Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
Hausgesellschaft richtig begann. Lady Beldon hatte die Spitzen der feinen Gesellschaft eingeladen, die inzwischen alle von der hastigen Vermählung ihrer Nichte gehört hatten.
Viele von ihnen gratulierten verhalten, aber ihre Ladyschaft räumte sämtliche Vorbehalte mit dem Kampfgeist eines Feldmarschalls aus. Damon amüsierte sich blendend, die Viscountess zu hören, wie sie ein Loblied auf ihn sang und vorgab, von der Verbindung begeistert zu sein.
Auch Eleanor leistete ihren Teil, jede Andeutung eines Skandals im Keim zu ersticken, indem sie die Rolle der wunderschönen, heiteren Erbin spielte, die mit einem höchst begehrenswerten Adligen eine glänzende Partie gemacht hatte.
Damon konnte nicht umhin, sie zu bewundern, als sie souverän alle ihre Widersacher mittels Charme niederstreckte. Elle hätte ihn allerdings auch dann in ihren Bann gezogen, wäre sie nicht frisch vermählt
mit ihm. Sie war so bezaubernd und lebendig, dass sie jedermann mit ihrer Heiterkeit anzustecken schien. Und Damon war sich ihrer immerfort gewahr, horchte auf ihr glockenhelles Lachen, beobachtete sie, um ihr warmherziges Lächeln zu sehen.
Doch obgleich er zu jeder Zeit wusste, wo Eleanor sich gerade aufhielt, blieb seine Braut weiterhin auf Distanz zu ihm und dachte sich ständig neue Ausflüchte aus, um ein Alleinsein mit ihm zu meiden.
Seine Cousine Tess Blanchard schien ihre mangelnde Intimität als Einzige zu bemerken. Damon hatte sich gefreut, sie unter den Gästen zu entdecken, aber als sie ihm zur Heirat gratulierte und andeutete, Näheres wissen zu wollen, hatte er rasch zu ihrem Lieblingsthema gewechselt: ihrem wohltätigen Engagement.
Tess wusste alles über seine Unternehmungen in Italien und hatte einige Schwindsuchtfälle in den verarmten Familien gefallener Soldaten entdeckt, auf die sie Otto Geary aufmerksam machte. Letzterer wiederum sorgte dafür, dass sie als Patienten in Damons Sanatorium aufgenommen wurden.
Zum Glück war Tess klug genug, Damon nicht zu bedrängen, und sagte lediglich: »Ich hoffe sehr, dass Eleanor und du zusammen glücklich werdet.«
Elles älterer Bruder hingegen war nicht optimistisch – geschweige denn versöhnlich gestimmt. Marcus Pierce, Lord Danvers, und seine Frau Arabella erschienen zwei Tage früher als erwartet, weil sie bei ihrer Rückkehr vom Kontinent von der plötzlichen Heirat erfahren hatten.
Sie trafen am Samstagmorgen ein, als die Gäste draußen Pall Mall spielten oder sich im Bogenschießen
übten. Eleanor war offensichtlich hocherfreut, ihren Bruder zu sehen, warf sofort ihren Bogen hin und umarmte Marcus stürmisch.
Als er sie fragte, was zum Teufel in sie gefahren wäre, zu heiraten, kaum dass er ihr den Rücken zugekehrt hatte, lachte sie nur und erzählte ihm eine verkürzte Version des Ballonaufstiegs.
Beim Anblick der Geschwister ertappte Damon sich dabei, wie er neidisch auf die Vertrautheit, die sie miteinander verband, wurde. Dabei vermied er es doch willentlich, eine ähnliche Nähe zu Eleanor entstehen zu lassen.
Marcus nannte sie Nell, was die gängigere Kurzform ihres Namens war, neckte sie allerdings auch mit Bezeichnungen wie »kleines Biest«. Wie sehr er sie beschützen wollte, wurde allein schon an dem vernichtenden Blick deutlich, den er Damon zuwarf. Allerdings war er höflich genug, ihm die Hand zu schütteln und seine Frau vorzustellen.
Bei erster Gelegenheit zog Marcus Damon beiseite und warnte ihn: »Ich reiß dir den Kopf ab, wenn du meiner Schwester wieder wehtust, Wrexham.«
Damon erwiderte mit einem matten Lächeln: »Falls ich sie nochmals verletzen sollte, wird es nicht nötig sein. Dann reiße ich mir eigenhändig den Kopf ab.«
Einen Moment lang betrachtete Marcus ihn streng, dann nickte er. Anscheinend war er gewillt, Damon Zeit zu geben, sich Eleanors würdig zu erweisen.
Seine Zurückhaltung dürfte teilweise ihrer früheren Freundschaft geschuldet sein. Sie beide kannten sich seit ihren gemeinsamen Jahren im Internat.
Damon hatte bedauert, Marcus’ Achtung nach der gelösten Verlobung mit Eleanor zu verlieren, denn er besaß wenige gute Freunde, und die, die er hatte, bedeuteten ihm viel.
Arabella, Lady Danvers, gab sich ein wenig freundlicher als ihr Gemahl, aber gleichfalls reserviert. Sicher kannte sie die Vorgeschichte.
Ihre Zuneigung zu Eleanor war unübersehbar, so warmherzig und freundlich, wie sie ihre Schwägerin begrüßte und sich mit ihr darüber austauschte, wie seltsam es wäre, frisch vermählt zu
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