Verhängnisvolles Spiel
liebevollen Paar adoptiert werden würde, das sich verzweifelt ein Kind wünscht.”
Lausanne merkte, dass er zögerte, sah die Traurigkeit in seinem Blick. “Oh Gott, nein! Sag es mir!”
“Es gab verschiedene Paare, die May adoptieren wollten, aber sie alle wünschten sich ein perfektes Baby.”
“Und May war nicht perfekt?”
Dom drückte sie fest an sich, als befürchtete er, sie könne in Stücke brechen.
“May hat eine Krankheit, die Optic Nerve Hypoplasia heißt. ONH ist nicht fortschreitend. Es ist nicht vererblich und nicht heilbar.” Als Lausanne leise zu weinen begann, presste er sie an sich. “Es gibt keinen bekannten Grund für ONH.” Er küsste ihre Schläfe. “Honey, May ist so gut wie blind, obwohl sie etwas Licht und Schatten sehen kann.”
“Mein kleines Mädchen ist blind, und ich habe nie davon erfahren … und aus diesem Grund wollte sie niemand adoptieren?” Lausanne zitterte am ganzen Leib.
“Als kleines Kind hat sie in einer Pflegefamilie gelebt, wo es ihr gut ging. Sie hat alle Hilfe bekommen, die sie brauchte. Aber die Pflegeeltern waren schon Ende sechzig. Die Frau starb, als May fünf war. Später hat sie bei verschiedenen Familien gelebt. Und seit zwei Jahren wohnt sie bei Brenda und Larry Grisson. Das sind gute Leute, die sich um ein halbes Dutzend Kinder mit mentalen oder körperlichen Behinderungen kümmern.”
“Lieber Gott, Dom, wenn ich das nur gewusst hätte.”
“Jetzt weißt du es, Honey. Dein kleines Mädchen braucht dich. Uns.”
Lausanne sah ihn an. “Wo ist sie? Können wir sie besuchen?” Tränen strömten über ihre Wangen.
“Die Grissons leben in einer kleinen Stadt namens Jasper ungefähr eine Stunde von hier.” Er wischte ihre Tränen weg. “Ich habe vor einer Stunde mit ihnen gesprochen, als du noch geschlafen hast. Sie erwarten uns am Nachmittag.”
“Ich werde meine Tochter heute Nachmittag sehen?”
“Ja. Daisy hat ihnen alle Unterlagen gefaxt, die beweisen, wer wir sind. Und Berton Oliver hat einen Kollegen, der Experte ist, was Adoptionen betrifft. Er wird uns vertreten.”
“Uns?”
“Uns”, sagte Dom. “Mays Eltern.”
“Ach Dom. Du bist wirklich zu gut, um wahr zu sein.”
Larry Grisson erwartete sie bereits vor der Tür des großen Backsteinhauses. Er war groß und rundlich, hatte einen dichten grauen Bart und rosige Wangen.
“Kommen Sie rein. Brendas Schwester hat die anderen Kinder für heute Nachmittag zu sich geholt”, sagte Larry. “Wir dachten, es wäre besser, wenn May Sie in Ruhe kennenlernen kann. Sie ist ein wirklich freundliches, offenes Mädchen. Sie hat einen wunderbaren Charakter. Und sie kann reden wie ein Wasserfall. Jeder ist ganz begeistert von ihr.”
Larry musterte Lausanne von Kopf bis Fuß. “Ist nicht zu übersehen, dass Sie Mays Mama sind. Sie ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten. Hat genauso rotes lockiges Haar und eine kleine Stupsnase. Sie ist eine Schönheit, unsere May.”
“Was haben Sie ihr über uns erzählt, über mich?”
“Wir haben nur gesagt, dass wir wirklich netten Besuch bekommen.”
Eine große dünne Frau mit kurzem schwarzen Haar und blitzenden Augen betrat das Zimmer. Ein kleines, zierliches Mädchen klammerte sich an ihre Hand.
“Guten Tag. Ich bin Brenda Grisson.” Sie legte die Hände auf die Schultern des Kindes und schob es sanft vor sich. “Und das ist May.”
“Hallo, May”, sagte Lausanne leise. “Ich heiße Lausanne.”
“Hi.” May senkte den Kopf.
“Und das ist Dom.”
“Lausanne und Dom sind gekommen, um dich zu sehen, May”, sagte Larry.
May hob mit zusammengekniffenen Augen den Kopf, als ob das Licht sie schmerzte. “Warum wollen Sie mich sehen?”
Dom drückte Lausannes Hand, doch als er bemerkte, dass sie nicht sprechen konnte, kniete er sich vor May auf den Boden. “Ich habe eine Ranch in Texas. Ich habe eine Nichte in deinem Alter und einen etwas älteren Neffen. Die beiden leben auf der Ranch direkt daneben. Wir haben Pferde und Rinder und …”
“Und Hunde?”, fragte May.
Dom lachte. “Darauf kannst du wetten. Magst du Hunde?”
“Ich mag Hunde, aber Brenda ist allergisch, deswegen können wir keinen Hund haben.”
“May, würdest du Lausanne und mich gern mal auf unserer Ranch in Texas besuchen? Dann kannst du mit all unseren Hunden spielen.”
Mays schönes kleines Gesicht hellte sich auf. Lächelnd streckte sie die Hand aus und tastete mit den Fingern über Doms Gesicht.
“Ich weiß nicht, ob Brenda und
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