Verhängnisvolles Spiel
dass sie gesehen wurde, nachdem sie Lausanne Raney engagiert hat.”
“Vorausgesetzt, wir können Ms. Raney glauben”, sagte Grayson.
“Wenn Ms. Raney lügt, dann, Mr. Perkins, waren Sie der letzte, der Ihre Frau lebend gesehen hat.” Dom kniff die Augen zusammen.
“Verdächtigen Sie mich etwa …”
“Nein, Sir, ich verdächtige überhaupt niemanden. Ich habe nur eine Tatsache festgestellt.”
“Ich glaube, dass diese Raney mit Bobby Jack Cash unter einer Decke gesteckt hat und irgendetwas schiefgelaufen ist”, sagte Edward. “Es interessiert mich nicht, ob sie ihn umgebracht hat. So sind wir diesen Mistkerl wenigstens los, wenn Sie mich fragen. Aber wenn diese Frau meiner Audrey etwas angetan hat, dann will ich, dass Sie ihre Strafe bekommt.”
Wenn er nur irgendwelche Beweise dafür hätte, dass Lausanne unschuldig war. Aber egal, wie gern er ihr glauben wollte, es gab gute Gründe, ihr zu misstrauen.
“Ich werde sofort Kontakt mit Mr. McNamara aufnehmen und ihn auf den neuesten Stand bringen.” Und wenn ich nicht absolut objektiv sein kann, dann muss ich Sawyer bitten, mich von diesem Fall abzuziehen, dachte Dom.
Lausanne machte sich auf der Toilette vom Chicken Coop frisch. Sie löste ihr Haar und bürstete es kräftig durch, dann legte sie Lippenstift und Rouge auf. Beides hatte sie auf einer ihrer Einkaufstouren erstanden und mehr dafür bezahlt, als sie sich je zuvor hatte leisten können.
Sie entstammte nicht etwa einer bettelarmen Familie – ganz im Gegenteil. Ihr Großvater mütterlicherseits war Arzt gewesen, ihre Mutter Lehrerin und ihr Vater, ein Anwalt, war zum Bürgermeister von Booneville gewählt worden, als Lausanne zwölf Jahre alt gewesen war. Sie hatte ein gutes Leben geführt. Viel zu gut. Doch zwischen ihrem zwölften und dreizehnten Geburtstag war ihre Welt zusammengebrochen, und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Sie schloss den obersten Knopf ihres Kaschmirpullovers, verließ die Toilette, durchquerte das Restaurant und schnappte sich zwei Tüten, die auf dem Tresen standen. Sie war viel zu aufgeregt – deswegen rief sie sich in Erinnerung, dass es sich bei dem Treffen mit Dom um kein Date handelte.
Tief Luft holen, bis zehn zählen und Ruhe bewahren.
Gut, Dom hatte sich nicht einfach auf und davon gemacht. Noch nicht. Und vielleicht fing er langsam an, ihr zu glauben. Zumindest ein bisschen. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie ihm vertrauen konnte. Soweit sie wusste, arbeitete er noch immer für Edward Bedell. Wenn er irgendwann in die Verlegenheit käme, zwischen ihr und seiner Arbeit wählen zu müssen, würde er sich gegen sie entscheiden.
Vielleicht war es nicht fair, Dom mit den anderen Männern in ihrem Leben zu vergleichen, mit den Männern, die ihr Herz gebrochen hatten. Aber zuverlässige Männer hatte sie nie kennengelernt, von ihrem Großvater Marshall einmal abgesehen. Wenn sie eines Tages einen solchen Mann treffen würde … Doch liebevolle, treue und altmodische Südstaatenkavaliere waren heutzutage rar gesät.
Als sie Doms Auto erblickte, begann ihr Herz höherzuschlagen. Sie schwärmte ganz schön für diesen Kerl, und das war ganz und gar nicht gut. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie ihn sich besser vom Leib halten sollte. Aber ihr Herz … ihr verdammtes, dummes Herz.
Dom hielt auf dem Parkplatz, stieg aus und öffnete ihr die Tür. Sie lächelte ihm zu.
“Du siehst mächtig hübsch aus”, sagte er.
Sie durfte es nicht zulassen, dass sie sich über seine Komplimente freute. Schließlich waren sie vermutlich nicht ernst gemeint. “Danke.”
“Wie war dein Tag?”, fragte er, nachdem er wieder eingestiegen war und sie auf die Wange geküsst hatte.
Sie starrte ihn an, sofort misstrauisch. Warum fragte er? “Er war lang und hart, aber nicht schlecht. Und deiner?”
“Tja, mein Tag war lang und schwierig. Und informativ.”
Als er sich in den Verkehr einfädelte, riskierte Lausanne einen Blick in seine Richtung.
“Vermutlich ist es gegen die Regeln, dass du mit mir über den Fall sprichst, nicht wahr, selbst wenn der Fall mich persönlich betrifft?” Sie vergrub die Finger in den beiden weißen Tüten auf ihrem Schoß.
“Es gibt eine neue Entwicklung”, sagte Dom. “Eine, die du wissen solltest.”
Ihr Magen verkrampfte sich vor Nervosität. “Was für eine Entwicklung?”
Bitte, lieber Gott, Audrey darf nicht tot sein.
“Bobby Jack Cashs Leiche wurde vor ein paar Tagen aus dem Tennessee River gefischt.
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