Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
lauter Enttäuschung das Interesse verlieren würde. Also war es an der Zeit, zur nächsten Stufe überzugehen.
Natürlich musste sie vorsichtig sein. Die Verführung durfte nicht zu weit gehen – nicht mehr als ein oder zwei Küsse. Andernfalls wäre sie in Gefahr, ihrem eigenen Verlangen nach Damon nachzugeben. Nein, sie beabsichtigte, sich gegen ihn zu behaupten und ihren Plan weiterzuverfolgen, sein Herz zu gewinnen.
»Bitte richten Sie seiner Lordschaft aus, ich käme gleich zu ihm«, sagte sie zu dem Diener.
Cornbys Gesichtszüge entspannten sich merklich. »Sehr wohl, Mylady. Wie Sie wünschen.«
Nachdem er sich abgewandt hatte, schloss Eleanor die Tür, ging zu dem großen Standspiegel und zupfte an den Falten und Bändern ihres Morgenrocks, damit sie kunstvoll zerzaust wirkten.
»Brauchen Sie noch etwas, Mylady?«, fragte Jenny.
»Ja, können Sie mir bitte meine blauen Hausschuhe bringen? Und dann tragen Sie mein nasses Kleid bitte hinunter in die Küche und lassen es bügeln. Danach haben Sie eine Stunde für sich, Jenny. Ich denke, dass ich Ihre Hilfe erst wieder zur Teezeit benötige.«
Die Zofe strahlte, als sie einen Knicks machte, und Eleanor hatte den Eindruck, als freute sie sich nicht bloß über die Pause, sondern auch darüber, dass ihre Herrin etwas Zeit mit dem neuen Herrn verbringen würde. »Ich danke Ihnen, Mylady. Ich komme dann wieder, wenn Sie nach mir läuten.«
Nachdem Eleanor in die zarten Pantoffeln geschlüpft war, entriegelte sie die Verbindungstür zu Damons Schlafzimmer. Dort herrschte sehr gedämpftes Licht, wie ihr auffiel, denn er hatte die Vorhänge zugezogen, um das Gewitter auszusperren. Eine Lampe leuchtete sehr schwach, aber im Kamin brannte ein züngelndes Feuer, das den Raum mit angenehmer Wärme erfüllte.
Die Atmosphäre wirkte umso wohliger, als das Trommeln der Regentropfen an den Fenstern deutlich zu hören war.
Dann sah Eleanor Damon, und ihr Herz setzte kurzfristig aus. Er stand in einem bordeauxroten
Brokatmorgenmantel neben dem hohen Himmelbett und war schlicht umwerfend. Er war barfuß, seine Waden bis zum Saum des Morgenmantels unbedeckt, woraus zu folgern war, dass er nichts darunter trug.
Prompt erschauerte Eleanor, als sie ins Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss.
»Du siehst verfroren aus«, sagte ihr Ehemann und musterte sie von oben bis unten. »Warum stellst du dich nicht vors Feuer und wärmst dich?«
»Danke, das werde ich«, antwortete Eleanor und trat vor den Kamin.
Dort gab es zwei einladende Sessel, die sie jedoch ignorierte und stattdessen die kalten Hände in Richtung der Flammen ausstreckte, während Damon an einem Beistelltisch Wein aus einer Karaffe in ein Glas schenkte.
»Cornby muss das Feuer schon vor einer Weile angefacht haben«, bemerkte sie.
»Ja, er sorgt sehr gut für mich.«
»Es war ausgesprochen aufmerksam von dir, mich hierher einzuladen.«
Damon wandte sich zu ihr. »Ich bin froh, dich fernab von zahlreichen Hausgästen zu treffen, die um deine Aufmerksamkeit wetteifern. Es ist fast schon traurig, dass ich geheime Schäferstündchen arrangieren muss, um meine junge Braut zu sehen«, ergänzte er beiläufig.
Er kam zu ihr ans Feuer und reichte ihr das Weinglas. Eleanor hob es an ihre Lippen und sah provozierend zu ihm auf, wie es Fannys Rat entsprach. Nur leider war das wohl ein Fehler, denn Damons Blick war wie ein sanftes Streicheln.
Und dann ging er zu einem echten Streicheln über, indem er die Hand hob und mit den Fingern durch ihr feuchtes Haar fuhr, das durch den Regen zu einem tiefschwarzen Lockengewirr geworden war.
»Ich mochte dein Haar lang, aber dieser Stil steht dir. Natürlich bist du immer wunderschön, ganz gleich, wie du dein Haar trägst.«
Eleanor hatte sich verspannt bei seiner Geste, weil sie sich gegen seine erregenden Berührungen wappnen musste. Aber sie zwang sich, zu entspannen und lächelnd zu erwidern: »Ach, wie schmeichelhaft du heute bist!«
»Ich stelle lediglich Tatsachen fest.«
Dennoch würde sie auf der Hut sein. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was für ein teuflischer Verführer Damon sein konnte. Und wie es aussah, beabsichtigte er, sie jetzt gleich in sein Bett zu bekommen, um alle Gedanken an die rein formelle Ehe auszuräumen, die sie hegte. Diesen unausweichlichen Moment jedoch gedachte Eleanor, hinauszuzögern. Und sie war entschlossen, diese Begegnung unter Kontrolle zu behalten.
Sie äußerte keinerlei Einwände, als Damon ihre freie Hand in seine
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