Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Dinge und Kleidungsstücke geholt worden. Max hatte es abgelehnt, dass sie im Fitnesscenter unterschlüpften, weil die Problematik mit dem CT-Team nach wie vor nicht gelöst war. Reeses Apartment war viel zu klein für sie alle, außerdem wollte sie es derzeit nicht betreten und ihre Schwester schon gar nicht.
Reese ging sofort ins Bad, während er sich auszog und wartete. Kaum hörte er das Wasser der Dusche rauschen, klopfte es an der Tür. Er wickelte sich ein Badetuch um die Hüften.
„Wade“, er trat einen Schritt zurück, „komm rein.“
„In zwanzig Minuten geht’s los. Max wartet im Konferenzraum.“
„Okay.“
„Hey Mann, sie kommt klar. Mach dir nicht so viele Sorgen.“
„Seh ich aus, als wachsen mir Titten?“ Er stieß Wades Hand von seiner Schulter. „Pass auf deine Nase auf. Die brauchen wir später.“
Er schloss die Tür hinter Wade und lehnte die Stirn an das Holz. Vor ohnmächtiger Wut und Verzweiflung schossen die Krallen aus seinen Fingern und Zehen.
Nani-ji hatte es gewusst! Sie hatte gesagt, dass Gefahr auf sie warten würde, aber er hatte ihre Warnung leichtfertig beiseitegeschoben und vermutet, ihre Andeutung würde sich auf den Kampf mit dem CT-Team beziehen. Das jagte ihm keine Angst ein.
Hätte er nur eine Sekunde angenommen, dass sich etwas völlig anderes zusammenbraute … Er brachte den Gedanken nicht zu Ende. Was hätte er getan? Was hätte er tun können? Nani-jis seherische Fähigkeiten gingen nicht so weit, den Betroffenen zu sagen, welches Ereignis sie einholen würde. Sie spürte nahende Schwingungen.
Gefahr, Glück, Liebe.
Häufig hatten sie über Nani-jis Visionen geredet, regelrecht philosophiert. Die Frau, die nie in ihrem Leben eine Schule besucht hatte, war ihm sogar noch, als er bereits die Universität besuchte, in so vielen Dingen überlegen, dass er sie noch inniger bewunderte. Ihr Wissensschatz in Bezug auf die Menschen schien ein Brunnen ohne Grund. Sie brauchte jemandem nur in die Augen zu blicken und wusste, wen sie vor sich hatte. Nicht seinen Namen oder seinen Stand, sondern welch Geistes Kind seine Seele war.
Sie hatte versucht, ihm zu erklären, was sie spürte. Sie erzählte ihm, dass die Ratsuchenden selten die Wahrheit hören wollten. Manchmal lachten sie gemeinsam darüber, was Nani-ji den Männern und Frauen weissagte. Hin und wieder blieb sie nach einem Gespräch sehr ernst und war nicht zu Scherzen aufgelegt. Dann, wenn sie den Tod gespürt hatte, was sie den Menschen jedoch niemals erzählte. Sie behielt immer recht. Immer!
Der Tod kommt!
, hörte er ihre Warnung aus der Flut der Worte, die er Reese nicht übersetzt hatte.
Gefahr erwartet dich!
Immer wieder hatte er versucht, Nani-ji zu beruhigen. Er hatte sie nicht ernst genommen.
Tränen des Zorns pressten sich unter seinen geschlossenen Lidern hervor.
Die westliche Welt ist dabei, dir den Glauben zu nehmen
, hatte sie gesagt.
Lass es nicht zu. Geh in dich, höre, sehe und fühle. Das bist nicht du, mein kleiner Löwe
. Er ballte die Hände zu Fäusten.
Lass nicht zu, dass dir das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen wird. Rette deine Liebe. Ich sehe den Tod
. Leise zischend stieß er die angehaltene Luft aus. Wenn es eines auf diesem verfluchten Erdball gab, das er nicht zulassen würde, dann, dass Reese etwas geschah. Eher ließe er sich bei lebendigem Leibe grillen.
Hinter ihm öffnete sich die Badezimmertür. Nur in ein Badetuch gehüllt stand Reese vor ihm. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Er vermisste das goldgesprenkelte Funkeln. Kummer und Schmerz zeichneten Furchen auf ihre Stirn. Er streckte die Arme nach ihr aus.
„Komm her.“
Sie schmiegte sich an seine Brust. Wasser aus ihrem Haar tropfte auf seine Hände, die auf ihren Schulterblättern lagen. Reese hob den Kopf, ihre Lippen zitterten. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und streichelte mit den Daumen ihre Wangen. Langsam beugte er sich hinab und berührte mit den Lippen ihre Stirn, glitt ihren Nasenrücken entlang. Reese schlang aufstöhnend die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher. Ihre Lippen glühten und suchten hungrig seinen Mund. Sanft und tröstend wollte er ihren Kuss erwidern, doch sie ließ ihm keine Chance. Ihre Zunge forderte ihn zu einem immer wilderen Duell. Ihre Hände glitten seinen nackten Rücken entlang bis zu den Hüften und lösten das Handtuch. Dann legte sie die Finger auf seine Brust und schob ihn rückwärts durch die Badezimmertür.
„Es ist falsch“, sagte sie
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