Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
Vom Netzwerk:
sich preisgab.
    »Wir waren beide Betrogene und Verletzte. Es war logisch, dass wir uns zusammentaten.«
    »Aber er hat Ihren Verlobten getötet.«
    »Er hatte den Tod verdient«, verkündete Beate kalt. »Wenn er ihn nicht getötet hätte, hätte ich es getan. Er hat das für mich erledigt. Nur sie hat er nicht erledigt, diese … diese Hure. Aber das werde ich nun tun.«
    Ole hörte, wie Marlene neben ihm aufstöhnte, und drückte sie an sich.
    »Sie sind so dumm und so missgünstig«, schimpfte Beate vor der Tür weiter und es war klar, dass ihre Worte Marlene galten. »All die Jahrzehnte haben wir nichts von Ihnen gehört. Wir waren fast … glücklich .« Das »glücklich« kam so leise, dass Marlene und Ole es mehr erahnen als wirklich verstehen konnten. »Warum haben Sie es denn nicht gut sein lassen? Warum haben Sie uns denn nicht wenigstens dieses Glück gegönnt, wo Sie doch schon einmal unser Leben zerstört haben?« Beates Stimme klang nun wütend und leidenschaftlich.
    »Aber ich habe doch gar nichts gemacht«, sagte Marlene mit heiserer, rauer Stimme.
    »Sie kann Sie nicht hören«, flüsterte Ole. »Sie müssen lauter sprechen.«
    Marlene räusperte sich. »Aber ich habe doch gar nichts gemacht«, rief sie laut. »Ich bin doch gar nicht aus der Versenkung aufgetaucht. Sie waren es, die plötzlich da war und versuchte, mich ins Wasser zu schmeißen.«
    Beate lachte bitter. »Und die Briefe? Die Telefonanrufe? Ist das etwa nichts ?«
    »Was für Briefe? Was für Anrufe?«, rief Marlene in Richtung der eisernen Tür.
    »Tun Sie doch nicht so unschuldig. Ich weiß Bescheid«, schimpfte Beate. »Aber ich kann Ihrer Erinnerung gerne auf die Sprünge helfen. Seit Wolfgang seine Kandidatur bekanntgegeben hat, haben Sie ihn bedroht. Mit Briefen. Und dann hat Ihre Mutter sogar angerufen.«
    »Ich habe keine Briefe geschrieben«, sagte Marlene verzweifelt. »Und ich wusste auch nichts von einem Anruf meiner Mutter. Ehrlich. Sie müssen mir glauben.«
    »Aber Sie haben Ihre Mutter beauftragt, die Briefe zu schreiben. In jedem Brief stand deutlich, dass Sie auch in ihrem Sinne handelt. Ganz genau erinnere ich mich noch an den Satz: ›Meine Tochter Christin und ich können nicht dulden, dass so ein Verbrecher wie Sie Oberbürgermeister von Konstanz wird …‹ Da haben wir es endlich geschafft und dann kommen Sie und wollen zum zweiten Mal unser Leben zerstören.«
    »Aber ich habe von den Briefen nichts gewusst«, beteuerte Marlene. »Ich hatte keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter, seit … seit all das passiert ist.«
    Beate lachte höhnisch. »Glauben Sie ernsthaft, Sie können mich für dumm verkaufen?«
    »Ehrlich, ich …«
    Ole, der ihre Hand inzwischen losgelassen hatte, legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter. »Sie müssen sich nicht verteidigen«, flüsterte er. »Nicht Sie haben die Straftat begangen, sondern Wolfgang Gruber und seine Frau.«
    »Woher wussten Sie von den Briefen an Ihren Mann? Hat er sie Ihnen gezeigt?«
    Beate Gruber lachte schrill. »Mein Mann mir etwas zeigen? Mein Mann hat mir noch nie etwas gezeigt. Nein, das habe ich schon selbst herausgefunden. Er ist schließlich den ganzen Tag außer Haus, ich nicht.«
    »Da haben Sie die Briefe geöffnet?«
    »Selbstverständlich.«
    »Hat Ihr Mann von diesen Briefen gewusst?«
    »Nein«, sagte Beate.
    »Woher haben Sie denn eigentlich gewusst, dass Wolfgang Gruber Carlo Bader getötet hat? Es wusste schließlich keiner außer Christin Meierle und ihrer Mutter. Der Fall blieb ungeklärt.«
    »Ich habe sie gesehen.« Aus Beate Grubers sonst so kalter Stimme klang auf einmal tiefe Trauer heraus. »Ich wollte nicht bis zum Ende des Sommers warten, bis ich Carlo von dem Baby erzählen konnte. Also bin ich nach Überlingen gefahren, um es ihm zu sagen. Und da sah ich ihn mit dieser … dieser Christin auf einer Wiese liegen und knutschen .« Sie spie die Worte regelrecht aus. »Wissen Sie eigentlich, wie schön Sie damals waren? Wie Sie dalagen in Ihrem weißen Sommerkleid, mit den langen, blonden Haaren? Wie eine Elfe. Und wie er Sie angesehen hat! So hat er mich nie angesehen.«
    Marlene hatte mit einem Mal Mitleid mit ihrer Gefängniswärterin. Das musste schrecklich sein. Jung und schwanger zu sein, voller Erwartung nach Überlingen zu fahren, um ihrem Verlobten von ihrer Schwangerschaft zu berichten, und diesen dann in den Armen einer anderen Frau vorzufinden. Ihren Armen.
    »Es tut mir sehr leid, Frau Gruber«, sagte sie. »Carlo hätte

Weitere Kostenlose Bücher