Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
bekannten Arztes Mr Geary, der gestern Abend auf dem Ball war?«
»Ja, ein faszinierender Gentleman.«
»Nun, nachdem Ihnen unwohl war und Sie den Ball verließen, entdeckte er etwas sehr Ungewöhnliches an dem Punsch, den Sie zuvor getrunken hatten.«
Ehe Eleanor mehr sagen konnte, hörte sie ein seltsames
Pfeifen, gefolgt von einem dumpfen Pochlaut. Prinz Lazzara stieß einen schwachen Schmerzensschrei aus, bevor er eine Hand an seinen Nacken schlug, hinter seinem linken Ohr.
Zuerst glaubte Eleanor, er wäre von einer Biene gestochen worden, dann jedoch sah sie ein kleines braunes Objekt, das oberhalb des hohen Kragens in seiner Haut steckte.
Im selben Moment hörte sie ein deutliches Rascheln im Schatten der Weiden hinter ihnen, aber sie konzentrierte sich auf den Prinzen.
Als er den braunen spitzen Gegenstand herauszog und ihn sich ansah, erkannte Eleanor, dass es sich um einen Federpfeil handelte, nicht ganz fünf Zentimeter lang und mit einer nadeldünnen Metallspitze.
» Che diavolo «, raunte der Prinz erstaunt. Eleanor deutete es als das italienische Äquivalent von »Was zum Teufel ist das?«.
Dann fielen Lazzara zu Eleanors Erstaunen die Augen zu, und seine Knie gaben nach. Der Pfeil glitt ihm aus den schlaffen Fingern, während er langsam nach vorn kippte und anderthalb Meter tief mit einem lauten Platscher in den Fluss stürzte.
Nun war es Eleanor, die aufschrie. Starr vor Schreck sah sie, wie der Prinz kopfüber im Wasser versank.
Beim Auftauchen fuchtelte er lethargisch mit den Armen, um seinen Kopf oben zu halten. Anscheinend war er nicht richtig ohnmächtig, dennoch in Gefahr zu ertrinken, da er rasch flussabwärts trieb.
Eleanors Schockstarre löste sich sofort. Sie rief nach den Dienern hinter ihnen, dann sprang sie mit
den Füßen voran hinter dem Prinzen her in den Fluss. Zuerst verschlug ihr das kalte Wasser beinahe den Atem, und ihre langen Röcke zogen sie nach unten. Doch kaum hatte sie sich wieder an die Oberfläche gekämpft, schwamm sie seiner Hoheit nach, wobei ihr die Strömung half.
Trotzdem kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich bei ihm war. Noch wedelte er matt mit den Armen und Beinen, und als sie versuchte, ihn beim Ärmel seines Gehrocks zu packen, wehrte er sich geradezu panisch.
»Um Gottes willen, Hoheit, halten Sie still !«, befahl Eleanor ihm. »Ich versuche, Sie zu retten!«
Zu ihrer beider Glück besaß er gar nicht mehr die Kraft, sich zu sträuben. Eleanor drehte ihn auf den Rücken und fasste sein Jackenrevers. Mit aller Kraft schleppte sie ihn ans Steinufer.
Als sie dort ankamen, war Eleanor dankbar, einige knorrige Weidenwurzeln zu entdecken, an die sie sich klammern konnten, bis Hilfe kam. Der Prinz keuchte, prustete und spuckte Wasser. Eleanor hingegen war außer Atem vor Anstrengung.
Sie waren etwa zwölf Meter flussabwärts von der Stelle, an der er ins Wasser gestürzt war, aber die anderen hatten Eleanors Rufen gehört und kamen herbeigeeilt- Gäste wie Diener.
Bedauerlicherweise konnte offenbar keiner der Diener schwimmen, weshalb es eine Weile dauerte, bis der Prinz und Eleanor mit Hilfe eines Lederzügels aus dem Wasser gezogen wurden, den ein Diener von einer Kutsche herbeigeholt hatte. Eleanor bestand darauf, dass der Prinz als Erster nach oben gehievt wurde, und schlang ihm den Zügel unter den
Achseln hindurch. Nachdem er in Sicherheit war, ließ sie sich nach oben holen.
Der Prinz lag matt und regungslos im Gras, und Eleanor, die sich neben ihn hockte, fragte sich, ob er überleben würde. Schließlich wusste sie nicht, ob der Pfeil ihn nur betäubt oder vergiftet hatte. Aber wenigstens atmete er noch, und nach einer Weile schüttelte er das nasse Haupt und blinzelte verwundert zu ihr auf.
»Was … ist … geschehen?«, stammelte er heiser.
»Sie wurden ohnmächtig und fielen in den Fluss, Hoheit«, antwortete Eleanor.
»Ich erinnere mich nicht … Ah, ja … Sie haben mich ans Ufer gezogen …«
Er stützte sich auf beide Ellbogen auf. Zwar wirkte er immer noch kraftlos, schien sich jedoch zu erholen. Vielleicht hatte das kalte Bad geholfen, ihn aus seiner Ohnmacht zu wecken.
Eleanor sah ihre Tante, die mit dem Signor zu ihnen gelaufen kam.
»Gütiger Himmel, was ist denn bloß geschehen?«, rief Beatrix entsetzt, als sie Eleanors durchnässtes Kleid und den triefenden Hut sah.
Nachdem Eleanor ihre Erklärung wiederholt hatte, wurde Signor Vecchi sichtlich wütend, aber eindeutig nicht auf sie.
»Wir sind Ihnen zu
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