Verheißenes Land
Kaffeebohnen auf einen hübschen Profit.«
Emily fuhr nun fort, Posten um Posten durchzugehen. Es dauerte geraume Zeit, bis sie alle Preise zusammengerechnet hatten und übereingekommen waren, wo sie Einsparungen vornehmen wollten.
Wie sie feststellten, konnten sie am meisten Geld sparen, wenn sie die Gegenstände für den fahrenden Haushalt sowie Werkzeug, Wasserfässer, Zeltplane, Eimer für Teer und Schmiere, Waffen und all die anderen Dinge, auf die sie nicht verzichten konnten, gebraucht erstanden. Und Emily und Liam hatten auch schon in Erfahrung gebracht, wo diese am preiswertesten zu haben waren.
»Man hat uns übrigens dazu geraten, Brillen mitzunehmen«, sagte Emily zum Schluss.
»Wer von euch braucht denn eine Brille?«, fragte Brendan verblüfft.
Liam lachte. »Keiner. Das sind Brillen, die vor dem grellen Sonnenlicht draußen auf der Prärie schützen sollen und deshalb Sonnenbrillen heißen«, erklärte er. »Es sind ganz einfache Drahtgestelle und die Gläser bestehen aus ungeschliffenem Glas. Man hat die Wahl zwischen blauen und grünen Gläsern.«
Brendan schnaubte belustigt. »So ein Blödsinn. Ich will doch nicht alles in Blau oder Grün sehen! Obwohl es vielleicht schon witzig wäre, wenn ihr plötzlich ganz bunt herumlaufen würdet!«
Alle prusteten los. Jetzt, da die Mühen der letzten Tage endlich Ergebnisse zeigten, waren sie bereits viel zuversichtlicher und es stellte sich sogar eine gewisse Vorfreude auf das große Abenteuer ein. Geschäftig wandten sie sich der Frage zu, welcher Wagen und welche Zugtiere für sie geeignet und vor allem erschwinglich waren. Nun war es an Éanna und Brendan, ihren Freunden die Unterschiede der Wagenarten und Gespanne darzulegen.
»Also, fünfundachtzig Dollar für einen Prärieschoner werden wir schon anlegen müssen. Darum kommen wir nicht herum«, sagte Éanna. »Und wir sollten uns für Ochsen als Zugtiere entscheiden.«
Brendan nickte zustimmend. »Maultiere wären mir zwar lieber, aber die sind viel zu teuer. Bei einem Sechsergespann kommt doch ein ganz schöner Unterschied zustande.«
»Außerdem sind Ochsen genügsamer, ausdauernder und kommen auch mal mit weniger Futter aus. Das wird uns zugutekommen, wenn wir durch Gegenden fahren, in denen das Gras nicht so üppig wächst«, fügte Éanna hinzu. »Oje, das wird was werden, ein Gespann mit sechs Ochsen unter Kontrolle zu halten!«, fiel Liam plötzlich ein. »Ich habe damit jedenfalls keine Erfahrung.«
Brendan winkte ab. »Ach, die meisten anderen doch auch nicht. Das kriegen wir schon irgendwie hin. Und wenn wir Wagen und Ochsen gleich morgen kaufen, haben wir noch Zeit genug, um zu üben, damit wir uns nachher auf dem Zug nicht blamieren.«
»Das ist aber noch nicht alles«, kam Éanna zum nächsten wichtigen Punkt. »Wenn wir es uns irgendwie leisten können, sollten wir auf jeden Fall ein Pferd mitführen. Schon damit einer von uns mit auf die Jagd gehen kann.«
Liams Augen leuchteten auf. »Mann, ein eigenes Pferd! Das wäre was!«
Ein eigenes Reitpferd zu besitzen, war der Traum eines jeden Iren. Es war ein Symbol der Freiheit – und der Auflehnung gegen die verhassten Engländer und den irischen Landadel. Denn es war noch gar nicht so lange her, dass die Unterdrücker den Besitz eines Reitpferdes unter schwerer Strafe verboten hatten. Das hatte die irischen Rebellen daran hindern sollen, sich schnell zu versammeln, und war ein Akt tiefster Demütigung gewesen.
»Nun ja, Packpferde gibt es schon für fünfundzwanzig Dollar, aber für ein gutes Reitpferd müssten wir mindestens das Doppelte aufbringen«, gab Éanna zu bedenken.
»Lasst uns erst mal das wirklich Notwendige einplanen. Wir werden ja sehen, was am Ende herauskommt. Vielleicht ist dann ein Pferd noch drin«, sagte Emily hoffnungsvoll.
Sie gingen noch einige andere Posten durch, und als sie endlich ihre Gesamtrechnung aufstellten, waren sie mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Denn es reichte tatsächlich für die Anschaffung eines Pferdes samt gebrauchtem Sattel und Zaumzeug!
»Was haltet ihr davon, wenn wir uns zur Feier des Tages mal eine richtig deftige Mahlzeit und einen Krug Bier erlauben?«, schlug Brendan aufgekratzt vor.
Niemand erhob Einwände. All die Tage hatten sie mit dem Geld geknausert und sich weniger gegönnt, als sie eigentlich nötig gehabt hatten. Nun durften sie ruhig mal etwas mehr ausgeben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen!
Als sie am späten Abend gut gelaunt und gesättigt
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