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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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das nicht getan, wenn er gewusst hätte, dass Sie ein Baby erwarten. Und ich hätte es auch nicht getan.«
    »Glauben Sie im Ernst, ich hätte einen Mann gewollt, der nur wegen eines Babys bei mir bleibt?«, keifte es durch die Tür. »Und Ihr Mitleid können Sie sich sparen. Ebenso wie Ihr Selbstmitleid, Ihr widerliches. Sie haben mich so angeödet in St. Tropez im Café, wie Sie sich über Ihr Leben beklagt haben, im Vollsuff. Naja, wenigstens habe ich Sie dank Ihres Zustandes problemlos in mein Auto locken und dort betäuben können.« Beate machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Sie haben doch alles. Geld, die Liebe Ihres Mannes und – immer noch – Schönheit. Ich kann leider nicht zulassen, dass Wolfgang Sie sieht, in all Ihrer Pracht, sonst ist es wieder um ihn geschehen. Wissen Sie, dass er in den ersten zehn Jahren unserer Ehe beim Orgasmus öfters mal Ihren Namen rief? Wissen Sie, wie demütigend das ist?«
    »Oh Gott«, flüsterte Marlene, deren Mitleid mit Beate Gruber mit jedem Wort dieser verzweifelten Beichte wuchs.
    »Sie haben uns immer noch nicht erzählt, woher Sie wussten, dass Wolfgang Gruber der Mörder ist«, sagte Ole.
    »Ich bin den beiden den ganzen Tag lang gefolgt. Auch abends, in den Stadtgarten. Da habe ich alles gesehen.«
    »Und da haben Sie nichts unternommen? Obwohl Sie zusehen mussten, wie Ihr Verlobter erschlagen wurde?«, fragte Ole fassungslos. »Sie hätten doch die Polizei rufen können.«
    »Wie denn, Herr Strobehn?«, fragte Beate Gruber spöttisch. »Damals gab es noch keine Handys. Außerdem … außerdem war ich wie erstarrt. Ich konnte mich nicht bewegen.«
    »Und Sie fanden ja auch, er habe seine Strafe verdient«, rutschte es Marlene heraus.
    »Damals noch nicht«, gestand Beate so leise, dass man sie durch die dicke Eisentüre kaum hören konnte. »Damals war ich nur eine zutiefst verletzte Frau. Die Genugtuung über seinen Tod kam später.«
    »Dann haben Sie auch gesehen, was er Frau Didier angetan hat?«, forschte Ole. »Ich verstehe nicht, wie eine Frau mit einem Mann zusammen sein kann, von dem sie weiß, dass er eine andere Frau so brutal misshandelt hat. Und wie eine Frau einer anderen in einer solchen Situation nicht helfen kann.«
    »Ich habe nichts gesehen, nur gehört. Er hat sie in diese Höhle gezerrt«, sagte Beate.
    »Und danach sind Sie einfach zu Gruber gegangen und haben gesagt: ›Ich bin die Verlobte des Toten, wollen wir uns nicht zusammentun, jetzt, wo er tot ist‹?«, fragte Ole ungläubig.
    »Nein«, sagte Beate Gruber. »Natürlich nicht. Wo denken Sie hin? Ich habe ihn erst Jahre später zufällig – wirklich zufällig – wiedergetroffen. An der Uni Konstanz. Ich habe auch einmal Jura studiert, na ja, zumindest ein Semester, wissen Sie? Und Wolfgang auch. Er war zwar schon viel weiter, aber wir sind uns trotzdem begegnet. Er … er hat mir geholfen, weil ich mit diesen ganzen Paragrafen nicht wirklich klarkam.«
    »Sie haben ihn gleich wiedererkannt?«, fragte Marlene.
    »Ja«, antwortete Beate. »Natürlich. Was denken Sie denn? Ein solches Gesicht vergisst man nicht. Nicht, wenn man es mit so einem Moment verbindet.«
    »Aber als der Mord geschah, war es doch dunkel und Sie standen weit weg und es waren Jahre vergangen. Ich kann mir wirklich nur schwer vorstellen, dass Sie gleich wussten, dass es sich um den Mörder Ihres Verlobten handelte.«
    »Doch«, beharrte Beate. »Sie können mir glauben oder nicht, das ist mir egal. Aber ich habe sein Gesicht sehr genau gesehen. Es gab eine Straßenlaterne, dadurch war es hell. Und ich war nicht weit weg. Ich hatte mich in der anderen Höhle verborgen. Von dort aus hatte ich das Liebespaar beobachtet.« Sie schnaubte verächtlich. »Außerdem habe ich Wolfgangs Stimme erkannt.«
    »Und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie ihn wiedergesehen haben? Als Sie vor dem Mörder Ihres Verlobten standen?«
    »Das geht Sie gar nichts an«, schnappte Beate.
    »Und da haben Sie ihn sich dann geangelt?«, bohrte Ole nach.
    »Wenn Sie es so nennen wollen.«
    Ole schwieg. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie diese graue Maus einen attraktiven Frauenhelden wie Gruber auf sich aufmerksam machen konnte. Und er verstand auch nicht, was in einem Menschen vor sich gehen musste, der den Mörder des eigenen Verlobten erkannte und sich dann auf eine Beziehung mit ihm einließ. Doch das hatte Ole längst gelernt: dass es einfach Dinge und Verhaltensweisen von Menschen gab, die beim besten

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