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Vergissmichnicht

Vergissmichnicht

Titel: Vergissmichnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Maria Bast
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erzwingen, dass sie ihn küsste, woraufhin sie versuchte, ihn von sich zu stoßen. Er stieß zurück und sie knallte mit dem Kopf gegen die Tischkante.
    Wieso hatte sie eigentlich überhaupt die Tür aufgemacht? Und dann fiel es ihr wieder ein. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Und dieses Mal war es ihr egal, dass es in ihrem Schädel pochte und hämmerte und dass kleine hellrote Vierecke vor ihren Augen tanzten. Ole. Sie hatte auf Ole gewartet. Er hatte nicht auf ihre SMS reagiert. Ihm war etwas zugestoßen, das wusste sie nun ganz sicher.
    »Wo ist mein Handy?«, keuchte sie.
    »Darum hab ich mich gekümmert, Süße«, sagte Ralf lächelnd. »Das brauchst du jetzt nicht. Das dumme Ding hat doch immer nur zwischen uns gestanden.«
    »Du gibst mir jetzt sofort mein Handy und dann verlässt du dieses Haus, sonst rufe ich die Polizei.«
    »Ach ja? Mach doch! Bullenschlampe!« Ralf spie die Worte regelrecht aus.
    In Alexandras Kopf arbeitete es fieberhaft. Sie durfte nicht riskieren, dass Ralf wieder austickte. Oberste Priorität hatte, dass sie bei klarem Verstand blieb und herausfinden konnte, ob Ole inzwischen wieder aufgetaucht war. Zumal sie jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Wie lange hatte sie hier mit geschlossenen Augen gelegen? War es morgens, mittags oder früher Abend? Und welcher Tag war heute?
    So sehr sie Ralf inzwischen auch verabscheute und so sehr sie sich vor ihm ekelte, sie musste bei ihm gut Wetter machen, um irgendwie aus dieser Nummer herauszukommen. Mit Gewalt schaffte sie es nicht, das war klar, denn Ralf war stärker als sie. Und er hatte, daran gab es inzwischen keinerlei Zweifel mehr, einen Knall. So verhielt sich kein normaler Mensch. Zum Glück kannte sie ihn. Wusste, wie sie ihn einfangen konnte. Ralf hatte einen Männlichkeitswahn und ein extrem konservatives Rollenverständnis. Hier beschloss sie ihn zu packen. Sie wusste, dass sie ihm die heile Welt vorspielen musste. Es gab keine andere Möglichkeit. Auch wenn es sie noch so sehr anwiderte.
    »Ralf, mein Schatz«, sagte sie, nahm seine Hand und beobachtete, dass sich auf seinem runden Jungengesicht freudige Überraschung widerspiegelte. Volltreffer, dachte sie zufrieden.
    »Entschuldige, dass ich gestern Abend und auch gerade eben nach dem Aufwachen so ruppig zu dir war. Ich war einfach völlig durcheinander, weißt du?«
    Ralfs Gesicht leuchtete auf, aber er spielte noch den Beleidigten. »Du warst schon ziemlich undankbar. Schließlich habe ich dich ins Bett gebracht und die ganze Zeit neben dir gesessen«, schmollte er.
    Wegen dir liege ich hier ja auch, du Vollidiot, dachte Alexandra, aber sie sagte: »Verzeih mir. Wie lange sitzt du denn nun schon hier?«
    »Eineinhalb Tage. Du warst ziemlich lange weg.« Er grinste.
    Alexandra erschrak. Nicht, weil er nicht auf den Gedanken gekommen war, einen Arzt zu rufen, was bei derart langer Ohnmacht sicher angebracht gewesen wäre, sondern weil es bedeutete, dass Ole sich unter Umständen schon seit zwei Tagen in irgendeiner Gefahr befand und sie ihm nicht geholfen hatte. Wenn er sich nicht in Gefahr befinden würde, hätte er versucht, sie zu erreichen. Auf dem Handy, auf dem Festnetz, und er wäre todsicher auch vorbeigekommen und hätte Sturm geklingelt.
    »Hm«, sagte sie. »Komisch. Und in der ganzen Zeit hat niemand angerufen? Und auch niemand geklingelt?« Sie sah ihm aufmerksam ins Gesicht. Sie würde es merken, wenn er log.
    »Nein«, sagte Ralf misstrauisch. »Wer hätte denn klingeln sollen? Dieser … dieser Bulle etwa?« Seine Stimme wurde lauter, sein Gesicht verfärbte sich blutrot. Höchste Alarmstufe.
    Alexandra bemühte sich um ein abfälliges Lachen. »Wo denkst du hin, mein Schatz?«, fragte sie. »Das mit dem war doch nichts Ernstes. Der ist doch kein richtiger Mann … im Gegensatz zu dir. Ich wollte dich nur ein bisschen eifersüchtig machen. Was mir ja auch gelungen ist.« Sie bemühte sich um ein Lächeln, was nur halb glückte, und dachte: Verzeih mir, Ole. Ich mach das alles nur für dich.
    Tatsächlich wurde sie fast wahnsinnig vor lauter Sorge um ihren Liebsten. Er hatte sich also tatsächlich in all der Zeit nicht gemeldet. Das hieß, er war wirklich in Gefahr. Und das wiederum bedeutete, dass sie so schnell wie nur irgend möglich zur Polizei gehen musste, um Oles Kollegen mitzuteilen, was sie wusste. Aber wie? Es wäre noch ein hartes Stück Arbeit, Ralf zu überzeugen. Und bis dahin wäre es für Ole vielleicht zu spät. Als scheinbar einzige

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