Vergraben
aufgehen, eilige Schritte.
»Fuck«, fluchte er.
Es klingelte an der Tür.
Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie die Tür aufbrachen.
Er rief: »Ich komme!«
Sein Blick fiel auf seinen Drink auf der Arbeitsplatte der Kochnische.
Kein Eis, hatte Bob gesagt.
Bob hatte immer Eis gehabt.
Bis Nathan in die Garage eingebrochen war.
Er rannte zum Kühlschrank. Um die Tür zu öffnen, musste er den zusammengerollten Teppich wegschieben, der das Linoleum darunter freilegte, eine Schicht aus Fett und Krümeln. Er wandte sich dem kleinen Eisfach zu. Es war zugefroren. Er zog mit Gewalt an der Klappe. Sie öffnete sich mit einem lauten Krachen. Schmutzige Eissplitter fielen auf den Boden. Er kickte die größten von ihnen unter den Kühlschrank. Im Eisfach lagen die Überbleibsel von Elises Kleidern noch immer in der porösen, gefrorenen Sainsbury’s -Tragetasche, die wiederum in einen Ziploc-Gefrierbeutel gezwängt worden war.
Er riss den Beutel heraus und presste ihn zu einer Kugel zusammen. Er knisterte wie ein Lagerfeuer. Er schob den zusammengerollten Beutel in die Tasche seines Regenmantels. Der Beutel war kalt und nass an seinem Schenkel, und er beulte das Futter seines Mantels aus. Er begann bereits zu schmelzen. Nathan sah darauf hinunter.
Er hörte eilige Schritte auf der Treppe. Jemand musste die Haustür aufgemacht haben, oder die Polizei hatte sie aufgebrochen.
Nathan sprang neben Bob, zog sich die Latexhandschuhe aus, knüllte sie zusammen und steckte sie ebenfalls in seine Tasche. Er zerrte Bob vom Sofa herunter – der Aufprall stieß ihm den letzten Atem aus der Lunge.
Nathan setzte sich auf ihn und begann etwas zu veranstalten, was nach Wiederbelebungsmaßnahmen aussah.
Die Tür zersprang in ihrem Rahmen. Er sah auf und über seine Schulter. Drei Sanitäter stürmten herein. Sie hatten schwere Schultertaschen und einen tragbaren Defibrillator bei sich.
Er rief ihnen zu:
»Ich glaube, er atmet wieder!«
Er wurde aufgefordert, zurückzutreten. Er trat zurück. Er ging zur hinteren Wand und blieb dort stehen. Er sagte: »Es tut mir leid«, und wiederholte es wieder und wieder, obwohl er nicht sicher war, ob die Sanitäter es hören konnten.
Aber sie mussten es gehört haben, denn einer von ihnen verwies ihn in die Kochnische in sichere Entfernung.
37
Zwei uniformierte Polizeibeamte betraten das Apartment. Ihnen folgte Jacki Hadley. Sie war in Zivil.
Nathan hielt die Whiskyflasche in der Hand. Scheinbar gedankenverloren kratzte er mit dem Daumennagel die winzigen Lötmetallreste aus dem Deckel. Das hätte er fast vergessen.
Jacki bemerkte den nassen Fleck auf Nathans Bein – vom Wasser der schmelzenden Einkaufstüte.
Nathan folgte ihrem Blick und deutete ein verlegenes Grinsen an.
»Das ist der Schock«, meinte Jacki. »So was kommt vor.«
»Es kommt vor.«
Nathan stellte die Whiskyflasche ab und begann bewusst seinen Regenmantel zuzuknöpfen, um den nassen Fleck zu verdecken.
Jacki führte ihn am Ellbogen in die hintere Ecke des Zimmers. Sie sagte: »Pass auf, Nathan. Ich weiß, dass das ein schlimmer Schock für dich ist. Aber ich muss mit dir reden, bevor du gehen darfst. Nur kurz. Wir reden dann morgen früh noch mal.«
Nathan nickte. »Danke.«
»Das Erste, was ich fragen muss, ist: Wie bist du heute hier reingekommen?«
»Er hat die Haustür angelehnt gelassen. Ich glaube, er wollte, dass ich ihn finde.«
Jackis Ausdruck wurde weicher. »Er ist ein unglücklicher Mensch«, sagte sie. »Gib dir nicht die Schuld.«
»Ich versuch’s«, antwortete Nathan.
Er sah über Jackis Schulter zu den Sanitätern, zwei Männern und einer Frau, die so hart daran arbeiteten, Bob Morrow das Leben zu retten.
Noch mehr Polizisten waren eingetroffen, als Nathan gehen durfte.
Inzwischen war Bob weggebracht worden. Die Polizisten würden das Zimmer fotografieren, vermutete Nathan: die Reihen von Büchern über übernatürliche Erscheinungen, den Kreidekreis am Boden. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie Elise fanden. Er war sicher, dass das noch heute Abend geschehen würde.
Nicht zu bald, hoffte er. Er wollte nicht dabei sein, wenn es passierte.
Jacki ging mit ihm nach oben. Sie blieb auf der Schwelle stehen, in Hörweite der neugierigen Nachbarn, die sich im Flur und im Vorgarten versammelt hatten. Sie umarmte ihn.
»Das hast du toll gemacht. Du kannst stolz auf dich sein.«
Tränen schossen ihm in die Augen. Er wischte sie sich mit dem Handrücken
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