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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Antwort erwartet wurde: »Warum erwähnst du das, Ehrwürdiger?«
    »Weil das Land erschöpft ist. Weil unsere Geister erlahmen. Weil andere im Norden hochkommen. Weil ich fremde Schiffe nach Sofala kommen sehe.«
    In diesem feierlichen Augenblick erkannte Nxumalo zum ersten Mal, daß es vielleicht sein Schicksal sein würde, für immer in Zimbabwe zu bleiben, damit es mit seiner Hilfe überleben konnte. Aber noch während er diesen Gedanken faßte, blickte er auf diese zwei Männer, die unter den schönen, gemeißelten Vögeln saßen, und konnte sich nicht vorstellen, daß diese Führer und diese Stadt wirklich in Gefahr waren.
    Als er den König von der Zitadelle nach unten begleitete, gingen Diener mit Fackeln vor ihnen her und blieben auch noch bei ihnen, während sie durch die Stadt schritten. Als Ausdruck seiner Ehrerbietung wollte Nxumalo den König bis zum Eingang seines Grundstücks begleiten, aber der Herrscher blieb mitten in der Stadt stehen und sagte: »Es ist Zeit, daß du den Alten Sucher besuchst.«
    »Ich sehe ihn oft, Herr.«
    »Aber heute abend hat er, glaube ich, besondere Botschaften für dich.« Also entfernte sich Nxumalo und ging zum Haus seines Mentors jenseits des Marktplatzes. Dort stellte sich heraus, daß der alte Mann tatsächlich besondere Informationen hatte: »Sohn des Ngalo, es ist Zeit, daß du die nächste Sendung von Gold und Rhinohörnern nach Sofala bringst.« Das war eine bedeutende Reise, die nur die verläßlichsten Bürger unternehmen durften. Es erforderte Mut, die steilen Pfade hinabzusteigen, neben denen Leoparden und Löwen lauerten; es erforderte robuste Gesundheit, die verderblichen Sümpfe zu überleben; und es erforderte solide Urteilskraft, seinen Besitz gegen die Araber zu schützen, die dort Handel trieben.
    »Die Araber, die über die Bergpfade klettern, um Zimbabwe zu besuchen, müssen gute Männer sein«, warnte ihn der weise Alte. »Aber jene, die in einen Seehafen schlüpfen und dort bleiben, können böse sein.«
    »Wie soll ich mich schützen?«
    »Rechtschaffenheit ist ein guter Schutz.« Er machte eine Pause. »Kam ich jemals bewaffnet in deines Vaters Kral? Hätte er mich nicht, wenn er es gewollt hätte, jederzeit töten können? Warum tat er es nicht? Weil er wußte, wenn er einen Mann von Ehre tötete, würde er es bald mit Männern ohne Ehre zu tun bekommen. Und dann bricht alles zusammen.«
    »Weißt du, ich bin sicher, daß mein Vater immer über deine Geschichten lacht. Die Wunder, von denen du erzähltest, die Lügen.«
    »Ein Mensch kann nicht weite Reisen unternehmen, ohne Ideen zu entwickeln. Und nun habe ich dir eine der allerbesten zu bieten.« Er klatschte in die Hände, und als der Diener erschien, gab er ihm ein Zeichen. Alsbald teilten sich die Vorhänge, die die Wohnräume abtrennten, und ein junges Mädchen von vierzehn Jahren, schwarz und strahlend wie poliertes Ebenholz, kam respektvoll herein. Sie stand reglos da, mit gesenkten Augen, wie eine der geschnitzten Statuen, die die Araber dem König präsentiert hatten; sie wurde Nxumola, dem Bergwerksinspektor des Königs, vorgestellt, und nach längerer Zeit hob sie ihre Augen und sah in die seinen.
    »Meine Enkelin«, sagte der alte Mann.
    Die beiden jungen Leute blickten einander unverwandt an, während der Alte Sucher gestand: »Vom ersten Tag, an dem ich dich beim See sah, Nxumalo, wußte ich, daß du für dieses Mädchen bestimmt bist. Alles, was ich danach tat, war darauf berechnet, dich hierherzubringen, damit du sie siehst. Die Rhinohörner? Ich hatte so viele im Lagerhaus, wie ich nur brauchte. Du warst der Schatz, den ich suchte.«
    Wegen des Schmerzes, der alle Lebenden einmal befällt, konnte Nxumalo nicht sprechen. Er war sich der Schönheit dieses Mädchens voll bewußt, erinnerte sich aber auch an Zeolani und das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Schließlich stieß er hervor: »Hochgeschätzter Vater, ich bin mit Zeolani verlobt.«
    Der alte Mann holte tief Atem und sagte: »Junge Männer geben Versprechen, dann gehen sie fort, um ihr Glück zu machen, und die Antilope am See sieht sie nicht wieder. Meine Enkelin heißt Hlenga. Zeig ihm den Garten, Hlenga.«
    Im Jahr 1458 sammelte Nxumalo einen Trupp von siebenundsechzig Trägern für den gefährlichen Marsch zur Küste. Die Route nach Sofala war schrecklich, der Weg wurde erschwert durch Sümpfe, fieberverseuchte Ebenen, steil abfallende Abstiege und angeschwollene Flüsse. Während er sich die Reiseberichte von

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