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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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Willen nicht zu verstehen waren.
    Wobei – bei genauerem Hinsehen konnte er sich schon vorstellen, warum Gruber ausgerechnet eine Frau wie Beate als Gattin gewählt hatte. Vermutlich hatte er sich ein unterwürfiges Wesen gesucht, dem er vielleicht sogar ab und an das Gleiche antun konnte wie Marlene. Er hoffte es nicht für Beate Gruber. Plötzlich fiel ihm noch eine andere Möglichkeit ein: Einer Beate Gruber, oder Lieber, wie sie damals hieß, konnte Wolfgang Gruber sich sicher sein. Christin Meierle war wunderschön gewesen und hatte die Blicke der Männer auf sich gezogen. Beate Lieber war unscheinbar und tendierte sogar zur Hässlichkeit. Bei ihr bestand keine Gefahr, sie an einen anderen Mann zu verlieren, und er konnte sich auch sicher sein, dass sie eine Frau war, die bewundernd zu ihm aufblickte. Und dass Gruber das brauchte, war für Ole klar.
    »Ich muss mich jetzt fertig machen«, sagte Beate Gruber von draußen. »Es ist gleich 17 Uhr, in einer Stunde schließen die Wahllokale. Mein Mann erwartet mich am Rathaus. Aber bevor ich gehe, werde ich Sie beide erschießen. Und hoffen Sie nicht darauf, dass mir das nicht gelingt. Ich muss nicht einmal die Tür öffnen, um Sie niederzumachen. Ich muss nur die Luke aufschieben. Sehen Sie, so.«
    Ole und Marlene hörten ein quietschendes Geräusch, dann fiel ein heller Lichtstrahl in das Kellerloch. Für einen Moment schob sich Beate Grubers fratzenhaft verzerrtes Gesicht davor, sie sahen Brillengläser funkeln und grellrote Lippen leuchten. »Dann mache ich das Licht an und sehe genau, wo Sie sind. Sie sind mir hilflos ausgeliefert. Wie zwei Hasen in der Falle.«
    Sie stieß noch einmal ihr hohles Lachen aus und schloss die Klappe. Dann war es wieder dunkel und still.

Siebenunddreißigstes Kapitel
    Überlingen
    »Du hast mir so gefehlt …«, flüsterte Alexandra, alles tuend, um nicht mit Ralf intim werden zu müssen. »Ich weiß, eigentlich ist es untypisch, dass Frauen den ersten Schritt machen, aber durch die Trennung habe ich einfach gemerkt, wie sehr du mir gefehlt hast … und wie sehr ich dich liebe. Ralf, mein Schatz, willst du mich heiraten?«
    Sie blickte in Ralfs naives, rundes Gesicht, auf dessen Wangen sich nun vor lauter Glück rote, runde Kreise gebildet hatten. Nicht der Funken Misstrauen war in seinen Augen zu sehen.
    »Aber natürlich will ich dich heiraten, Liebling«, sagte er glücklich und zog sie in seine Arme, um sie zu küssen. Alexandra hielt angewidert den Atem an. Sie konnte seinen Schweißgeruch kaum ertragen. Sein Mund presste sich unangenehm feucht auf ihre Lippen, seine Zunge schob sich wie ein nasser, kalter Waschlappen in ihren Mund, seine Hand grapschte gierig nach ihren Brüsten. Sie konnte nicht anders, als ihn von sich zu schieben. »Langsam, Schatz«, flüsterte sie, als sie seinen verletzten Blick sah. »So gern ich jetzt und hier und sofort mit dir schlafen würde … Lass uns diesen Genuss noch ein wenig hinauszögern. Lass uns in die Stadt gehen und Champagner trinken. Auf unsere Hochzeit anstoßen. Pläne schmieden. Du weißt doch, wie Frauen sind. Und danach …«, sie lächelte ihn verführerisch an, »gehöre ich ganz dir.«
    Sie konnte die widerstreitenden Gefühle auf seinem Gesicht lesen. Zu gern wäre er sofort über sie hergefallen, aber er wollte seiner künftigen Frau auch gefallen, deshalb traute er sich nicht, Nein zu sagen.
    Sie setzte noch einen drauf, um ihn zu überzeugen. »Bitte, Schatz«, flüsterte sie. »Weißt du, es würde mich sehr scharf machen, mit dir Champagner trinken zu gehen und zu wissen, was wir danach miteinander tun werden. Du weißt doch: Vorfreude ist die schönste Freude.«
    Das gab den Ausschlag. Ralf gab einen Laut von sich, von dem er wohl annahm, dass er besonders männlich klang, und sagte: »Klar doch. Ich will doch, dass es meinem Baby gut geht.«
    Widerlich, dachte Alexandra und schüttelte sich innerlich. Wie habe ich es mit diesem Kerl nur so lange ausgehalten!
    »Ich will mich nur noch schnell für dich schön machen«, sagte sie und verschwand ins Bad. Beim Blick in den Spiegel erschrak sie. Zwar sah man ihrem Gesicht keine Spuren der körperlichen Auseinandersetzung mit Ralf an, sie war mit dem Hinterkopf auf den Küchentisch aufgeschlagen. Aber ihr Gesicht war schneeweiß, unter ihren Augen lagen tiefe Ringe und die Haare bauschten sich in wilden, roten Flammen um ihren Kopf. Sie blickte an sich herunter: Immer noch steckte sie in der grauen Stoffhose und der

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