Verheißene Erde
ihren hervorragenden Waffen auf das Nashorn ein und überwältigten es mit Stichen und Stößen. Das große schwarze Ungetüm versuchte sich mit Fußschlägen und Hörnerstößen zu verteidigen, doch die sieben Männer waren zu stark und es starb. »Zwei von unseren Hörnern«, sagte Nxumalo, während seine Männer die kostbaren Stücke aus dem Kadaver hackten. Diese Hörner bestanden aus kompakten
Haarmassen und waren der Grund dafür, daß diese herrlichen Tiere beinahe völlig ausgerottet wurden. Denn alberne alte Männer in China glaubten, daß Rhinozeroshörner, wenn sie in Pulverform entsprechend angewandt wurden, ihnen ihre Manneskraft wiedergeben würden. Und China war zu jener Zeit reich genug, um in der ganzen Welt nach solchen Hörnern suchen zu lassen. Nxumalos Männer, die sonst so umsichtig waren, schnitten nur die zwei Hörner aus dem toten Nashorn und versteckten sie unter einem mit vielen Kerben gekennzeichneten Baum, während sie das hervorragende Fleisch - eine Tonne oder mehr - liegenließen und sich auf die Suche nach ihrer nächsten Beute machten. Auf dieser Jagd erlegten sie noch drei weitere Nashörner, indem sie sie in Gruben mit spitzen Pfählen trieben. Die acht Hörner trugen sie in ihr Dorf zurück, während sie die Kadaver für die Geier, Hyänen und Ameisen zurückließen. Bei jedem der Beutetiere war der junge Nxumalo im Schatten dieser drohenden Hörner und donnernden Füße nach hinten gelaufen. »Er ist ein geschickter Jäger«, erzählten die Männer ihrem Häuptling. »Er vermag alles zu tun.« Und als der Junge von diesem Bericht hörte, lächelte er. Sein schöner schwarzer Körper glänzte, während er sich vorneigte, um seine Dankbarkeit auszudrücken.
Nxumalos Dorf glich in keiner Weise der Wohnstätte der kleinen braunen Männer. Anstelle eines freien Platzes standen dort feste Rundhütten, und man ernährte sich von sorgfältig angebautem Getreide und Gemüse anstatt von zufällig gesammelten Nahrungsmitteln. Es war jetzt ein festgefügtes Gemeinwesen. Aber in einer Hinsicht war das Leben noch ganz das gleiche: Frauen und Männer trugen fast keine Kleidung.
Deshalb war es bemerkenswert, daß eines der Hauptgewerbe des Dorfes das Weben von Baumwollstoffen war. Als der junge Nxumalo mit seinen acht Rhinozeroshörnern zurückkam und als Held gefeiert wurde, war es natürlich, daß er eines der Mädchen bemerkte, die in einer niedrigen, mit Gras gedeckten Hütte am See saßen und die Weberschiffchen hin und her bewegten.
Oft hielten sie beim Spinnen der Baumwolle inne, um den Tieren zuzusehen, die auf der anderen Seite des Sees grasten. Wenn ein Zebra ausschlug oder eine Gazelle Luf t sprünge vollführte, klatschten die Mädchen begeistert Beifall. Und wenn zufällig eine Herde Elefanten oder ein Kranichschwarm ankam, ertönten vergnügte Rufe, und es wurde nicht viel gearbeitet. Unter den Weberinnen befand sich Zeolani, die fünfzehnjährige Tochter des Mannes, der aus Barren, die vom Limpopofluß nach Süden gebracht wurden, Kupferdraht herstellte. Ihr Vater hatte ihr aus Stücken und Überresten der Sendung die sieben dünnen Armbänder gemacht, die sie an ihrem linken Handgelenk trug, so daß sie, wenn sie das Schiffchen in ihrem Webstuhl hin und her gleiten ließ, eine leise Musik verursachte, die ihr gefiel und sie von den anderen Mädchen unterschied.
Die Arbeit war nicht schwer; keine der Tätigkeiten des Stammes erforderte stete Anstrengung, und es gab lange Perioden, in denen die Mädchen ihre Tage zum Großteil in Muße verbrachten. Zeolani benutzte diese Gelegenheiten, um zu den Webstühlen zurückzugehen und für sich selbst einen Stoff aus zweitklassiger Baumwolle zu weben, den sie mit Kupferstücken aus dem Schatz ihres Vaters schmückte. Dieser Stoff war nicht rein weiß wie der für den Handel gewebte; er war honigfarben, was gut zu ihrer schwarzen Hautfarbe paßte.
Aus diesem Stoff fertigte sie sich einen Rock, den ersten, den es im Dorf gab, und wenn sie ihn um ihre schmale Taille wickelte und sich am See im Kreis drehte, wobei ihre schwarzen Brüste in der Sonne glänzten, unterschied sie sich von den übrigen Mädchen.
»Man erzählt sich, daß du bei der Jagd mutig warst«, sagte sie im Vorübergehen zu Nxumalo, der bei dem stillen Weberaum verweilte. »Rhinos sind schwer zu finden.«
»Und schwer zu erlegen?« Während sie diese Frage stellte, trat sie zurück, denn sie wußte, daß es für ihr Aussehen vorteilhaft war, wenn ihr Rock nach außen
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