seinen Worten dazu bei, die Flammen der Stille zu löschen.
    Alexandra zuckte die Achseln. »Ich mag beide«, gab sie dann zurück. »Aber ich gehe ohnehin lieber weiter weg, wenn ich in die Sauna gehe. Ich habe keine Lust, dass meine Leser mich nackt sehen.«
    »Kann ich verstehen«, pflichtete Ole ihr bei.
    Wieder Schweigen. Alexandra hörte Oles Atem, spürte die warme Luft, die ihr Gesicht streichelte, roch den Duft irgendeiner blühenden Blume. Ihre Sinne waren messerscharf und gleichzeitig fühlte sie sich, als könne sie keinen klaren Gedanken fassen. Es war, als sei sie in dicke Watte gehüllt und nehme jede einzelne Faser auf ihrem Körper mit einer Intensität wahr, die beinahe schmerzhaft war.
    Hinter der Therme zog sich eine Grünfläche am Ufer entlang. Mehrere Bänke standen dort und luden zum Verweilen ein. »Schau mal, das ist unsere«, sagte Ole und bevor Alexandra wusste, wie ihr geschah, hatte er sich auf die Bank fallen lassen und sie gleichzeitig auf seinen Schoß gezogen. Seine Lippen schmeckten fremd und zugleich vertraut, sein Dreitagebart kratzte auf ihrer Haut, sein herber Duft brannte sich in ihre Nase. Sie gab sich seinen Küssen hin, die immer wilder und leidenschaftlicher wurden, und dachte nur flüchtig an Ralf und dass sie Ole spätestens jetzt sagen müsste, dass sie einen Freund hatte. Doch dann würde sie diesen Moment zerstören. Später war dazu genug Zeit.
    Als sie wieder daran dachte, lag Ole bereits schlafend neben ihr. Lange hatten sie sich am Seeufer geküsst, dann schafften sie es endlich, sich voneinander zu lösen, aber nur, um zu ihm nach Hause zu fahren. Sie hatten sich zwischen Stapeln von Umzugskartons auf einer einsamen, auf dem Boden liegenden Matratze geliebt, hatten wundervolle, berauschende Stunden erlebt, voller Staunen, Leidenschaft, Zärtlichkeit und Hingabe.
    Morgen, dachte Alexandra. Morgen werde ich es ihm sagen. Und ich werde mit Ralf reden und mich von ihm trennen. Das ist längst fällig.

Einundzwanzigstes Kapitel
    St. Tropez, Frankreich
    Charles Didier war außer sich vor Sorge. Zwei Tage war Marlene nun schon vermisst und die Angst um seine Gattin schnürte ihm die Kehle zu. Für ihn stand mittlerweile außer Frage, dass ihr etwas Schlimmes, etwas Grauenhaftes zugestoßen war. Den Gedanken, dass sie tot sein könnte, verbot er sich, doch manchmal konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, dass es besser wäre, seine Frau sei tot, als dass sie vielleicht Höllenqualen erleiden musste. Er hatte Angst, dass sie in seinen Händen war. In seinen unbarmherzigen, grauenhaften Händen. Doch er konnte nichts tun. Sie hatte ihm seinen Namen nie genannt und daher hatte er keinen Anhaltspunkt, wo er suchen könnte. Nicht den geringsten. »Ich will nicht mehr davon sprechen, hörst du?«, hatte sie gesagt, als er sie nach dem Namen gefragt hatte. »Nie, nie mehr. Ich will das alles vergessen.«
    Ihre Stimme, ihre stets so einsam und verloren klingende Stimme, die in den letzten Jahren eine künstliche Färbung angenommen hatte, klang ihm in den Ohren, als ertöne sie unmittelbar neben ihm. Charles kratzte sich gedankenverloren am Hinterkopf. Die Polizei vor Ort hielt sich sehr bedeckt, was die in Deutschland andauernden Ermittlungen anging. Und auch im Internet fand er nichts über den Mord vom Bodensee, lediglich der Südkurier schrieb, dass es zwei Tatverdächtige gebe oder gegeben habe, die Identität der Personen aber noch nicht preisgegeben werden könne. Didier brummte verärgert und griff zum Telefon. Er war niemand, der seine Beziehungen ausnutzte. Normalerweise beschritt er strikt den Weg, den jeder andere Bürger auch nehmen musste. Sei es nun hinsichtlich des Schlange Stehens vor einem bekannten Restaurant, des Wartens beim Arzt oder eben in Angelegenheiten, die die Polizei betrafen. Aber hier ging es schließlich um das Leben seiner Frau. Und da wäre es fast schon sträflicher Leichtsinn, wenn er die Beziehungen nicht nutzte, über die er nun mal verfügte. Zumal er nicht das Gefühl hatte, dass das, was er den beiden Polizisten bei

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