Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
Wangen.
Fast unwillentlich hob Damon eine Hand und strich ihre Halsbeuge hinauf, bis er die sanfte Wölbung ihres Wangenknochens nachzeichnete.
Ohne die Augen zu öffnen, lächelte sie.
Ihre Reaktion berührte ihn und warnte ihn gleichermaßen, weil sie ihn ängstigte.
Nach Eleanor zu verlangen, sie zu begehren, sie so zu wollen, wie er sie wollte, kam Liebe gefährlich nahe.
Liebe.
Damon biss die Zähne zusammen, während er gegen die unerwünschten Gefühle kämpfte, die sich in ihm regten. Ihn verlangte geradezu schmerzlich danach, aufs Neue in ihr zu versinken, so tief, dass er ihre heilende Stärke aufsaugen und sich von ihr erneuern lassen könnte. Und dieser Wunsch war schier schockierend. Gleichzeitig warnte ihn die Stimme in seinem Kopf, auf der Hut zu sein.
Es waren dieselben Warnsignale, auf die er vor zwei Jahren gehört hatte.
Heute waren die Umstände nicht dieselben wie damals. Eleanor war nicht mehr bloß die wunderschöne, bezaubernde Erbin, von der er besessen war. Sie war seine Gemahlin, und mit ihrer Heirat hatte sich das Risiko erhöht.
Damon zog eine Grimasse, als die Schlacht in ihm eskalierte. Von Anfang an hatte er gewusst, dass etwas Besonderes zwischen ihnen war. Eleanor war
in so vielerlei Hinsicht die ideale Frau für ihn – eine Frau, die er bewunderte und achtete.
Jeder Mann, der das Glück hatte, sie zu gewinnen, wäre ein Narr, sie gehen zu lassen. Vor zwei Jahren jedoch hatte er sie regelrecht weggescheucht.
War seine Furcht vor Schmerz so groß, dass er dafür seine Zukunft mit ihr ruinieren würde?
Tess hatte Recht gehabt, dass er sich in einem Schneckenhaus verkroch und sich von allen abschottete. Seine größte Angst war die, jemanden zu verlieren, der ihm wirklich viel bedeutete.
Und im Moment wollte er in sein Schneckenhaus zurück.
Eines jedoch erkannte er auch ohne die Hilfe seiner Cousine: Wenn Eleanor nicht in seinem Leben war, fühlte er sich nur halb lebendig.
War es mithin auch an der Zeit, einzugestehen, dass er einen schweren Fehler beging, als er Eleanor vor zwei Jahren von sich stieß? Er war fest entschlossen gewesen, sich nicht in sie zu verlieben, aber an jenem Tag verlor er etwas sehr Wertvolles.
Vielleicht war es noch nicht zu spät, seinen Fehler wiedergutzumachen. Um ihrer beider willen.
Ihm fehlte die Freundschaft und Vertrautheit, die er mit seinem Zwillingsbruder erlebte. Ihr Band war durch den Tod zerrissen worden, das zwischen Eleanor und ihm aber hatte er selbst zerstört.
Dabei könnte sie die Leere in ihm ausfüllen, wenn er es gestattete. Sie könnte seine Freundin und Gefährtin, wie auch seine Geliebte und Ehefrau sein, könnte die kalte Einsamkeit vertreiben, in der er sich eingerichtet hatte. Elle war alles,
was ihm in seiner Existenz fehlte: Freude, Freundschaft, Lachen, Gefühl. Wie lange hatte er sich schon nicht mehr erlaubt, etwas zu empfinden?
Wagte er, danach zu greifen?
Hatte er überhaupt noch eine Wahl?
Es wurde beständig offensichtlicher, dass er sich nicht gegen sie schützen, geschweige denn sein Verlangen nach ihr leugnen konnte.
Nein, er wollte eine richtige Ehe mit Elle. Er wollte sie so oft wie möglich ausgelassen lachen sehen, wie sie es am Ende ihres Rennens heute getan hatte. Er wollte hören, wie sie seinen Namen schrie, wenn er sie in Ekstase versetzte. Er wollte ihr die Familie geben, nach der sie sich sehnte. Er wollte ihr Glück, ihre Liebe.
Mit geschlossenen Augen atmete er sie ein, nahm ihre Wärme und ihren Duft in sich auf und genoss es, sie fest in seinen Armen zu halten.
Er könnte sich vorstellen, Elle für immer zu lieben.
Ein leises, ungläubiges Lachen entfuhr ihm, als er erkannte, wie weit es mit ihm binnen weniger Wochen gekommen war. Stets hatte er geschworen, niemals jemanden so nahe an sich heranzulassen, dass seine Gefühle gefährdet waren – oder gar sein Herz. Diesmal jedoch wollte er die Chance nutzen, die ihm die Ehe mit Eleanor bot.
Allerdings müsste er dazu ihr Vertrauen gewinnen. Er musste sich selbst beweisen, dass er sie verdiente, ehe sie ihm ihr Herz schenkte.
Doch zum ersten Mal, seit er am Grab seines Bruders gestanden und mit dem Schicksal gehadert
hatte, war er gewillt, seine Bedenken zu überwinden.
Er wollte sich erlauben, sie so zu lieben, wie sie geliebt werden sollte.
Achtzehntes Kapitel
Es kann sein, dass Sie Besitzansprüche erheben oder Eifersucht empfinden, aber zeigen Sie es nicht. Gentlemen wollen sich frei fühlen, von Blüte zu Blüte fliegen,
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