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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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er mit Bravour bestand, er hielt sich mit Jobs über Wasser, schaffte es an die Uni und studierte Jura. Sie war öfter bei ihm als er bei ihr, denn er ertrug die Gegenwart ihrer Mutter nicht, die freilich nicht wusste, dass ihre Tochter sich so oft bei ihm aufhielt, die aber sehr schnell misstrauisch wurde, als Christin das erste Mal mit einem Veilchen nach Hause kam. Er schlug sie immer dann, wenn er an ihre Mutter dachte oder an all die anderen unfairen, überheblichen Menschen, die im Laufe seines Lebens seinen Weg gekreuzt hatten. Besonders wütend wurde er, wenn er fand, dass Christins kornblumenblaue Augen das Eisblau der Augen ihrer Mutter annahmen. Das geschah immer dann, wenn ihr etwas missfiel. Ja, er war sich sicher, dass sie ihm insgeheim die gleiche Verachtung entgegenbrachte wie ihre Mutter. Er war der Ansicht, dass sie ihn spüren ließ, dass sie ihn für einen stinkenden Versager hielt. Danach tat es ihm jedes Mal ehrlich leid und er schwor sich und ihr, sich zu bessern. Bis ihn der rote Feuerball das nächste Mal heimsuchte. Er bemühte sich aber, sie nicht mehr ins Gesicht zu schlagen, aus Angst vor ihrer Mutter.
    Dass diese Ziege ihn ausgerechnet im Wahlkampf anrufen musste, nach all den Jahren, ach was, Jahrzehnten, war klar. Sie wollte ihm zeigen, wo er hingehörte, in die Gosse. Nun, das Problem hatte sich nun ja wohl erledigt. Gruber lächelte böse. Und Christin war schon vor Jahrzehnten spurlos verschwunden. Bis gestern dieser fette Franzose bei ihm auftauchte und allen Ernstes behauptete, ihr Mann zu sein, und ihm mitteilte, seine Frau sei verschwunden. Es passte ihm gar nicht, dass dieser Typ ausgerechnet zwei Tage vor der Wahl bei ihm aufkreuzte, andererseits war er sich ziemlich sicher, dass er ihn von seiner Unschuld überzeugt hatte. Anscheinend hatte Christin seinen Namen nicht genannt, sonst hätte dieser Charles anders reagiert. Und auch diese hässliche Polizistin schien nichts zu wissen. Zum Glück war dieser Kommissar aus dem Norden nicht dabei gewesen, dieser Strobehn. Der schien ziemlich helle zu sein. Aber der war jetzt sicher im Wochenende und wenn er wieder im Dienst war, dann hätte er, Wolfgang Gruber, die Wahl schon gewonnen. Dann wäre er, der kleine Opferjunge aus der Gosse, endlich jemand. Dann hätte er es geschafft.

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Überlingen
    Alexandra wachte auf, als ein heller Sonnenstrahl auf ihre Augenlider fiel. Blinzelnd schlug sie die Augen auf und sah sich verwirrt um.
    »Alex, ich bin ja so froh, dass es dir wieder besser geht. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    Erschrocken fuhr sie hoch, sank aber gleich darauf stöhnend auf ihre Kissen zurück. Es fühlte sich an, als habe jemand einen Dolch in ihren Kopf gerammt. Die Stimme gehörte Ralf und die Erinnerungen, die jetzt auf sie einstürmten, waren mehr als unschön. Ralf. Der Streit. Und dann: nichts mehr.
    »Was willst du hier?«, zischte sie Ralf an.
    »Dich pflegen, Liebes. Es geht dir gar nicht gut.« Ralf blickte sie bekümmert an.
    Alexandra verspürte keine Angst. »Wenn ich mich nicht täusche, bist du daran nicht ganz unschuldig«, fauchte sie.
    »Schatz, es tut mir leid«, hob Ralf zu einer Verteidigung an. »Der Küchenstuhl, die Tischkante … Ich konnte doch nicht ahnen, dass du gleich stolpern und so unglücklich gegen den Küchentisch fallen würdest.«
    Alexandra sah ihn kalt an. »Du hättest gar nicht erst herkommen dürfen. Und was unseren Streit angeht: Ich darf dich daran erinnern, dass das nicht das erste Mal war, dass du auf mich losgegangen bist. Ich will nicht mit einem Mann zusammen sein, der mich so behandelt. Das habe ich dir mehrfach gesagt.«
    »Ich werde mich bessern, versprochen. Wenn du mir nur noch eine einzige Chance gibst«, sagte Ralf und es klang ehrlich verzweifelt. »Ich liebe dich, Alexandra. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Und ich kann ohne dich nicht leben.«
    »Es ist zu spät, Ralf«, wich Alexandra nicht von ihrem Standpunkt ab. »Und du wirst dich auch nicht bessern. Aber ich habe weder Zeit noch Lust, das wieder und wieder mit dir durchzukauen. Ich habe dir das alles bereits ausführlich erläutert. Und ich habe dir auch gesagt, dass es kein Zurück mehr gibt.«
    Sie hatten das alles schon am Abend ihres Streits diskutiert. Ralf war auf Versöhnung aus gewesen, als er so besoffen zur Tür hereingewankt kam, und war ausgerastet, als er kapierte, dass Alexandra sich nicht versöhnen wollte. Er hatte sie nicht geschlagen, wollte aber

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